Zwei Streckenrekorde beim Frankfurt-Marathon
Jeweils einen neuen Streckenrekord bei den Männern und Frauen gab es am Sonntag (30. Oktober) beim 24. Frankfurt-Marathon. Bei den Männern gewann der Kenianer Wilfred Kigen in 2:08:29 Stunden und verbesserte seine Bestzeit damit um eine knappe Minute. Bei den Frauen überraschte die Russin Alevtina Biktimirova, die sich gegen die Topfavoritin Marleen Renders (Belgien) in 2:25:12 Stunden durchsetzte.
Wilfred Kigen lief als Erster in der Festhalle über den Zielstrich (Foto: Kiefner)
Tempomacher Carsten Eich (RM Düsseldorf) führte eine Gruppe von etwa 20 Läufern bis zur Halbmarathonmarke. Eine Durchgangszeit von 1:04:40 Stunden war geplant, nach 1:04:37 Stunden passierten die ersten Läufer die Hälfte der Strecke – Maßarbeit. Lange blieb die große Läufergruppe zusammen bis der Russe Leonid Shvetsov, der einzige weiße Läufer der Spitzengruppe, bei Kilometer 30 das Tempo verschärfte. Charles Kibiwot, die beiden Cousins Wilson und Wilfred Kigen, sowie der Tempomacher vom Berlin-Marathon, Jason Mbote (alle Kenia), konnten dem 36-Jährigen, der allerdings fast die ganze Zeit für das Tempo sorgte, folgen.
Probleme hatte hier allerdings schon der Kenianer Boaz Kimaiyo, Sieger der vergangenen beiden Jahre, der als erster Mann in Frankfurt den Hattrick schaffen wollte. Die muskulären Probleme, die den 30-Jährigen seit dem Frühjahr behinderten, waren doch noch nicht vollkommen überwunden und so musste er nach 33 Kilometern das Rennen aufgeben.
Angriff kam zu früh
Leonid Shvetsov musste nach wenigen Kilometern die vier Kenianer, die das Tempo immer weiter verschärften, ziehen lassen. Charles Kibiwot, der eine persönliche Bestleistung von 2:10:21 Stunden aufzuweisen hat, legte etwa zwei Kilometer vor dem Ziel einen Zwischenspurt ein und setzte sich gleich einige Meter von seinen Verfolgern ab. Der Angriff kam allerdings zu früh, die Vierer-Gruppe lief geschlossen auf den letzten Kilometer.
Jason Mbote suchte kurz vor der Frankfurter Festhalle sein Glück in der Flucht und sah schon fast wie der sichere Sieger aus, als Wilfred Kigen einen unwiderstehlichen Endspurt anzog und als Erster ins Ziel lief. Mit 2:08:29 Stunden verbesserte er den Streckenrekord, den Boaz Kimaiyo im vergangenen Jahr mit 2:09:10 Stunden aufgestellt hatte, um 40 Sekunden. Damit gelang immerhin ein Streckenrekord-Hattrick – in jedem der drei vergangenen Jahre wurde eine neue Bestzeit erzielt.
Vier Läufer unter dem Streckenrekord
"Ich hatte etwas Angst vor zu warmem Wetter und bin die ganze Zeit mein eigenes Tempo gelaufen, habe mich nicht von Tempoverschärfungen verrückt machen lassen", sagte der Sieger nach dem Lauf. Diese Taktik zahlte sich aus. Jason Mbote blieb mit nur einer Sekunde Rückstand der zweite Rang. Die ersten vier Läufer blieben unter 2:09:00 Stunden und damit auch unter dem alten Streckenrekord.
Leonid Shvetsov, der auf den letzten Kilometern ein einsames Rennen lief, erreichte als Fünfter und bester Europäer in 2:10:05 Stunden das Ziel. Zweitbester Europäer wurde als Elfter der Europameister Janne Holmen (Finnland) in 2:14:58 Stunden. Sein Ziel, seine Bestzeit von 2:12:10 Stunden zu verbessern, verfehlte er damit allerdings deutlich.
Riesige Überraschung bei den Frauen
Eine faustdicke Überraschung gab es bei den Frauen. Dort hatte sich die Topfavoritin Marleen Renders gleich von Anfang an an die Spitze gesetzt. Mit zwischenzeitlich eineinhalb Minuten Vorsprung auf die Verfolgerinnen lag die Belgierin immer deutlich auf Kurs für einen neuen Streckenrekord. Doch schon bei Kilometer 35 war die Russin Alevtina Biktimirova auf 20 Sekunden an sie herangelaufen.
Während Marleen Renders nicht mehr zulegen konnte, drehte die junge Russin erst richtig auf. Schon fünf Kilometer später hatte sie die Belgierin nicht nur überholt, sondern ihr sogar schon 44 Sekunden abgenommen. Nach 2:25:12 Stunden überquerte sie die Ziellinie und verbesserte damit nicht nur den Streckenrekord der Braunschweigerin Luminita Zaituc (2:26:01 h), sondern pulverisierte auch ihre Bestleistung, die bis heute bei 2:31:39 Stunden gestanden hatte.
Perfekter Tag, perfektes Rennen
"Dass es so schnell wird, damit habe ich nicht gerechnet", sagte die 23-jährige Russin nach ihrem fünften Marathon. "Ich wollte unter 2:30 Stunden laufen und vielleicht gewinnen, aber dass das dabei rauskommt, das ist unglaublich." Marleen Renders zeigte sich sehr zufrieden, obwohl es mit dem Sieg nicht geklappt hatte. "Ich bin nicht zu schnell angegangen, die Kilometer waren sehr gleichmäßig. Erst auf den letzten sieben Kilometern bin ich langsamer geworden." Immerhin blieb die 36-Jährige bei ihrem 19. Marathon mit 2:26:26 Stunden zum 14. Mal unter 2:30 Stunden. Auch die drittplatzierte Tola Roba aus Äthiopien sorgte mit ihren erst 19 Jahren in 2:29:30 Stunden für ein weiteres herausragendes Ergebnis.
"Das war ein perfekter Tag, ein perfektes Rennen", waren sich Bürgermeister Achim Vandreike und Renndirektor Jo Schindler einig. Für die Jubiläumsveranstaltung im nächsten Jahr will man sich noch etwas Besonderes einfallen lassen. Vielleicht geht die Strecke dann über den Römerberg. "Das war jedenfalls heute die beste Werbung für das nächste Jahr", sagte der Sportliche Leiter Christoph Kopp. Das hervorragende Wetter hatte bedeutend mehr Zuschauer als in den vergangenen Jahren zum Jubeln und Anfeuern der 17.195 Athleten an die Strecke gelockt.
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