| Diamond League Eugene

Zweitägige Star-Parade im Hayward Field mit fünf DLV-Athleten

Das Prefontaine Classic-Meeting lockt auch in diesem Jahr jede Menge Top-Stars am Freitag und Samstag nach Eugene. Speziell die Mittel- und Langstreckenrennen haben mit dem 5.000-Meter-Weltrekordversuch von Genzebe Dibaba eine Menge zu bieten. Mit dabei bei der dritten Station der Diamond League sind auch fünf deutsche Starter. Von denen hat Stabhochspringer Raphael Holzdeppe beste Erinnerungen ans Hayward Field.
Martin Neumann

Fünf deutsche Asse und jede Menge internationaler Top-Stars haben sich für das Prefontaine Classic-Meeting in Eugene (USA) angekündigt. Die auf zwei Tage (26./27. Mai) gestreckte dritte Station der diesjährigen Diamond League lässt den ersten Wettkampftag gleich mit einem Weltrekordversuch ausklingen. 1.500-Meter-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) geht um 20:41 Uhr Ortszeit im Hayward Field ins 5.000-Meter-Rennen, um die knapp neun Jahre alte Bestmarke von 14:11,15 Minuten ihrer älteren Schwester Tirunesh zu verbessern. Noch fehlen der 26-Jährigen rund vier Sekunden zum Weltrekord. Vor zwei Jahren lief sie in Eugene bereits 14:19,76 Minuten und damit die schnellste Zeit, die je in den USA über diese Strecke bei den Frauen erzielt worden ist.

Traditionell stehen beim Prefontaine Classic die Mittel- und Langstrecken im Fokus. Schließlich war Eugene über Jahre die Wirkungsstätte des legendären Nike-Mitbegründers und Trainers Bill Bowerman. Mittlerweile ist die Stadt in Oregon das Herz der US-Leichtathletik. Nach Bowerman ist zudem seit vielen Jahren der Abschlusswettkampf des Meetings benannt, die „Bowerman-Meile“. Auf den etwas mehr als vier Stadionrunden kommt es zum Duell der 1.500-Meter-Olympiasieger Asbel Kiprop (Kenia) und Matt Centrowitz (USA).

Mo Farah will fünften Sieg

Ebenfalls am Samstag bestreitet der viermalige Olympiasieger Mo Farah sein erstes 5.000-Meter-Rennen des Jahres. Zu gern würde der Brite seinen fünften Sieg im Hayward Field einfahren. Doch mit den jungen Äthiopiern Hagos Gebrhiwet und Yomif Kejelcha sowie Kenias Cross- und Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor wartet pfeilschnelle Konkurrenz auf Farah.

Richtig Speed nehmen die 200-Meter-Sprinterinnen am Samstagabend auf. Ein Quartett mit Bestzeiten unter 22 Sekunden streitet um den prestigeträchtigen Sieg: Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jamaika; 21,66 sec), Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande; 21,63 sec) und die Olympia-Dritte Tori Bowie (USA; 21,99 sec) treffen auf die Frau, die auf der halben Stadionrunde über Jahre dominiert hat: Allyson Felix. Die sechsmalige Olympiasiegerin und neunfache Weltmeisterin ist mittlerweile 31 Jahre alt. Doch ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Ihre Bestzeit von 21,69 Sekunden lief die US-Amerikanerin übrigens vor fünf Jahren in Eugene.

Raphael Holzdeppe im Anflug auf die WM-Norm

Beste Erinnerungen ans Hayward Field hat auch Raphael Holzdeppe. Dreimal startete der Stabhochsprung-Weltmeister von 2013 beim Traditionsmeeting. Und eben wenige Monate vor seinem WM-Triumph in Moskau (Russland) überzeugte der mittlerweile 27-Jährige in Eugene mit 5,84 Metern. 2015 bot der Athlet vom LAZ Zweibrücken an selber Stelle 5,80 Meter an.

Am Samstag geht es für den Olympia-Dritten von 2012 darum, sich gegen die bärenstarke Konkurrenz um die Olympiasieger Renaud Lavillenie (Frankreich) und Thiago Braz da Silva (Brasilien) sowie Weltmeister Shawn Barber (Kanada) zu behaupten und wenn möglich die WM-Norm für London (Großbritannien; 4. bis 13. August) abzuhaken. Die steht bei 5,70 Metern, Raphael Holzdeppes Saisonbestleistung liegt (noch) 20 Zentimeter darunter.

Seine Diamond League-Premiere feiert in Eugene Armand Duplantis. Der erst 17 Jahre alte Schwede steigerte den U20-Weltrekord von Raphael Holzdeppe in diesem Jahr von 5,80 Metern mehrmals auf nun 5,90 Meter. Damit führt der Teenager sogar die Weltjahresbestenliste an. In seiner Wahlheimat USA wird schon vom "Tiger Woods des Stabhochsprungs" gesprochen - der Golfstar hatte in jungen Jahren Altersrekorde in Serie gebrochen. "Ich bin bisher so gut gesprungen, deshalb wird es vielleicht ein bisschen mehr Druck sein als sonst", sagte Duplantis im Vorfeld.

Gesa Felicitas Krause mit nächster Rekord-Chance

Die weitere vier deutschen Starter in Eugene haben die WM-Norm schon in der Tasche. Als erste deutsche Starterin ist am Freitagabend in der Auftakt-Disziplin Katharina Molitor an der Reihe. Die Speerwurf-Weltmeisterin vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat es mit erlesener Konkurrenz zu tun. Sie trifft auf die junge Olympiasiegerin Sara Kolak (Kroatien), Weltrekordlerin Barbora Spotakova (Tschechien), Europameisterin Tatyana Khaladovich (Weißrussland) und die frischgebackene Asien-Rekordlerin Liu Shiying (China; 66,47 m).

Ebenfalls am Freitag geht Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) über 3.000 Meter Hindernis ins Rennen. Sie hat es unter anderem mit Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Ruth Jebet (Bahrain) zu tun. Dazu sind drei weitere Läuferinnen mit Bestzeiten unter 9:10 Minuten im Feld. Vielleicht kann Deutschlands „Leichtathletin des Jahres“ die erwartete schnelle Fahrt nutzen, um in die Nähe ihres gerade einmal drei Wochen alten deutschen Rekords von 9:15,70 Minuten zu laufen.

David Storl in der Außenseiterrolle

Eine Disziplin, die beim US-Traditionsmeeting nicht fehlen darf, ist das Kugelstoßen der Männer. Die schnellkräftigen Athleten sind beliebt in den USA – und erfolgreich. Angeführt wird das Feld von Joe Kovacs (USA). Der Weltmeister legte vor Wochenfrist 22,57 Meter vor und verdrängte damit seinen Landsmann Ryan Crouser (22,15 m) von Platz eins der Weltjahresbestenliste. Der Olympiasieger weist allerdings ein konstant hohes Niveau auf. Schon sechsmal jagte der 24-Jährige in dieser Freiluftsaison sein 7,26 Kilogramm schweres Arbeitsgerät auf mehr als 22 Meter.

Von dieser Marke ist David Storl (SC DHfK Leipzig) dieses Jahr noch ein gutes Stück entfernt. Doch das ist nicht ungewöhnlich für den zweimaligen Weltmeister. Der junge Vater kommt meistens pünktlich zu den Saisonhöhepunkten in Top-Form. Bei seinem ersten Saisonwettkampf am Wochenende in Halle kam der dreimalige Europameister auf 20,63 Meter. Damit rangiert er – was die Jahresbestweite angeht – aktuell ganz hinten im Starterfeld von Eugene. Dieser Fakt zeigt, welche Extraklasse-Athleten in Oregon am Start sind.

Youngster aus Botswana wollen überraschen

Das gilt freilich auch für den Dreisprung. Dort hat es Europameister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; SB: 17,02 m) mit keinem Geringeren als 18,21-Meter-Springer Christian Taylor zu tun. Der zweimalige Olympiasieger aus den USA gewann den Auftakt der Diamond League in Doha (Katar) mit 17,25 Metern. Die Weltjahresbestenliste führt sein Landsmann Will Claye (17,40 m) an. Der ist in Eugene natürlich ebenso dabei wie Hallen-Weltmeister Dong Bin (China).

Man sieht: Am WM-Austragungsort 2021 wird den Fans über zwei Tage ein wahrer Leichtathletik-Leckerbissen geboten. Doch auf Hayward Field gaben sich über Jahre nicht nur die Top-Stars die Klinke in die Hand, sondern das Stadion war auch häufig Geburtsstätte großer Karrieren. Das könnte auch dieses Jahr der Fall sein. Leichtathletik-Fans sollten die 400 Meter der Männer im Auge behalten. Dort fordern am Samstag die jungen Botswaner Karabo Sibanda (18) und Thebe Baboloki (20) die arrivierten Viertelmeiler um LaShawn Merritt (USA).

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