Zweiter EM-Tag bringt zweite DLV-Medaille
Wenn das so weitergeht, dürfte es morgen die erste Goldmedaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geben. Denn nach Bronze am EM-Eröffnungstag durch Kugelstoßer Ralf Bartels, kam heute Silber durch Dieter Baumann hinzu. Er musste sich in einem packenden Schlussspurt nur dem Spanier Jose Manuel Martinez geschlagen geben. Eine weitere deutsche Medaille verpasste Weitspringerin Heike Drechsler, die auf Platz fünf kam.
Eingerahmt von zwei Spaniern wurde Dieter Baumann EM-Zweiter. (Foto: Kiefner)
Doch nicht nur die deutsche Mannschaft, auch das Wetter steigerte sich am zweiten EM-Tag. Zu regnen begann es nicht schon am Anfang der Abendveranstaltung, sondern erst mittendrin. Und auch die Stärke der Schauer war bei weitem nicht so wie am Vortag. Trotzdem: Die 10.000-Meter-Asse waren nach ihrem Rennen nicht nur vom Schweiß nass. Das Rennen selbst war packend wie ein Krimi: Als Dritter bog Dieter Baumann hinter den beiden Spaniern Jose Manuel Martinez und Jose Rios auf die Zielgerade ein. An Rios konnte er von der durchs Stadion schwappenden La Ola getragen noch vorbeiziehen und sich damit in 27:47,87 Minuten hinter Martinez (27:47,65 min) die Silbermedaille sichern. Für Rios blieb in 27:48,29 Minuten Bronze. Bei der anschließenden Pressekonferenz berichteten Sieger Martinez und der Drittplatzierte Jose Rios von ihren Erlebnissen 1992. Damals saßen sie im Stadion von Barcelona und sahen Dieter Baumann Olympiasieger werden. Dieses Mal waren sie nun noch viel näher dran, als der 37-Jährige wie schon bei der letzten EM 1998 Silber holte. "München ist ein fantastisches Publikum, dankeschön!" lobte der Deutsche die 41.300 Menschen im Olympiastadion und hielt sich offen, ob er diese Atmosphäre nochmals beim 5000-Meter-Rennen genießen wolle: "Da schlafe ich erst mal zwei Nächte drüber."
Drechslers letzter großer Wettkampf in Deutschland
Heike Drechsler hoffte, in München ein fünftes und letztes Mal Europameisterin zu werden. Zum ersten Mal seit 1985 war deshalb auch ihre Mutter im Stadion, um der Tochter beim Springen zuzusehen. Doch es brachte kein Glück. Platz fünf mit 6,64 Metern sprang letztendlich heraus. Obwohl aus dem Titeltraum nichts wurde, winkte sie nach dem Wettbewerb ins Publikum. Ein wenig Enttäuschung stand ihr dabei ins Gesicht geschrieben. Nachvollziehbar, war es doch ihre letzte große Meisterschaft im Heimatland.
Der Sieg ging an die große russische Favoritin. Tatjana Kotova, in diesem Jahr schon bei 7,42 Metern gelandet, legte im ersten Versuch 6,78 Meter vor. Im vierten Anlauf packte sie nochmals sieben Zentimeter drauf und gewann letztendlich mit "nur" 6,85 Metern. Den Silberrang sicherte sich überraschend Jade Johnson aus Großbritannien. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 6,73 Meter ließ die U23-Europameisterin des vergangenen Jahres die vor der Meisterschaft weitaus höher gehandelte Tünde Vaszi aus Ungarn hinter sich. Die gebürtige Rumänin schaffte zwar ebenfalls 6,73 Meter, doch Johnson hatte diese Weite vorgelegt.
Chambers und Thanou Sprintsieger
Der schnellste Mann Europas ist Dwain Chambers. 9,96 Sekunden leuchteten auf der Anzeigetafel, als er über die Ziellinie stürmte. Weder Francis Obikwelu (10,06 sec) noch der Europameister von 1998, Darren Campbell (10,15 sec), konnten ihm etwas entgegenhalten.
Bei den Frauen ging der Sieg an die griechische Sprinterin Ekaterini Thanou. 11,10 Sekunden benötigte sie. Die Belgierin Kim Gevaert schob sich mit 11,22 Sekunden nur eine Hundertstelsekunde vor der Italienerin Manuela Levorato (11,23 sec) über die Ziellinie.
Nachfolgerin der verletzungsbedingt fehlenden Titelverteidigerin Franka Dietzsch wurde im Diskuswurf der Frauen die Griechin Ekaterini Vogoli (64,31 m). Sie verwies Weltmeisterin Natalya Sadova (Russland/64,12 m) auf Platz zwei. Adrian Annus aus Ungarn holte sich den EM-Titel im Hammerwerfen (81,17 m). Auf den Plätzen folgten Vladislav Piskunov (Ukraine/80,39 m) und Alexandros Papadimitrou (Griechenland/80,21 m).