
Der große Disziplin-Check 2017 – Stabhochsprung Männer
Das Leichtathletik-Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist viel passiert in den vergangenen Monaten – mit Hallen-EM, Team-EM und den Weltmeisterschaften in London sowie vier internationalen Nachwuchsmeisterschaften. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück auf die Highlights und ziehen Bilanz. Heute: der Stabhochsprung der Männer.
Fazit des bisherigen Bundestrainers:
Jörn Elberding, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2017 aus?
Jörn Elberding:
Die Bilanz kann definitiv nicht positiv ausfallen. Unser Anspruch ist keineswegs erfüllt worden. Wir hatten nur einen Teilnehmer bei der WM. Ich weiß gar nicht, wann das zum letzten Mal so war. Aber zu berücksichtigen ist, dass wir sehr viele Ausfälle verkraften mussten. Raphael Holzdeppe war sicherlich leistungsfähig, hatte aber im Vorfeld der WM, sprich nach der Hallensaison, zwei Stabbrüche und hat die Stabfirma wechseln müssen. Dadurch war er im Sprungverhalten extrem unsicher. Nicht zu vergessen ist Torben Laidig, der in den USA studiert und in diesem Jahr 5,70 Meter gesprungen ist, also die WM-Norm realisiert hat. Aber er hat sich eine Handverletzung zugezogen, einen leichten Anriss im Kahnbein. Deswegen konnte er nicht bei den Deutschen Meisterschaften und nicht bei der WM in London starten. Auch Florian Gaul, der letztes Jahr Achter der Welt-Bestenliste war, konnte nicht springen. Bei der Hallen-WM ist ihm beim Aufwärmen der Stab gebrochen. Er war zwölf Wochen nicht sprungfähig, weil er den Stab gar nicht festhalten konnte. Tobias Scherbarth hat in der Saisonvorbereitung eine Schambeinentzündung zurückgeworfen. Karsten Dilla ist zum Ende der Saison erst wieder stärker geworden. Carlo Paech, im Vorjahr bei der Hallen-WM Zehnter, hat überhaupt keinen Wettkampf bestritten. Insgesamt war die Saison im Männerbereich enttäuschend. Es ist einfach nicht rund gelaufen.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Jörn Elberding:
Für meine persönlichen Highlights hat Bo Kanda Lita Baehre gesorgt. Zunächst weil er ziemlich überraschend Deutscher Meister geworden ist, zum anderen weil er eine internationale Medaille gewinnen konnte. Und das in einem Jahrgang, wie es ihn in dieser Stärke weltweit noch nicht gegeben hat. Der Jahrgang 1999 verfügt über drei extrem starke Springer, sie haben alles pulverisiert, was jemals vorher gesprungen wurde. Alle drei sind Europäer, auch wenn Armand Duplantis in den USA lebt. Er ist aber Schwede.
Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der Heim-EM 2018 in Berlin?
Jörn Elberding:
Beim Festlegen von Zielen muss man in Betracht ziehen, dass es Gründe gibt, warum es in diesem Jahr nicht ganz so gut gelaufen ist. Es geht nun darum, Leute wie Florian Gaul und Torben Laidig wieder zurück an die Spitze zu führen. Genauso wie Karsten Dilla und Tobias Scherbarth, die sich in Regionen von 5,70 Meter plus stabilisieren müssten. Raphael Holzdeppe hinzugenommen sieht es also deutlich besser aus. Torben Laidig ist ein Springer, der im nächsten Jahr durchaus auf 5,80 Meter gehen kann.
Internationale Erfolge 2017
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | - |
Hallen-EM | – | 5. Raphael Holzdeppe |
U23-EM | – | 5. Oleg Zernikel |
U20-EM | Silber: Bo Kanda Lita Baehre | – |
U18-WM | – | 4. Daniel Breinl |
EYOF | – | – |
Die deutschen Top Ten 2017
Höhe | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
5,80 m | Raphael Holzdeppe | 1989 | LAZ Zweibrücken |
5,70 m | Torben Laidig | 1994 | WGL Schwäbisch Hall |
5,61 m | Karsten Dilla | 1989 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,61 m | Bo Kanda Lita Baehre | 1999 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,60 m | Hendrik Gruber | 1986 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,60 m | Tobias Scherbarth | 1985 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,50 m | Florian Gaul | 1991 | VfL Sindelfingen |
5,50 m | Oleg Zernikel | 1995 | ASV Landau |
5,50 m | Malte Mohr | 1986 | TV Wattenscheid 01 |
5,40 m | Pascal Koehl | 1991 | LA-Team Saar |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | ≥ 5,70 m (WM-Norm) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 6 | 5,83 | 5,79 | 5,66 |
2006 | 7 | 5,87 | 5,84 | 5,73 |
2007 | 6 | 5,87 | 5,81 | 5,68 |
2008 | 9 | 5,79 | 5,77 | 5,73 |
2009 | 7 | 5,79 | 5,75 | 5,70 |
2010 | 5 | 5,80 | 5,76 | 5,66 |
2011 | 4 | 5,77 | 5,73 | 5,65 |
2012 | 4 | 5,94 | 5,83 | 5,68 |
2013 | 5 | 5,89 | 5,82 | 5,68 |
2014 | 3 | 5,71 | 5,63 | 5,54 |
2015 | 3 | 5,78 | 5,72 | 5,62 |
2016 | 4 | 5,76 | 5,71 | 5,59 |
2017 | 2 | 5,70 | 5,66 | 5,58 |
Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff | Welt | Diff |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 5,93 (Lobinger) | 5,93 (Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Burgess/USA) | 0,07 |
2006 | 5,90 (Lobinger) | 5,90 (Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Walker/USA) | 0,10 |
2007 | 5,90 (Otto) | 5,90 (Otto) | 0,00 | 5,95 (Walker/USA) | 0,05 |
2008 | 5,81 (Straub) | 6,01 (Lukyanenko/RUS) | 0,20 | 6,04 (Hooker/AUS) | 0,23 |
2009 | 5,81 (Straub) | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 |
2010 | 5,90 (Mohr) | 5,94 (Lavillenie/FRA) | 0,04 | 5,95 (Hooker/AUS) | 0,05 |
2011 | 5,85 (Mohr) | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 |
2012 | 6,01 (Otto) | 6,01 (Otto) | 0,00 | 6,01 (Otto) | 0,00 |
2013 | 5,91 (Holzdeppe) | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 |
2014 | 5,73 (Scherbarth) | 5,93 (Lavillenie/FRA) | 0,20 | 5,93 (Lavillenie/FRA) | 0,20 |
2015 | 5,94 (Holzdeppe) | 6,05 (Lavillenie/FRA) | 0,11 | 6,05 (Lavillenie/FRA) | 0,11 |
2016 | 5,77 (Gaul) | 5,98 (Lavillenie/FRA) | 0,21 | 6,03 (Braz da Silva/BRA) | 0,26 |
2017 | 5,80 (Holzdeppe) | 5,93 (Wojciechowski/POL) | 0,13 | 6,00 (Kendricks/USA) | 0,20 |
Das fällt auf
- Bo Kanda Lita Baehre hat eine jugendliche Leichtigkeit verbreitet und avancierte als nationaler Titelträger von Männern, U23 und U20 sozusagen zum Meister aller Klassen. Und das, obwohl er noch aus verkürztem Anlauf springt.
- Dreier-, Fünfer- und Zehnerschnitt haben sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert.
- Das Olympiajahr 2012 mit einem nationalen Top Drei-Schnitt von 5,94 Metern und dem Deutschen Rekord von 6,01 Metern an der Spitze bleibt herausragend.
- Weltmeister Sam Kendricks (USA) war als einziger Sechs-Meter-Springer in diesem Sommer obenauf.
leichtathletik.TV-Clips zum Stabhochsprung
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint - Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke - Frauen
Langstrecke - Männer
Langstrecke - Frauen
Hürdensprint - Männer
Hürdensprint - Frauen
Langhürden - Männer
Langhürden - Frauen
Hindernis - Männer
Hindernis - Frauen
Gehen - Männer
Gehen - Frauen
Hochsprung - Männer
Hochsprung - Frauen