Vor den Wettkämpfen: Stimmen der DLV-Athleten
Freitag, 10. August 2018 |
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MARATHON MÄNNER
Philipp Baar
(ART Düsseldorf; PB/PB:2:16:17 h)
Man kann sich auf unterschiedliche Weisen auf solch einen Marathon bei diesen hohen Temperaturen vorbereiten. Ich habe fünfeinhalb Jahre in Texas gelebt, studiert und war dort der Hitze ausgesetzt. Ich möchte aber nicht behaupten, dass ich besser angepasst bin als andere. Ich habe in der Zeit gelernt, dass man sich der Hitze bis zu einem bestimmten Grad anpassen kann. Hitze ist einfach ein lebensfeindlicher Zustand, der wiegt im Leistungssport noch schwerer. 30 Grad sind nun mal 30 Grad. In dem Fall muss man bei der Zeit einfach Abstriche machen. Man fährt umso besser, je mehr man sich das eingesteht, darauf vorbereitet und akzeptiert. Dann glaube ich, kann man auch bei diesen schwierigen Bedingungen seine eigene persönliche Erfolgsgeschichte schreiben bzw. hoffentlich mit der Mannschaft. Natürlich hat man seine eigenen persönlichen Ziele, die man sich steckt. Ich bin nur der "Nachrücker" für Hendrik Pfeiffer (Fersenverletzung) gewesen. Deshalb lastet auf meinen Schultern, als Nummer sechs im Team, das geringste Gewicht. Allerdings weiß ich, dass ich gut trainiert und viel investiert habe. Man möchte einfach seine Chance bei der EM in Berlin nutzen und sich gut präsentieren. Nichts desto trotz ist es erst mein zweiter Marathon. Das heißt, ich habe noch relativ viel zu lernen. Das wird mein erster Marathon unter suboptimalen Bedingungen. Ich hoffe, dass ich meine Nominierung validieren und einfach beweisen kann, dass die Nach-Nominierung gerechtfertigt war und ich meine persönliche Leistung dem Team beisteuern kann. Ich möchte am Sonntag die Ziellinie überqueren und sagen, das war heute das, was drin war.
Donnerstag, 9. August 2018 |
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5.000 METER FRAUEN
Hanna Klein
(SG Schorndorf 1846; PB: 15:17,14 min | SB: 15:17,47 min)
Im Training wollten wir noch ein bisschen mehr in die Schnelligkeit reingehen. Aber Vorsicht walten lassen, weil ich ein bisschen Schmerzen an den Achillessehnen hatte. Eigentlich geht es in den Einheiten darum, die Leistung zu stabilisieren. Mit den Achillessehnen [beide Füße] ist soweit alles okay. Das habe ich schon ein bisschen länger, komme damit klar, es behindert mich nicht und ich kann trotzdem 100 Prozent geben. Es sieht halt durch die Salbenverbände ein bisschen brutal aus. Die Verbände tun gut und helfen auch. Wir haben uns umentschieden, ich werde über 5.000 Meter starten. Ich bin bei den Deutschen Meisterschaften über 5.000 Meter gestartet und verspüre über diese Strecke mehr Sicherheit. Über 1.500 Meter hatte ich in diesem Jahr noch nicht allzu viele Läufe. Über 5.000 Meter steht am Sonntag nur das Finale an. Es ist nur ein Lauf, der meinen Sehnen auch gut tun wird. Ich versuche einfach mein Besten zu geben und mich reinzuhängen. Ich weiß, dass ich nicht überpacen möchte. Ich will einfach meinen eigenen Schritt von Anfang an gehen. Ich habe die Startlisten bereits gesehen. Von den Zeiten sind wir alle sehr eng beinenander. Viele laufen zwischen 15:10 und 15:20 Minuten. Ich hoffe, dass ich da mitschwimmen kann und vielleicht durch einen guten Endspurt ein paar Plätze gut machen kann. Das Rennen in Berlin ist mein Saisonabschluss. Am Mittwoch geht es dann für drei Wochen in den Urlaub nach Kanada.
Konstanze Klosterhalfen
(TSV Bayer 04 Leverkusen; PB: 14:51,38 min / 15:19,93 min)
In Kienbaum haben wir eine gezielte Vorbereitung auf die EM absolviert. Ein paar Dauerläufe und ein schnelles Abschlussprogramm. Ich habe versucht, mich erstmal nur darauf zu konzentrieren, aber ich freue mich natürlich schon, dann im Stadion zu stehen. Ich hoffe, ich bin noch mal einen Schritt weiter als in Nürnberg. Wir haben noch mal gut trainiert und bin eigentlich ganz zuversichtlich. Es ist mein erstes 5.000-Meter-Rennen bei einer internationalen Meisterschaft, daher bin ich für alle Rennverläufe offen und freue mich einfach darauf, Erfahrungen sammeln zu können. Über den perfekten Rennverlauf habe ich noch nicht nachgedacht. Wenn ich am Ende alles aus mir rausholen kann und weiß, dass ich alles gegeben habe, wenn ich die Stimmung in mir aufnehmen kann – das wäre schön, das wünsche ich mir.
MARATHON MÄNNER
Philipp Pflieger
(LG Telis Finanz Regensburg; PB: 2:12:50 h / SB: 2:13:39 h)
Ich gehe davon aus, dass es eine Hitzeschlacht werden wird. Obwohl etwas kühlere Temperaturen als an den Tagen zuvor erwartet werden. Es sind nicht die Bedingungen, die üblicherweise bei einem City-Marathon im Herbst oder Frühjahr vorherschen. Deswegen kann man sich direkt mal von Zeiten verabschieden beziehungsweise sollte man sich darauf konzentrieren, im Rahmen der Hitze seine Kräfte bestmöglichst einzuteilen, um dann eine gute Platzierung zu erreichen. Wenn ich unter die Top 20 kommen kann, wäre ich schon mal zufrieden. Mein Erfahrungsschatz ist sehr begrenzt, was das Laufen [Marathon] bei diesen hohen Temperaturen angeht. Mein einziger anderer Marathon, bei dem ich auch sehr schwierige Verhältnisse hatte, war bei Olympia in Rio. Den ganzen Morgen noch etwa bis Kilometer zehn hatte es stark geregnet. Als die Sonne rauskam, hatte wir 25, 26 Grad, aber vor allem die Luftfeuchtigkeit mit fast 100 Prozent war das Hauptproblem. Das war wie wenn man in einem Dampfbad rennt.
Man hat natürlich die eine oder andere Marschroute im Kopf und Taktik, wie man das Rennen angehen will. In meinem Fall wahrscheinlich sehr konservativ. Im Zweifelsfall ist man immer ganz gut beraten, wenn man es schafft, für das letzte Viertel noch ein paar Körner zu sparen. Wenn man dazu noch in der Lage ist, kann man teils sehr viele Leute einholen. Man muss ein Rennen lesen können. Das ist die Schwierigkeit, an manchen Punkten Entscheidungen zu treffen, die sich vielleicht auszahlen oder sich später rächen werden. Letztenendes wird der Punkt kommen, an dem man sich für eine Gruppe entscheiden muss.
Wir haben im Vorfeld viel über Kühlung, Getränke und Verpflegung gesprochen. Das wird wichtig sein und wir werden es versuchen, das am Wettkampftag bestmöglich umzusetzen. Auch gemeinsam mit dem medizinischen Team. Die Kühlwesten haben wir primär für den Aufwärmprozess getestet, falls es am Wettkampftag wirklich sehr früh schon sehr warm sein sollte. Dafür würde ich die Westen in Betracht ziehen. Wir laufen uns trotzdem warm für die muskuläre Erwärmung. Aber um da jetzt nicht gleich den Körper massiv temperaturtechnisch hochzufahren, ist dies eine Möglichkeit, die Körperkerntemperatur noch niedig zu halten. Nichts desto trotz ist der Marathon unter solchen Bedingungen auch für austrainierte Sportler so ein bisschen ein "Roulettespiel".
MARATHON FRAUEN
Fabienne Amrhein
(MTG Mannheim; PB/SB: 2:32:35 h)
Die Nervosität hält sich noch in Grenzen, sie wird aber von Tag zu Tag größer. Was wohl daran liegen mag, dass ich noch in Kienbaum bin. Ich fahre erst am Freitag nach Berlin. Das ist erst mein dritter Marathon, ich bin die Drittjüngste im Feld. Ich habe noch nicht allzu viel Erfahrung, vor allem mit Meisterschaftsrennen. Es soll ganz schön warm werden am Wettkampftag [Sonntag]. Von daher könnte es mit einer Bestzeit schwer werden. Ich möchte einfach mein Bestes geben. Ich will im Ziel ankommen und wissen, ich habe wirklich alles aus mir herausgeholt. Vor ein, zwei Wochen war ich noch etwas geknickt und hatte es echt schwer, ins Training zurückzufinden. Da war so ein bisschen der Flow weg, aber jetzt hier in Kienbaum läuft es wieder richtig gut. Ich habe den Unfall abgehakt, habe ihn nicht mehr im Kopf und bin jetzt voll auf Sonntag fokussiert. Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Training, bin an einem parkenden Auto vorbeigefahren, die Tür ging auf und dann konnte ich leider nicht mehr reagieren und lag auf dem Boden. Der Unfall ist glimpflich ausgegangen. Nach sieben Tagen konnte ich dann mit Schiene [rechter Arm] wieder laufen.
Mittwoch, 8. August |
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20 KILOMETER GEHEN FRAUEN
EMILIA LEHMEYER
(PSV Berlin; PB/SB: 1:32:49 h)
Die EM-Vorbereitung lief nicht ganz so optimal, wie ich sie mir zu Anfang vorgestellt hatte. Ich bin aktuell dabei mein Staatsexamen zu machen, ich studiere Physiotherapie. Deswegen war die Vorbereitung etwas eingeschränkt. In Kienbaum war alles soweit okay. Obwohl ich in den vergangenen Wochen immer wieder mit Oberschenkelproblemen, ziehende Schmerzen, zu kämpfen hatte. Die haben sich etwas gebessert. Prinzipell bin ich relativ zufrieden. Das warme Wetter ist nicht so meins. Ich hatte in der Phase der ersten warmen Tagen ziemlich zu kämpfen. Ich war lange müde und fühlte mich schlapp. Generell sollen die Prognose für Samstag recht gut sein und die Temperaturen etwas nach unten gehen. Aber jeder Athlet hat die gleichen Bedingungen. Deshalb bin ich relativ optimistisch. Ich freue mich, dass wir auf einer Runde gehen, die mitten in der Stadt liegt, und viele Leute entlang der Strecke stehen werden. Das wird mit Sicherheit von der Atmosphäre super. Ursprünglich war es immer nur der Traum in Berlin starten zu dürfen und durchzukommen. Klar macht man sich jetzt ein paar mehr Gedanken. Eigentlich wollte ich immer eine neue Bestzeit gehen, aber durch diese etwas kritischen Bedingungen – warmes Wetter – kann ich nicht richtig einschätzen, was möglich sein wird. Außerdem machen wir eine Disziplin, in der man disqualifiziert werden kann, so dass ich immer froh bin, wenn ich durchkomme. Natürlich wäre eine Platzierung weiter vorn für mich super. Für mich ist es ein Heimspiel, ich komme aus Berlin, und da werden mich viele Leute aus dem Verein, der Uni und natürlich aus der Familie an der Strecke unterstützen. Ich freue mich über jeden, der dabei ist.
TERESA ZUREK
(SC Potsdam; SB/PB: 1:33:30 h)
Ich bin mit meiner bisherigen Vorbereitung in Kienbaum sehr zufrieden. Für mich sind diese extrem heißen Temperaturen nicht das ideale Wettkampfwetter, aber man kann es sich nicht aussuchen. Ich mache mir eher darüber Gedanken, dass ich gut durchkomme. Wir haben uns das Rennen über 50 Kilometer im Fernsehen angeschaut und das hat mich schon angespornt. Die Strecke habe ich mir am Montag angeschaut, sie ist nicht schlecht. Zumal sie bei uns kürzer sein wird. Wie werden auf einem Ein-Kilometer-Rundkurs unterwegs sein. Bei mir ist es so: Iich werde an den Start gehen, losgehen und Erfahrungen sammeln. Vielleicht kann ich meine Saisonzeit bestätigen. Je näher ich dieser Zeit komme, umso zufriedener werde ich sein.
SASKIA FEIGE
(SC Potsdam; SB/PB: 1:33:12 h)
Meine Vorbereitung verlief super. Wir sind am Wettkampftag auf alles eingestellt. In der Hitze haben wir schon trainiert. Das Wetter kann man nicht ändern und sollte sich darüber auch nicht den Kopf zerbrechen. Man sollte an den Sachen feilen, die man beeinflussen kann. Ich freue mich schon sehr auf den Wettkampf. Ich trainiere in Potsdam, da ist Berlin nicht weit entfernt, so dass viele Leute aus meiner Familie und dem Freundeskreis an der Strecke stehen werden. Die Atmosphäre im Wettkampf bekomme ich schon mit, gelegentlich dringt auch mal was von den Anfeuerungsrufen durch.
HAMMERWURF FRAUEN
KATHRIN KLAAS
(LG Eintracht Frankfurt; (PB: 76,05 m / SB: 70,38 m)
Ich bin vor zweieinhalb Wochen nach Kienbaum gekommen und wusste, ich habe noch viel Arbeit vor mir. Ich war froh, dass ich mich hier auf den Wettkampf konzentriert vorbereiten und alles andere drumherum ausblenden konnte. Das funktioniert in Kienbaum immer recht gut. Besonders wichtig für mich war die medizinische und physiotherapeutische Versorgung, die jetzt endlich so konsequent und gut ist, wie ich es mir immer gewünscht habe und wie ich es auch brauche. Die Rückenprobleme sind besser geworden, aber es ist alles noch instabil. Eine Nacht auf der Seite schlafen kann schon dazu führen, dass sich das ISG [Iliosakralgelenk] wieder verschiebt. Es ist alles sehr wackelig, aber wir haben am Dienstagmorgen noch mal getestet und es schaut ganz gut aus, wenn alles stimmt. In den Behandlungen bei den Physios wurde das ISG, die Lendenwirbelsäule eingestellt und die Muskulatur drumherum soweit entspannt, dass wir den Normalzustand erreichen. Ich bin vorsichtig optimistisch. Ich weiß, dass ich nicht so die Konstanz habe, die ich für mich als notwendig erachtet habe. Auf der anderen Seite weiß ich, wenn ich einen treffe, kann ich ganz gut mitspielen. Für mich wird es die letzte große Meisterschaft werden. Deswegen habe ich nichts zu verlieren. Von mir erwartet niemand etwas. Deswegen kann ich locker in den Wettkampf gehen und dann alles raushauen, was geht. Ich spiele natürlich schon mit dem Gedanken, vorn mitzuspielen. Die Favoritenrolle hat Polen inne. Dahinter ist alles offen. Mit dem Publikum im Rücken und den Gedanken an die WM 2009 will ich die EM so lange wie möglich genießen. Zunächst gilt es die Quali zu überstehen. Sie muss ich konzentriert angehen und einen treffen, um dann ins Finale einzuziehen. Die Würfe, die ich treffe, sind mehr geworden im Vergleich zu denjenigen, die ich nicht treffe. Es geht in Berlin darum, einen schönen Abschluss zu finden. Es wir vermutlich mein letzter Wettkampf werden, wenn nicht noch irgendwas passiert. Alles andere, was danach noch kommen sollte, ist Zubrot. Ich werde auf jeden Fall nach der Saison meine Karriere beenden.
STABHOCHSPRUNG MÄNNER
Bo Kanda Lita Baehre
(TSV Bayer 04 Leverkusen; PB: 5,61 m | SBB: 5,60 m)
Ich bin gespannt auf meinen ersten EM-Einsatz bei bei den Aktiven. Ich gehe ganz locker rein, bin sehr gelassen und lasse alles auf mich zukommen. Den Wettkampf gehe ich an wie jeden anderen. Fokussiert, aber ohne Druck. Eigentlich habe ich nichts zu verlieren. Es ist meine zweite internationale Meisterschaft in diesem Jahr. Nun geht es gegen die Großen, die ich versuchen will ein bisschen zu ärgern. Eine bestimmte Höhe habe ich mir nicht vorgenommen. Die Qualifikationshöhe liegt bei 5,66 Meter. Bei dieser Höhe muss ich schon über mich hinauswachsen, um mich für das Finale zu qualifizieren. Ich will es versuchen, sonst wäre ich nicht hier. Es ist schön, dass wir zu Dritt [mitRaphael Holzdeppe und Torben Laidig] nach Berlin reisen. Bei der U20-WM in Tampere war ich allein. Mit Raphael bin ich auf einem Zimmer, so dass ich mit ihm mehr zu tun habe, aber von beiden kann ich lernen und wir motivieren uns gegenseitig. In Kienbaum kann man sich sehr gut auf die Wettkämpfe vorbereiten, aber nach sechs Tagen will man wieder in die große Stadt. Ich komme aus Düsseldorf, da bin ich gewohnt, dass um mich herum mehr los ist. Ich freue mich auf Berlin und bin gespannt, was mich dort erwartet. Man hört immer so viel, dass die WM 2009 so großartig war. Jetzt bin ich gespannt auf Berlin 2018. Es wird wahrscheinlich anders. Vor neun Jahren war ich noch kein Leichtathlet, da habe ich Basketball gespielt und bin zur Grundschule gegangen. Zu der Zeit schwirrte die Leichtathletik etwas in meinem Kopf herum, weil wir es im Fernsehen verfolgt haben. Meine Mutter hat mich dazu geführt, dass wir uns Leichtathletik angeschaut haben. Es war aber nicht so, dass ich gesagt habe, ich will Leichtathlet werden.
Dienstag, 7. August |
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SPEERWURF FRAUEN
DANA BERGRATH
(TSV Bayer 04 Leverkusen; PB/SB: 60,60 m)
Zu dritt in den Wettkampf zu gehen, ist eine schöne Situation. Katharina und Christin wissen was sie tun, und ich versuche, mich an die beiden dranzuhängen. Das ist sehr angenehm, dass man nicht alles alleine machen muss. Ich möchte bei der EM alles mitnehmen, viel Spaß haben und versuchen, an meine Saisonleistung anzuknüpfen. Ich habe zwei Mal über 60 Meter geworfen. Optimal wäre es, wenn ich meine Saisonbestleistung steigern könnte. Wenn alles passt, dann reicht es für das Finale. Ich arbeite daran, dass ich unbekümmert in den Wettkampf gehen kann. Natürlich ist die Aufregung da und man macht sich Gedanken darüber, aber andererseits habe ich nichts zu verlieren. Ich freue mich, dass ich endlich mal dabei sein kann. Die EM in Berlin war schon eine Traumziel. Dass ich es erreicht habe, ist umso schöner. Ebenso wie die 60 Meter, die ich mir gewünscht habe.
CHRISTIN HUSSONG
(LAZ Zweibrücken; PB: 66,41 m / SB: 66,36 m)
Ich reise als drittbeste Europäerin nach Berlin und will schon zeigen, was ich drauf habe. Ich gehe alles andere als enstpannt in den Wettkampf, ich will in Berlin um die Medaillen mitkämpfen. Die Konkurrenz ist stark. Es sind einige Athletinnen, die um die Medaille mitkämpfen werden. Zu beachten sind auch diejenigen, die nicht unter den Top Fünf stehen. Vor dem Finale steht die Qualifikation, die man auch erstmal überstehen muss. Im ersten Moment denkt man sich, die 60,50 Meter (Quali-Weite) habe ich in acht, neun Wettkämpfen der Saison schon übertroffen, aber der Donnerstag ist ein neuer Tag und die Weite muss erstmal geworfen werden.
KATHARINA MOLITOR
(TSV Bayer 04 Leverkusen; PB: 67,69 m / SB: 61,91 m)
Für mich lief in der Saison nicht viel zusammen. Gerade wenn man an vielen Wettkämpfe teilgenommen und die Norm, sie lag nicht utopisch hoch, nicht erreicht hat, wird die Anspannung größer und man fängt ein bisschen an zu zweifeln. Ich konnte mir auch nicht richtig erklären, woran es lag. Das war das größte Problem dabei. Einen kleinen Lichtblick brachte der Wettkampf in Luzern. Dort fiel für mich endlich die EM-Norm. Daraufhin habe ich mir bei den Deutschen Meisterschaften mehr versprochen. In Nürnberg lief es aber auch nicht. In der direkten EM-Vorbereitung [in Kienbaum] haben wir uns jetzt darauf konzentriert, dass wirklich die Spitze beim Abwurf unten bleibt. Sie ist extrem weggelaufen in diesem Jahr. Das ist mir rückblickend nie so passiert. Ich bin eigentlich eine Werferin, die einigermaßen gut den Speer treffen kann. Davon lebe ich. Deswegen muss es mit dem Treffen und der Technik schon ein bisschen stimmen. Das scheint jetzt besser geworden zu sein. Dennoch blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die EM. Das Training war erstmals so, dass ich sage, es fühlt sich wieder nach Speerwerfen an. Was jetzt dabei herauskommt, ob es zu spät war oder ich zum Höhepunkt meine beste Leistung abrufen kann, das wird sich in Berlin zeigen. Ich werde natürlich alles geben. Die Qualifikation muss Priorität A haben, sie zu überstehen ist das erste Ziel. Für mich ist das Stadion nicht neu, ich habe dort mehrmals beim ISTAF geworfen. Ich war am Sonntag im Stadion, um den Belag der letzten neun Meter zu testen und mit Spikes draufzustehen. Der Belag wurde für die Jungs neu versiegelt, damit sie mehr Halt haben. Ich kann mich an Zürich [2014] erinnern, wo der Belag extrem hart war und ich Probleme hatte, mit meinen Stufennägeln dort reinzukommen. Im Olympiastadion ist alles in Ordnung. Ich mag dieses Berliner Stadion. Daher freue ich mich umso mehr – und dann auch noch zu Hause. Das Drumherum stimmt für mich.
DISKUSWURF FRAUEN
NADINE MÜLLER
(SV Halle; PB: 68,89 m / SB: 62,73 m)
Mit Beginn der EM steigt so langsam die Vorfreude. Aufgeregt bin ich noch nicht, das kommt erst am Wettkampftag. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, was auf mich zukommt. Ich kenne die Abläufe. Ich war vor neun Jahren bei der WM in Berlin am Start und habe sehr gute Erfahrungen mitnehmen können. Der sechste Platz bedeutete für mich der ganz große Durchbruch in die Weltspitze. Meine bisherige Saison war keine gute. Ich konnte mir erst im letzten Moment das EM-Ticket sichern. Bis dahin war alles offen. Noch dazu verlief die Vorbereitung auf die Wettkämpfe nicht optimal. Ich war verletzt. Im Dezember bin ich unglücklich umgeknickt und habe dabei die Bänder überdehnt. Am letzten Trainingstag vor der Abreise ins Trainingslager nach Albufeira im Frühjahr habe ich mich beim Krafttraining verhoben. Durch den eingeklemmten Nerv konnte ich drei Wochen so gut wie gar nicht trainieren. Die Saison stand auf der Kippe. Glücklicherweise haben wir es durch unser Team in Halle sehr gut hinbekommen. Dennoch fehlen etwa 300, 400 Würfe in der Vorbereitung. Pünktlich zu den Deutschen Meisterschaften bin ich wieder fit geworden. Es wird von Tag zu Tag besser, das Gefühl kommt zurück und die Würfe sehen jetzt wie Würfe aus, die man von mir gewohnt sind. Hoffnungsfroh stimmt mich, dass wir in der letzten Trainingswoche gute Leistungen im Training erzielt haben. Der Fahrplan, den wir uns nach den Deutschen Meisterschaften gesetzt haben, geht jetzt so langsam auf. Die Quali-Norm von 58,50 Meter sollte nicht das Problem darstellen. Für mich zählt nur der Finaltag (11. August). Darauf bin ich fixiert und fokussiert – und darauf haben wir hingearbeitet. Ich bin guter Dinge, dass ich bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden kann. Ich weiß, was ich kann und abrufen kann. Zu Gute kommen mir die vielen internationale Erfahrungen und dass mich so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Gold wird an Sandra Perkovic (Kroatien) so gut wie vergeben sein. Aber es gibt noch Silber und Bronze. Für mich wäre das ein erfolgreicher Abschluss. Gerade nach dieser Saison.
Montag, 6. August 2018
Montag, 6. August 2018 |
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ZEHNKAMPF
ARTHUR ABELE
(SSV Ulm 1846; SB: 8.481 Pkt / PB: 8.605 Pkt)
„Die Vorfreude ist super groß. Der Tonus, die Spannung, die Aufregung, das Kribbeln – das kommt jetzt langsam. Ich habe richtig Bock und bin sehr gespannt auf das Stadion, auf die Atmosphäre. Ich werde versuchen, das aufzusaugen und zu kanalisieren, damit unser Plan aufgeht. Vor den Olympischen Spielen in Rio habe ich ein paar Fehler mit der Ernährung gemacht. Damals hat der 8.600er in Ratingen vorher extrem viel Kraft und Fettspeicher gekostet, da ging der zweite Tag in Rio sehr auf die Substanz. Jetzt habe ich im Vorfeld sehr darauf geachtet, mich gesund und mit gesunden Fetten zu ernähren. Dieses Mal sollte es nicht schiefgehen. In Berlin bin ich sehr gespannt auf den Weitsprung. Da hatte ich im Vorfeld supergeile Einheiten, wir haben umgestellt auf einen Auftakt im Anlauf, nicht aus dem Stand. Die Würfe sind gut, vor allem Speer – da konnte ich in dieser Saison noch gar nicht so richtig zeigen, was ich draufhabe. Wenn Mathias, Niklas und ich einen mega geilen Wettkampf machen und ich eine Bestleistung schaffe, dann wäre ich glücklich. Bei dem Gedanken daran kriege ich schon jetzt Gänsehaut. Mit 8.600 Punkten steht man nicht so verkehrt da, und vielleicht kann man sich damit sogar etwas um den Hals hängen.“
MATHIAS BRUGGER
(SSV Ulm 1846; SB/PB 8.304 Pkt)
„Wir sind ein tolles Team. Natürlich ist es schade, dass Kai absagen musste, aber mit Niklas habe ich mir schon in Götzis ein Zimmer geteilt, wir sind super ausgekommen, und dass mit Arthur auch mein Trainingspartner dabei ist, ist sehr cool. Mein Saisonaufbau im Winter war nicht optimal, ich habe zwar viel gemacht, aber nach der Patellasehnen-Verletzung musste ich sehr vorsichtig sein und konnte erst spät in die Disziplinen gehen. Das hat besser geklappt als gedacht, da profitiere ich von der Form vom letzten Jahr. Im Vorjahr habe ich auch nur Götzis und die WM gemacht. Damals habe ich in Götzis aber viele Körner und Emotionen liegenlassen, weil ich vorher noch nie in dem Bereich [8.294 Pkt] unterwegs war. Dieses Jahr war sehr kontrolliert, sehr stabil, und ich war nach Götzis relativ schnell wieder fit. Jetzt sitze ich auf heißen Kohlen und will unbedingt wieder in die Spikes rein! Toll wäre es, wenn wir über 1.500 Meter als Deutschland-Zug vorneweg laufen, wir haben alle gute Bestzeiten, Niklas voraus als junger Hüpfer. Es wäre ein tolles Bild, wenn wir mit hoffentlich relativ knappem Abstand zueinander über die Ziellinie laufen würden. Ich wünsche mir, dass wir im Team und jeder einzeln ein tolles Ergebnis erzielen.“
NIKLAS KAUL
(USC Mainz; SB/PB 8.205 Pkt)
„Die Überraschung war riesig, als der Anruf kam, dass ich bei der EM dabei bin. Ich hätte eher Geld darauf gesetzt, dass die drei deutschen Zehnkämpfer Gold, Silber und Bronze machen als darauf, dass ich nachrücke. Nach zwei Tagen im deutschen Team ist es aber mittlerweile im Kopf angekommen. Jetzt freue ich mich auf die EM. Natürlich hatte ich keine normale Vorbereitung, nicht das normale Feeling, bei dem man sagt: Jetzt fühle ich mich richtig gut, jetzt will ich unbedingt einen Zehnkampf machen. Aber ich denke trotzdem, dass eine gute Leistung dabei herauskommen kann. Ich habe nichts zu verlieren, ich kann nur gewinnen, mit dieser Einstellung gehe ich da rein. Ich freue mich riesig auf den Speerwurf, und auch auf den Stabhochsprung, da würde ich gerne noch einen Tick höher springen als in Götzis. Über konkrete Ziele habe ich mir keine richtigen Gedanken gemacht. Ich hoffe, dass wir alle Drei das erreichen können, was wir uns vorher erträumt haben. Wenn ich zehn möglichst schöne Einzeldisziplinen habe, passt das. Wenn ich am Ende mit einem Lächeln das Olympiastadion verlassen und für mich sagen kann: Ich habe Spaß gehabt, das war ein super Wettkampf mit einer geilen Stimmung – dann habe ich für mich viel, viel mehr erreicht, als ich mir vor einer Woche noch hätte ausmalen können.“
KUGELSTOSSEN FRAUEN
SARA GAMBETTA
(SV Halle)
Ich habe vor zwei Jahrem beim ISTAF mitgestoßen. Ansonsten war ich nicht weiter im Olympiastadion. Eigentlich brauche ich die vorherige Besichtigung nicht. Im Endeffekt sind es ein Ring und ein Rasen, worauf ich stoße. Ich versuche schon, die Atmosphäreund Kulisse aufzusaugen, aber nicht so nah an mich heranzulassen. Ich versuche, ihn als Wettkampf wie jeden anderen auch zu sehen. Damit ich meine mentalen Abläufe abrufen kann. Es stört mich nicht, dass wir anders als die Männer die Qualifikation im Stadion haben [die Qualifikation der Männer findet in der Arena auf dem Breitscheidplatz statt]. Diese besondere Kulisse und das Publikum muss man erstmal für sich nutzen können. Wir sind zwei Mal im Stadion, die Männer haben zwei unterschiedliche Locations, auf die sie sich einstellen müssen. 18,08 Meter, das ist gut, aber ich spüre da geht noch mehr. Meine Technik hat dieses Jahr durch kleinere Verletzungen etwas gelitten. Ich spüre, dass die Form wieder ansteigt. Ich möchte jetzt erstmal die Qualifikation überstehen, das ist immer wichtig. Dann natürlich in die Top Acht und tendenziell ein besseres Ergebnis wie noch bei der EM 2016. Rein von der Weite wird es hoffentlich klappen, von der Platzierung wird es dieses Jahr sehr schwer, weil viele Athletinnen um die 18 Meter stoßen. Da wird die Tagesform entscheiden. Ich denke schon, dass ich in Richtung neue Bestleistung stoßen kann. Dafür muss dann aber auch alles stimmen. Gerade der mentale Aspekt spielt bei dieser internationalen Meisterschaft auch mit rein. Ich gehe davon aus, dass wir zu Dritt das Finale erreichen. Das ist generell ein Vorteil. Da feuern einen die Leute noch mehr an, weil sie sehen, dass Deutschland auf den Shirts steht. Das ist ein Pluspunkt, den wir genießen. Meine Familie wird im Stadion dabei sein.
50 KILOMETER GEHEN
CARL DOHMANN
(SCL Heel Baden-Baden)
Es würden schon viele Athleten davon profitieren, wenn man den Wettkampf um eine Stunde vorverlegen würde. Für viele Athleten wäre es gut. Insbesondere für die Frauen, die nochmal ein bisschen länger unterwegs sind. Da mir die Platzierung wichtig ist, sehe ich persönlich es so: Letzlich sind die Bedingungen für alle gleich. Da ich an die Hitze so gut angepasst bin, hätte nichts dagegen, wenn der Zeitpunkt so bleibt. Ich warte einfach die Information ab und nehme es, wie es kommt. Ich spüre erstaunlich wenig Druck. Bisher wurden keine großen Erwartungen an mich herangetragen. Klar erwartet man schon von mir, dass ich gut abschneide. Dass jetzt eine bestimmte Platzierung von mir erwartet wird, das habe ich noch nicht vernommen. Ich will auf jeden Fall auf dem Niveau sein wie im Vorjahr bei der WM in London. Ich habe mir keine bestimmte Platzierung vorgenommen, weil mir das nicht so liegt, auf eine bestimmte Platzierung zu schauen. Ich schaue eher auf meinen Körper und wie ich mich im Wettkampf fühle. Das Teilnehmerfeld ist einfach extrem dicht beieinander. Es gibt einen Topfavoriten Matej Toth, und danach kommen so zehn, zwölf Leuten, die alle auf einem Niveau gehen können. Eine neue Bestzeit ist abhängig vom Wetter. Sollte es richtig heiß werden, dann wird es schwer. Ich werde mit Pulsgurt gehen. Das hat sich schon in London als sehr gut erwiesen. Der Rundkurs ist sehr gut gelegen. Ich kann schwer einschätzen, wie viele Leute an einem Arbeitstag wirklich zu uns an die Strecke kommen. Bei schönem Wetter kommen in der Regel schon viele Leute. Die Strecke habe ich bisher nur auf Google Maps in Augenschein nehmen können (lacht). Was anderes ist auch nicht nötig, es ist normaler Asphalt und vom Höhenprofil nur flach. Ich denke schon, dass mir die Strecke liegt. Mir ist wichtig, dass die Wenden möglichst breit sind. Bei engen Wenden komme ich immer so ein bisschen aus dem Tritt.
NATHANIEL SEILER
(TV Bühlertal)
Ich würde es begrüßen, wenn der Start um eine Stunde vorverlegt werden würde. Aber ich denke, es wird bei der bisherigen Startzeit bleiben. Ich möchte auch eine gute Zeit gehen, wenn es möglich ist. Ich bin ganz unbeschwert und habe keine Erwartungen an eine bestimmte Platzierung. Es wäre gut, wenn ich die WM-Norm [für 2019] schon unterbieten könnte. Die wird vielleicht unter 3:53 Stunden liegen. Jetzt bei den harten Bedingungen wird es schwer. Wenn es nicht klappt, dann ist es halt so. Es ist meine erste EM bei den Aktiven. Ich habe mir die Strecke im vergangenen Jahr schon mal angeschaut, weil ich einen Freund im Berlin besucht habe. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir schon, dass die Strecke dort verlaufen wird. Der Belag ist gut, schön flach und für mich auch wichtig, dass die Wenden breit sind, so dass man die Geschwindigkeit besser mitnehmen kann.