
Versagen unter Druck
Manchmal geht eben alles schief! Es gelingt einfach nicht, das zu zeigen, was man eigentlich drauf hat. Wenn das dann noch in Situationen passiert, in denen es gerade darauf ankommt, sprechen die Psychologen von Versagen unter Druck (englisch: „choking under pressure“). Was passiert dabei eigentlich?
In der Sportpsychologie gibt es dazu im Wesentlichen zwei verschiedene Ansätze, die vor kurzem Gegenstand der Dissertation von Simone Moczall (Uni Halle) waren.
Ängste und Sorgen kontrollieren Gedanken
Nach der Selbstaufmerksamkeitstheorie wird durch den Druck die Aufmerksamkeit auf die Bewegung gerichtet und diese dadurch in ihrem automatischen Ablauf unterbrochen. Nach der Ablenkungstheorie können Athleten bei der Ausführung sportlicher Handlungen unter Druck ihre Aufmerksamkeit nicht vollständig auf den Bewegungsablauf richten, da Ängste und Sorgen ihre Gedanken kontrollieren.
Auf der Basis von 29 Interviews mit Spitzensportlern verschiedener Sportarten, die zu Videos ihres eigenen Wettkampfverhaltens befragt wurden, kommt Moczall zum den Schluss, dass bei den untersuchten Sportlern eher die Ablenkungstheorie zutraf.
Was heißt das für die Praxis?
Ziel für Athleten ist es, im Moment der sportlichen Höchstleistung alles an Gedanken abzuschalten, was nicht unmittelbar dazugehört, also Gedanken wie „Hoffentlich muss ich nicht wieder als Erster springen“, „Warum ist der andere jetzt schneller als ich?“, „Hoffentlich verkrampfe ich nicht wieder im letzten Abschnitt“.
Solche Gedanken stören das unbefangene, lockere und perfekte Ausführen der Bewegungen und führen zu verkrampftem, ineffektiven Verhalten und mehr Fehlern.
Gedanken abschalten trainieren
Da man unerwünschte Gedanken aber nicht einfach abschalten kann, muss man dies trainieren: Mit Übungen zur Konzentration, zur aktiven Lenkung der eigenen Gedanken oder zur Fokussierung zum Beispiel als Tunnelblick. Simone Moczall berichtet in ihrer Arbeit über den erfolgreichen Einsatz solcher Methoden bei einem Nachwuchs-Hürdensprinter, der auf diese Weise seine Leistung vor allem unter anspruchsvollen Bedingungen steigern konnte.
Fazit: Viel „drauf haben“ ist nur die Voraussetzung für den Erfolg. Wenn es klappen soll, gehört im entscheidenden Moment ein klarer Kopf dazu – aber auch das kann man trainieren!
Literatur:
Simone Moczall: „Choking under Pressure“ im Leistungssport. Hamburg: Kovač (2013).
Simone Moczall und Oliver Stoll: Entwicklung und Durchführung eines Interventionsprogramms zur Vermeidung von Versagen unter Druck. Leistungssport, 43(3): 44-48 (2013).