Medizinische Infos
Zu den Hintergründen und aktuellen Entwicklungen der Pandemie aufgrund des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sowie zur Erkrankung an COVID-19 informiert täglich aktuell das Robert Koch Institut (RKI).
Sportler finden die wesentlichen wichtigen Verhaltensempfehlungen und Regelung auch zur Durchführung des Trainings in einem Merkblatt, das der Wissenschaftsrat der Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) in der April-Ausgabe des Deutschen Journals für Sportmedizin veröffentlicht hat. Auch Prof. Dr. Andreas Nieß war an der Erstellung dieses Merkblatts beteiligt.


Prof. Dr. Andreas Nieß
Mitglied im medizinischen Kompetenzteam des DLV
Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Uniklinik Tübingen
Sport für ein starkes Immunsystem
Zahlreiche Studien haben belegt, dass regelmäßige körperliche Bewegung sowohl in der Vorbeugung als auch in der Therapie bei vielen Erkrankungen einen bedeutenden Stellenwert hat. Sport wirkt sich darüber hinaus günstig positiv auf die Stimmungslage aus und fördert bei moderater Dosierung auch die Immunfunktion. Man sollte den letzten Aspekt jedoch nicht so verstehen, dass regelmäßiges oder ein gar erst jetzt neu begonnenes Training vor einer Infektion mit dem Coronarvirus schützt! Natürlich müssen auch trainierte Menschen die Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung eines Kontakts mit dem Virus ebenso beachten wie untrainierte Menschen. Allerdings ist davon auszugehen, dass eine gute Fitness dem Körper hilft, eine einmal eingetretene Infektion besser zu tolerieren, das spielt nicht nur ein „fittes“ Immunsystem eine Rolle.
Inaktivität vermeiden
In jedem Falle ungünstig, und das gilt insbesondere auch für ältere Menschen, ist das Verfallen in eine körperliche Inaktivität mit langen Sitz- und Ruhephasen. Hierbei kommt es zu einem raschen Abbau der Muskulatur und der Fitness des Herzkreislauf-Systems. Wer sich nicht ausreichend bewegt, verpasst die Chance, mithilfe von körperlicher Aktivität das Immunsystem zu stärken. Zwar gibt es speziell zum neuartigen Coronavirus bzw. der COVID-19 Erkrankung noch keine gesicherten Erkenntnisse, aber es ist wahrscheinlich, dass körperliche Inaktivität die Fähigkeit reduziert, eine eingetretene Infektion besser wegzustecken. Langfristig erhöht körperliche Inaktivität das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und teilweise auch Krebs.
Training mit Abstand...
Notgedrungen sind in der derzeitigen Phase eingeschränkter Kontakterlaubnis Individualsportarten zu bevorzugen, die einen Abstand zu anderen Menschen gewährleisten. Die aktuellen Vorgaben ermöglichen es jedoch durchaus, sich draußen körperlich zu belasten. Geeignet sind je nach Ausgangslage Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Fahrradfahren, aber auch zügige Spaziergänge. Solange Sportler die Abstandsregelungen einhalten, können sie auch abseits der gewohnten Sportstätten abwechslungsreich trainieren und zum Beispiel ohne Gewichte viele Übungen mit dem eigenen Körpergewicht absolvieren. Da es noch keine abschließenden Erkenntnisse dazu gibt, wie lange sich das Virus auf Oberflächen hält, ist besser, wenn keine Sportgeräte von einer Person genutzt werden, die nicht im eigenen Haushalt wohnt.
... und wohldosiert
Generell sollte sich jeder Sporttreibende an dem orientieren, was er bisher an körperlichen Belastungen eingegangen ist. Es macht in der aktuellen Lage keinen Sinn, komplexe Bewegungsformen oder Intensitäten zu beginnen, deren Ausführung man nicht gewachsen ist und die man nicht gewohnt ist. Hier ist gerade für die nicht regelmäßig sportlich aktiven Personen eine fachliche Anleitung sinnvoll.
Vorsicht bei Infekt-Symptomen und/oder positivem Befund!
Vorsichtig sein muss man bei Hinweisen auf einen Infekt. Bei Kopf- oder Gliederschmerzen, Schwächegefühl, Fieber, Husten, Halsschmerzen, Bauchbeschwerden und/oder Durchfall sollte man auf keinen Fall kreislaufbelastende Aktivitäten durchführen. Kürzere Gymnastik ohne stärkeren Pulsanstieg und Atemübungen sind gestattet. Diese Empfehlungen gelten nicht nur während der Corona-Pandemie, sondern allgemein bei einem Verdacht auf einen Infekt.
Darüber hinaus wird empfohlen, bei einem positivem Coronabefund zunächst nicht intensiv zu trainieren, auch wenn (noch) keine Infektsymptome aufgetreten sind: Da es Hinweise auf eine kardiale Beteiligung im Rahmen einer Coronainfektion gibt, besteht das Risiko einer Herzmuskelentzündung. Noch ist nicht abschließend geklärt, ob dies auch bei zunächst leichten Verlaufsformen der Erkrankung der Fall ist. Daher gilt: Bei einem positiven Abstrich auch bei fehlenden Symptomen zunächst auf intensive Belastungen verzichten und vor Wiedereinstieg in intensive Belastungen ein ärztliches „Go“ einholen!