Training drinnen & draußen
Bewegung in der freien Natur oder in den eigenen vier Wänden. Kreativer Umgang mit Trainings- und Hilfsmitteln. Vom Einsteiger bis zum Leistungssportler. In dieser Rubrik haben wir für Leichtathleten von Jung bis Alt und für alle, die es werden wollen, eine Vielzahl an Trainingsprogrammen und Übungstipps zusammengestellt. Auf geht's!

Prof. Dr. Kristin Behrens
DLV Präsidiumsbeauftragte für Sportentwicklung
DLV Fachkommissionsleiterin Prävention und Gesundheit
Präsidentin des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern
Bewegung und Gesundheit in Zeiten der Corona-Pandemie
Unser Alltag hat sich schlagartig verändert. Viele Menschen empfinden diese schwierige und ungewisse Situation als Stress, der begleitet wird von Angst, z.B. um das Einkommen, Angehörige oder die Gefahr der Ansteckung. Zudem bedeutet die momentane Situation für viele Menschen eine erhebliche Mehrfach-Belastung, da durch Home-Office-Regelungen die bewusste Trennung von Beruf, Familie und Schule fehlt – Abschalten ist schwer! Hinzu kommt, dass wir uns aufgrund dieser hohen Belastung weniger bewegen. Das führt dazu, dass wir körperlich und psychisch erheblich beansprucht sind und ein hohes Risiko für unsere Gesundheit entsteht. Zu erwarten sind ein Anstieg psychischer Erkrankungen (z.B. Depressionen) und die Verschlechterung von lebensstilbedingten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, usw. Experten gehen davon aus, dass in der aktuellen Situation insbesondere Kinder und Jugendliche am verstärkten Bewegungsmangel leiden. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der sich derzeit nicht adäquat entfalten kann.
Warum sollten wir gerade jetzt Sport treiben?
Wir sind alle von einem „Bewegungsvirus“ infiziert. Viele Jahrtausende mussten wir uns bewegen, um unser Überleben zu sichern. Tägliche Marathonläufe auf der Jagd nach Nahrung waren völlig normal. Auf dieses genetische Programm sollten wir besonders jetzt zugreifen und der Corona-Pandemie aktiv begegnen! Jetzt ist es besonders wichtig Bewegungsroutinen zu entwickeln, um körperlich und mental in Balance zu bleiben. Wer sich bewegt, stärkt das Herz-Kreislauf-System und die Muskulatur, fördert das Wohlbefinden und beeinflusst das Immunsystem positiv. Bewegung ist einfach das beste Medikament gegen eine Vielzahl von Erkrankungen und der beste „Seelenstreichler“.
Kreativität ist Trumpf!
Unser Motto? „Dein Trainingsplatz kann jetzt überall sein!“ Das eigene Körpergewicht, Alltagsgegenstände und natürliche Räume bieten uns ein abwechslungsreiches Portfolio an Sportgeräten und Übungen. Wir sollten unsere Umgebung jetzt bewusster wahrnehmen und diese Möglichkeiten suchen. Der Kreativität sind absolut keine Grenzen gesetzt – Wasserflaschen und Baumstämme werden zu Zusatzgewichten, der Lauf querfeldein zum Koordinations-Parcours. Wir sollten nicht die Trainingseinschränkungen in den Vordergrund stellen, sondern diese Auszeit auch im Sinne einer „Verletzungspause“ interpretieren. Wie oft haben wir es schon erlebt, dass Athletinnen und Athleten nach einer Verletzung stärker zurückkommen? Das liegt oft daran, dass diese Zeit bewusst genutzt wird, um an den individuellen Stärken zu arbeiten, Dysbalancen auszugleichen und Schwächen auszumerzen. Wichtig ist es, insbesondere jetzt an den Grundlagen und technischen Details zu arbeiten, um aus der aktuellen Situation gestärkter hervorzugehen.
Sport im digitalen Zeitalter: Jeder für sich – alle zusammen!
Fitness-Tracker, Gesundheits-Apps und Social Media bieten uns die Möglichkeit, reale und digitale Welten miteinander zu verbinden. Deren Bedeutung wird uns momentan besonders bewusst. Sie ersetzen sicherlich nicht das Training in der Sportgruppe, aber sie eröffnen uns die Chance, unseren individuellen Trainingsfortschritt zu teilen und sich gegenseitig zu motivieren. Interessant sind diese Anwendungen für alle Alters- und Leistungsbereiche, da das Training individuell gesteuert (z.B. Herzfrequenz, Schlafverhalten) und dokumentiert werden kann. Digitale Sporttools können insbesondere bei Einsteigern dazu beitragen, die Bewegungsaktivität zu erhöhen und Verhaltensänderungen nachhaltig zu unterstützen. Wichtig aber auch: Digitale Auszeiten gönnen und bewusste Freiräume für Bewegung und Familie schaffen!
Sporttipps während der Corona-Pandemie
Für Freizeit- und Leistungssportler gilt momentan eins gemeinsam: bitte nicht übertreiben! Denn wer zu hart trainiert, kehrt den positiven Effekt sportlicher Aktivität für das Immunsystem um und ist in der Zeit nach dem Sport besonders anfällig für eine Infektion. Aktuell ist es also wichtig, grundlagenorientiert zu trainieren, hohe Intensitäten zu vermeiden und sich in der Natur zu bewegen. Für Anfänger gilt die 10er-Regel. Trainingsumfang und -intensität sollten wöchentlich nicht mehr als 10% gesteigert werden. Ziel sollten tägliche, 30-minütige Bewegungsroutinen sein, die auch nach der Corona-Pandemie fortgeführt werden sollten. Wichtig ist vor allem, sich Auszeiten in der Natur zu gönnen, denn bereits nach 5 Minuten Bewegung in grüner Umgebung verbessert sich die Stimmung. Außerdem empfinden wir Sport im Freien als leichter und man strengt sich „unbewusst“ mehr an.
Unabhängig von der Corona Pandemie sollte regelmäßige körperliche Aktivtät zum Alltag gehören, mindestens jedoch 150 Minuten pro Woche. Sich zu bewegen, lohnt sich immer! Insbesondere inaktive Menschen können von den positiven Wirkungen sportlicher Aktivität profitieren. Jeder noch so kleine Schritt weg vom Bewegungsmangel ist wichtig, denn jede Bewegung ist von gesundheitlichem Nutzen!