Wie alles begann...


Berno Wischmann
So ging es los
Sehr oft - vor allem von Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre - bin ich zu Aus- und Fortbildungslehrgängen für Athleten und Trainer in vielen Ländern unterwegs gewesen. Dabei fielen mir häufig besonders gut ausgebildete Lehrgangsteilnehmer auf. Bei Gesprächen mit ihnen stellte ich fest, dass sie bereits an Lehrgängen im Ausland, vor allem in Moskau (UdSSR) und Budapest (Ungarn) sowie an der Deutschen Hochschule für Körperkultur der DDR in Leipzig, teilgenommen hatten. Bei meinen Reisen in diese Länder konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass dort regelmäßig Aus- und Fortbildungslehrgänge, insbesondere für Sportler aus der "Dritten Welt" durchgeführt wurden.
Daraufhin stellten sich mir zwei Fragen: 1. Warum werden solche Lehrgänge nicht auch in westlichen Ländern, wie in der Bundesrepublik Deutschland, gehalten? 2. Warum bilden wir die vielen ausländischen Athleten aus den weniger entwickelten Ländern, die sich in Mainz auf die sportlichen Großereignisse Olympische Spiele, Asien-, Afrika- oder Lateinamerikanische Meisterschaften vorbereiten, nicht gleichzeitig zu Trainern aus?
Der Gedanke, solche Lehrgänge am Fachbereich Sport der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz einzurichten, ließ mich fortan nicht mehr los. Erst als meine anfangs vagen Vorstellungen festere Konturen angenommen hatten, tat ich den ersten Schritt. Ich stellte Herrn Staatssekretär Lange vom Kultusministerium Rheinland-Pfalz meine Idee vor. Seine überaus positive Reaktionen ließen mich den eingeschlagenen Weg weitergehen, obwohl mir schon zum damaligen Zeitpunkt signalisiert wurde, dass eine direkte finanzielle Unterstützung durch das Land nicht möglich sei.
Ansonsten wurde mir jedoch jede Hilfe zugesagt. Die Lehrgänge fanden im Universitätsbereich statt, die am Sportinstitut tätigen Lehrkräfte Gerd Bode, Hermann Roth, Barbara Müller und ich führten den Unterricht - jedoch ohne Honorar - durch. Ein erstes Lehrgangsprogramm und eine Prüfungsordnung wurden vom Kultusministerium genehmigt, genauso wie das Zeugnis, das den Teilnehmern bei erfolgreichem Abschluß ausgehändigt wird. 1975 lief der erste Lehrgang mit sieben Teilnehmern - quasi als Probelauf - an. Die Kosten wurden, wie in den folgenden drei Jahren, von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) übernommen.
Schon nach den ersten beiden Kursen erfuhr ich, daß die Mitglieder des Interministeriellen Ausschusses (IMA) in Bonn unser "Mainzer Projekt" mit Interesse verfolgten und unserer Entwicklungshilfe in Sachen Sport sehr positiv gegenüberstanden.
1977 wurde mir durch Herrn Ministerialrat Emmerl vom Bundesinnenministerium mitgeteilt, dass aufgrund der allgemein positiven Beurteilung der "Mainzer Lehrgänge" die Bundesregierung bereit sei, für die zukünftige Ausbildung weitestgehend alle Kosten für die Teilnehmer und Lehrkräfte zu übernehmen. Einzige Bedingung: das damalige "Privatunternehmen Wischmann" (Originalton Emmerl) soll in die Obhut des fachlich zuständigen Sportverbandes, also des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), übergehen. Dieser berechtigten Forderung konnte ich ohne Wenn und Aber zustimmen, zumal mir durch die Berufung zum Leiter der Lehrgänge oder, wie es jetzt hieß, der Studienkurse, eine uneingeschränkte Einflussnahme auf deren weitere Gestaltung und Inhalte möglich war.
Im Grunde lag die Geburtsstunde der Auslandstrainerschule - mit der Ausbildung zum Spezialtrainer für Leichtathletik - schon im Jahr 1977, ein Jahr vor dem offiziellen Beginn des ersten Lehrgangs im Oktober 1978.