| Marathon-DM

Arne Gabius knackt deutschen Rekord - Lisa Hahner stark

Arne Gabius hat am Sonntag sein riesengroßes Kämpferherz unter Beweis gestellt. Sichtlich von Schmerzen geplagt rannte er beim Frankfurt Marathon in 2:08:33 Stunden zu einem neuen deutschen Rekord, auf Platz vier der Gesamtwertung und an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste. Damit war ihm der Titel des Deutschen Meisters natürlich nicht zu nehmen. Ebenfalls ein starkes Rennen machte die neue Deutsche Meisterin Lisa Hahner, der in 2:28:39 Stunden nur neun Sekunden zur Olympia-Norm fehlten.
Silke Morrissey

Der Frankfurt Marathon war auf Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) und seinen Angriff auf den deutschen Rekord von Jörg Peter (2:08:47 h) zugeschnitten. Und 25 Kilometer lang konnte der derzeit beste deutsche Langstreckler ganz vorne mitrennen – auf einem starken Kurs von 2:06:30 Stunden.

Nach einer Verpflegungsstelle drückten dann die afrikanischen Läufer aufs Tempo, und Gabius war gemeinsam mit Tempomacher Raymond Kemboi Chemungor sowie mit Henry Kipsigei Chirchir (beide Kenia) im Schlepptau bei seinem Rekordangriff auf sich alleine gestellt. Von psychologischem Vorteil: Aus der zeitweise fast 20-köpfigen Spitzengruppe kamen Arne Gabius recht bald schon wieder die Läufer entgegen, die ihm zuvor weggelaufen waren.

Starker vierter Platz

Doch bei Kilometer 30 setzten Seitenstiche ein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem unmissverständlichen Schimpfwort auf den Lippen kämpfte sich der Hamburger weiter dem Ziel entgegen – erst auf Kurs 2:07, dann auf Kurs 2:08 Stunden, bald mit weniger als einer halben Minute Luft auf den deutschen Rekord.

Die letzten sechs Kilometer wurden zu einem beeindruckenden Kraftakt des 34-Jährigen, dem die Schmerzen ins Gesicht geschrieben standen. Jetzt ohne Tempomacher unterwegs, machte er weiter Druck, sammelte weitere Läufer vor ihm ein, biss die Zähne aufeinander und rannte mit der zweiten Luft noch vor auf Platz vier. Viel wichtiger war jedoch die Zeit, bei der die Uhren in der Frankfurter Festhalle stehenblieben: 2:08:33 Stunden. Der 27 Jahre alte deutsche Rekord von Jörg Peter ist Geschichte - und nebenbei ist auch die Olympia-Norm für Rio 2016 (2:12:15 h) abgehakt.

"Die zweite Hälfte war verdammt hart", sagte ein erschöpfter, aber überglücklicher Arne Gabius anschließend im Interview des hr-Fernsehens. "Ich wollte was riskieren, ich wollte wissen, was ich kann - jetzt weiß ich, was Marathon bedeutet!" Bei Kilometer 40 habe er gewusst, dass es mit dem Rekord klappen kann, wenn er sich richtig anstrengt. "Es tut weh, das ist Sport, man geht an seine Grenzen. Ich bin einfach nur froh, dass der deutsche Rekord gefallen ist." Und nicht nur das: Es ist auch die schnellste Zeit eines Europäers in diesem Jahr.

Lisa Hahner mit einem Lächeln im Gesicht

Ein ähnlich beeindruckender Auftritt gelang der neuen Deutschen Meisterin Lisa Hahner (run2sky.com). Bis zum Schluss begleitet von Ex-Hindernisläufer und Neu-Marathoni Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) stieß die 25-Jährige als Sechstplatzierte in 2:28:39 Stunden in neue Marathon-Dimensionen vor und untermauerte mit Nachdruck ihre Olympia-Ambitionen - zum Richtwert für Rio fehlten nur neun Sekunden.

Dabei hatte Lisa Hahner fast während des gesamten Rennens ein Lächeln auf den Lippen und genoss sichtlich die frenetischen Anfeuerungsrufe der Fans am Wegesrand. "Ich hatte heute Tausende von Pace Makern, weil mich an der Strecke so viele Leute angefeuert haben", sagte sie gegenüber dem hr-Fernsehen.

"Super happy"

Diese Unterstützung trug wohl auch dazu bei, dass die Langstrecklerin deutlich unter ihrem alten Hausrekord von 2:30:17 Stunden blieb. "Ich bin super happy, ich bin eine neue Bestzeit gelaufen, mehr ging heute nicht. Die Olympia-Norm ist mir grad so egal, ich freue mich über die neue Bestleistung und genieße das."

Ihre Wertschätzung für die starken Resultate von Arne Gabius und Lisa Hahner drückten nach dem Rennen auch DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop und DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska aus. Unter Berücksichtigung der Marathon-Spezifik können sie sich vorstellen, Lisa Hahner für ihre Leistung mit einem Einzelfall-Antrag beim DOSB für die Olympischen Spiele vorzuschlagen. Abgerechnet wird aber ohnehin erst mit dem Ende des Nominierungszeitraums am 1. Mai. Bis dahin haben zahlreiche weitere starke DLV-Marathonläuferinnen die Chance, den Olympia-Richtwert von 2:28:30 Stunden zu unterbieten. Der Auftritt von Lisa Hahner wird für Optimismus und Motivation sorgen.

Silber für Marcel Bräutigam und Mona Stockhecke

Die Silbermedaille der DM-Wertung der Männer ging an Marcel Bräutigam (GuthsMuths Rennsteiglaufverein), der sich auf 2:17:05 Stunden steigerte und auf Platz 26 der Gesamtwertung einkam. Er festigte damit in der deutschen Bestenliste hinter Arne Gabius, Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) und Julian Flügel (TSG 08 Roth) seine Position als Deutschlands Nummer vier. DM-Bronze ging an Andreas Straßner (TSG 08 Roth) in ebenfalls neuer Bestleistung von 2:18:49 Stunden.

EM-Teilnehmerin Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) rannte in 2:33:54 Stunden auf Platz zwölf des Frauen-Klassements und auf den Silberrang der Deutschen Meisterschafts-Wertung. Als 22. und drittbeste Deutsche konnte DM-Titelverteidigerin Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg), bereits der Altersklasse W35 angehörig, den nächsten Erfolg feiern.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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