| Berlin-Vorschau Männer

Kipchoge und Mutai starten nächste Weltrekordjagd

Am Sonntag (27. September) kündigt sich der nächste superschnelle Berlin-Marathon an: Eliud Kipchoge will zusammen mit seinem Trainingspartner Emmanuel Mutai den Weltrekord angreifen, den ihr kenianischer Landsmann Dennis Kimetto erst vor einem Jahr in der deutschen Hauptstadt auf 2:02:57 Stunden verbessert hatte. Für André Pollmächer geht es um die Olympianorm.
Jörg Wenig

Eliud Kichoge und Emmanuel Mutai sind zwei von vier Athleten, die mit Bestzeiten von unter 2:05 Stunden ins Rennen gehen – eine solche Breite in der absoluten Spitze gab es in der Geschichte des Berlin-Marathons, die 1974 im Grunewald begann, noch nie. Insgesamt 41.224 Läufer aus 127 Nationen wurden für den spektakulärsten deutschen Straßenlauf vom Veranstalter zugelassen.

Zuletzt zweimal in Folge und dreimal in den vergangenen vier Jahren wurde in Berlin im Männer-Feld ein Weltrekord aufgestellt, fünf globale Bestzeiten gab es seit 2007 im Herrenrennen. Das ist eine einmalige Bilanz in der Geschichte des Marathonlaufes. Seit zwölf Jahren – damals rannte der Kenianer Paul Tergat (2:04:55 h) in der Hauptstadt als Erster unter 2:05 Stunden – hat Berlin den Weltrekord quasi „gepachtet“. Nirgendwo anders fiel seitdem eine globale Bestzeit.

Pflaster für schnelle Zeiten

Wenn sich die besten Marathonläufer der Welt für einen Start in Berlin entscheiden und nicht für eines der Rennen, die deutlich höhere Prämien und Startgelder bieten, haben sie vor allem eines im Sinn: schnelle Zeiten und einen Angriff auf den Weltrekord. Dieses Profil passt auf Eliud Kipchoge und Emmanuel Mutai.

Kipchoge hat seit seinem zweiten Platz in Berlin 2013 alle seine folgenden großen drei Marathonrennen gewonnen: Rotterdam (Niederlande) im Frühjahr 2014, Chicago (USA) im Herbst 2015, wo er unter anderen den äthiopischen Superstar Kenenisa Bekele hinter sich ließ, und schließlich im April den bestbesetzten City-Marathon des Jahres in London (Großbritannien). Seine Berliner Bestzeit aus 2013 (2:04:05 h) konnte Kipchoge bei seiner Siegserie nicht unterbieten, doch der 30-Jährige führt mit 2:04:42 Stunden die Weltjahresbestenliste an. Er ist zurzeit der Läufer, den es zu schlagen gilt.

Eliud Kipchoge trifft allerdings auf starke Konkurrenz. Zuerst ist hier Emmanuel Mutai zu nennen, der drittschnellste Marathonläufer aller Zeiten. Mutai war im vergangenen Jahr in Berlin Zweiter hinter dem Weltrekordler Dennis Kimetto (2:02:57 h) und lief herausragende 2:03:13 Stunden. Damit blieb Mutai ebenfalls noch unter dem alten Weltrekord. In diesem Frühjahr war der ebenfalls 30 Jahre alte Kenianer nicht in Bestform. In London reichte es im April nur zu Rang elf in 2:10:54 Stunden. Doch das kann am Sonntag ganz anders sein.

Kenia stellt die großen Favoriten

Der zweite große Konkurrent von Kipchoge könnte in Berlin Geoffrey Mutai sein, der nicht mit Emmanuel Mutai verwandt ist. Er lief beim Boston-Marathon (USA) 2011 einen sensationellen Streckenrekord von 2:03:02 Stunden. Da die dortige Punkt-zu-Punkt-Strecke nicht die Kriterien für die Anerkennung von Rekorden erfüllt, konnte diese Zeit nicht als Weltrekord gelistet werden.

Mutai hält übrigens nicht nur den Boston- sondern auch den New York-Marathon-Streckenrekord mit beachtlichen 2:05:06 Stunden. Den Berlin-Marathon hat er ebenfalls bereits gewonnen: Nach einem zweiten Platz 2010 siegte er 2012 mit 2:04:15 Stunden. An seine besten Zeiten kam der 33-Jährige seitdem nicht mehr heran. Doch auf der schnellen Berliner Strecke könnte sich Geoffrey Mutai zurückmelden.

Während vieles in Berlin für einen erneuten Sieg eines Kenianers spricht, kann aber auch ein Äthiopier eine sehr starke Rolle spielen: Feyisa Lelisa lief seine Bestzeit von 2:04:52 Stunden vor drei Jahren in Chicago, wo er als Zweiter ins Ziel kam.

André Pollmächer greift Olympianorm an

André Pollmächer (Rhein Marathon Düsseldorf) ist der aussichtsreichste deutsche Läufer im Männerfeld. Vor zwei Jahren stellte er in Berlin mit 2:13:05 Stunden seine Bestzeit auf, dann lief er auf einen starken achten Platz bei den Europameisterschaften in Zürich (Schweiz). Nun kommt er nach Berlin zurück, um die Olympianorm von 2:12:15 Stunden zu unterbieten.

Drei weitere deutsche Topläufer gehen am Sonntag ins Rennen: Falk Cierpinski (SG Spergau) lief das beste Marathonrennen seiner Karriere in Berlin. Das allerdings ist inzwischen schon einige Jahre her. 2008 erreichte er 2:13:30 Stunden. In der Folge stoppten ihn immer wieder Verletzungen oder Krankheiten. Doch Falk Cierpinski gibt nicht auf: „Ich möchte meine persönliche Bestzeit noch unterbieten“, sagte der 37-Jährige, nachdem er im Frühjahr beim Hannover-Marathon aufgrund von Muskelproblemen das Rennen vorzeitig beendet hatte.

Philipp Pflieger will ins Ziel kommen

Julian Flügel (TSG 08 Roth) lief 2014 in Hamburg sein Marathon-Debüt und erreichte dabei mit 2:15:39 Stunden eine für deutsche Verhältnisse ordentliche Zeit. Der frühere Bahn-Langstreckler steigerte sich dann in Frankfurt im vergangenen Herbst auf 2:14:20 Stunden. Vielleicht gelingt dem 29-Jährigen auf der schnellen Berliner Strecke eine weitere Verbesserung.

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) will am Sonntag erstmals das Ziel eines Marathons erreichen, nachdem er bei seinem Debüt in Frankfurt vor einem Jahr vorzeitig ausgestiegen war. Gelingt ihm eine Zeit unter 2:15 Stunden wäre dies schon ein Erfolg.

Marathon-Weltrekorde der Männer in Berlin:

JahrLäuferNationZeit
1998 Ronaldo da Costa  BRA2:06:05 h
2003Paul Tergat KEN2:04:55 h
2007Haile GebrselassieETH2:04:26 h
2008Haile GebrselassieETH2:03:59 h
2011Patrick MakauKEN2:03:38 h
2013Wilson KipsangKEN2:03:23 h
2014 Dennis KimettoKEN2:02:57 h


Die Vorschau auf das Frauen-Feld folgt am Donnerstag!

 

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