| Sportentwicklung & Jugend

Ständige Konferenzen: Lead the track – Zukunft beginnt an der Basis

© Kai Peters
Mit 15 Stunden Programm, 80 Teilnehmenden aus 19 Landesverbänden und unzähligen Gesprächen hat die 5. Ständige Konferenz Sportentwicklung „Lead the track – Zukunft beginnt an der Basis“ am zurückliegenden Wochenende wegweisende Impulse gesetzt. In drei Workshops brachten sich prominente Gesichter aus der Leichtathletik mit ein.
David Deister

Schauplätze der Ständigen Konferenz Sportentwicklung waren am vergangenen Wochenende das Greet-Hotel sowie das Haus der Leichtathletik in Darmstadt. Eingeladen hatten das von Dr. Kristin Behrens geleitete Team der Sportentwicklung sowie die Deutsche Leichtathletik-Jugend (DLJ) um Benjamin Heller. Als gewählte ehrenamtliche Vertretung leiteten Dr. Katrin Heyers (Vorsitz Ständige Kommission Sportentwicklung) sowie Carina Post und Dominic Ullrich (Vorsitzende der DLJ) durch das Programm.

„Die Themen Ganztag, die Drop-Out-Quote sowie das Thema Laufen brauchen einfach eine höhere Intensität. Und vor allem ein Aufbrechen traditioneller Strukturen. Das Wochenende hat bestmöglich gezeigt, wie wichtig es ist, dass junge Menschen und Erfahrene in einem Konferenzformat die nächsten Schritte und gemeinsam neue Wege gehen“, so Dr. Kristin Behrens.

Hier und Heute reflektieren

Individualisierung, demographischer Wandel, Digitalisierung und Klimawandel. Diese vier „Megatrends“ wählte Keynote-Speakerin und Zukunftsforscherin Anja Kirig als Ausgangspunkt ihrer Einführung. So müsse man der Zukunft nicht hinterherjagen, sondern das Hier und Heute reflektieren und sich am besten die eigene Neugier erhalten. Diskussionsfragen lauteten: Mit welchen Strategien stärkt und professionalisiert sich künftig die Vereinsbasis und wie erhält sie sich damit die Chance, noch mehr Mitglieder zu gewinnen? Das alles mit einem besonderen Blick auf die Lebenswelten und die Bedürfnisse junger Menschen.

Mehr Wertschätzung, mehr Menschen, mehr Leichtathletik? „Ich glaube, dass es immer schwieriger wird, Menschen zu finden, die sich irgendwo wählen lassen und sagen: Ich bin jetzt für irgendeine Legislaturperiode der Jugendsprecher oder Jugendwart. Ich glaube, dass wir im Ehrenamt dieses Wartesystem abbauen werden. Wir werden mehr projekt- und aufgabenorientiert arbeiten. Wir werden also Ehrenamtler gewinnen, die für eine bestimmte Aufgabe für eine befristete Zeit für ein vorgegebenes Ziel zuständig sein werden“, sagte Dr. Peter Wastl, Präsident des LV Nordrhein. 

In drei Workshops wurde gemeinsam für die Zukunft der Leichtathletik gearbeitet: 

Starke Vereine für starke Kinder – Ganztag gemeinsam gestalten

Alle Eltern in Deutschland haben einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ihrer Kinder – und zwar ab dem Schuljahr 2026/27, beginnend mit der ersten Klassenstufe. Stefanie Kaul, nicht nur Trainerin beim USC Mainz, sondern auch Schulsportreferentin im Ministerium für Bildung in Rheinland-Pfalz, stellt fest, dass „Sport im Ganztag“ aktuell ein Riesenthema ist.

„Auch im Zusammenhang mit Olympiabewerbung, Talentsichtung usw. Es ist enorm wichtig, dass man da aus Sicht des Sports und der Schule gemeinsam denkt“, betont die Mutter und Trainerin von Zehnkampf-Ass Niklas und Siebenkampf-Talent Emma Kaul. Ganz praktisch: „Wo ist die Schule? Welches Einzugsgebiet hat die? Welche Kinder sind dort vor Ort? Welche Personen können denn überhaupt am Nachmittag ein doch recht kurzes Angebot gestalten und anbieten?“

Im Greet-Hotel thematisieren die Workshopteilnehmenden unter Regie von Katharina Schulz, Managerin Jugend, die Bedeutung rezeptartiger Vorlagen und beispielgebender Materialien. Und zwar mit einem geschulten Blick gen Neuauflage des „Leitfaden Ganztag“, dessen Fertigstellung im Frühjahr 2026 vorgesehen ist. Ein weiterer Meilenstein-Termin? Eine zweitägige Fachtagung Ganztag, dann abermals mit hochkarätigen Referenten: innen, grundlegendem theoretischen wie auch praktischen Leichtathletik-Inhalten sowie wissbegierigen Teilnehmenden.

Zwischen Spaß und Leistung: Wie bleiben Jugendliche in der Leichtathletik?

Mit dem Ziel, Jugendliche über soziale Bindungen zu motivieren und geleitet von Benjamin Heller, geschäftsführender Senior Manager Jugend, erarbeiteten die Landesdelegierten vielfältige Ansätze zur Weiterentwicklung bestehender Angebote rund um Vereins-Events. Veröffentlicht werden die Ergebnisse nach der anstehenden Aufbereitung.

Um Innovatives ging es auch, als weiterführende Angebote, konkret auch Wettkampfformate, thematisiert wurden – als Weiterentwicklung auf Landes- und Bundesebene. Impulse, die nun in der DLV-Arbeitsgruppe „Übergang U12-U14“ und anderen Gremien weiterhelfen.

Von Communities lernen, junge Menschen gewinnen

Zielgruppengerechte Ansprache als Schlüssel zu noch mehr Laufbegeisterten: Running Crew oder Lauftreff? Was – und wie – kann man von Running Crews, die sich insbesondere bei jüngeren Menschen wachsender Beliebtheit erfreuen, dazulernen? Am Beispiel der von ihm initiierten Kö-Meile stellte Athletensprecher Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) vor, wie man Event und Community zum Nutzen beider zusammenbringen und gemeinsam gestalten kann.

Ob Crew oder Event: „Hier stehen Spaß und Miteinander im Vordergrund. Es geht darum, Angebote zu entwickeln, die alle Menschen 'laufend' ansprechen und in ihren unterschiedlichen Lebenswelten und ihren Bedürfnissen abholen“, so Meike Billig, Workshopleiterin und Managerin Laufen im DLV. Dazu gehört das Naturerleben abseits von Straßen und Stadien, was sich in den momentan steigenden Teilnehmerzahlen im Trail- und Berglaufbereich, der in der Laufszene zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Landesverbände wie der in Baden erkennen das Potential des Trailrunnings, allen voran mit dem Blick auf Mitgliederzahlen. Der organisierte Sport und die Gesellschaft sind im Wandel. Auch die Medienwelt verändert sich rasant, wie Christian Ermert, Mastermind von Laufen.de, aufzeigt. Der Printbereich etwa wird immer weniger gebraucht. Landesverbände reagieren darauf, greifen Trends auf. Und investieren in Apps, was das Beispiel des Württembergischen Verbandes zeigt.

Glitzerabend rundet Event ab

„Time to shine“ für 80 Teilnehmende. Allesamt im schicken Zwirn, teils mit Glitzer sogar im Gesicht: Der erstmals ausgerufene „Glitzerabend“, ein Empfang in der herausgeputzten DLV-Geschäftsstelle, sorgte für ein neues Konferenz-Highlight, bei dem auch die U20-Europameisterin über 800 Meter Jana Becker (Königsteiner LV) sowie Maximilian Thorwirth und die U20-EM-Vierte im Siebenkampf Emma Kaul im Rahmen von Athletentalks zu Gast waren.

„Wir haben gezeigt, dass die Grundsportart und die olympische Kernsportart Leichtathletik auch Glamour kann – mit tollen Athletentalks und unglaublich schönen, auch neuen Begegnungen“, so Dr. Kristin Behrens. „Leute, die sich vorher nicht kannten, haben wir im Haus der Leichtathletik zusammengeführt. Das ist der größte Wert einer solchen Veranstaltung.“

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