| Lohrheide-Meeting

Alexandra Burghardt, Joshua Abuaku, Luna Thiel & Co. tanken in Wattenscheid Selbstvertrauen

Zahlreiche deutsche EM-Starterinnen und -Starter haben am Samstag das Lohrheide-Meeting in Wattenscheid für einen letzten Formtest genutzt. Zufrieden zeigte sich unter anderem 100 Meter-Siegerin Alexandra Burghardt. Joshua Abuaku nimmt über 400 Meter Hürden eine 49er Zeit mit nach München, und Luna Thiel konnte sich gar mit Bestzeit für einen der letzten Staffelplätze über 4x400 Meter empfehlen.
Peter Middel / sb

Knapp zehn Tage vor Beginn der Europameisterschaften in München (15. bis 21. August) bildete das „Viactive Lohrheide Meeting“ in Bochum-Wattenscheid am Samstag für einige EM-Starterinnen und -Starter noch einmal eine Gelegenheit zur Formüberprüfung. Diese nahm unter anderen Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) dankbar an: Die WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin mit der 4x100-Meter-Staffel setzte sich vor knapp 2.000 Zuschauern über 100 Meter in 11,32 Sekunden vor Shockoria Wallace (Jamaika; 11,43 sec) und Lisa Nippgen (MTG Mannheim; 11,50 sec) durch.

„Ich habe endlich einmal einen guten Start erwischt, und ich habe auch gemerkt, dass es bei mir hinten heraus immer besser wird. Leider hatten wir in Wattenscheid zweimal Gegenwind. Wenn ich solche Windbedingungen wie in Eugene gehabt hätte, wäre ich sicherlich heute eine Zeit gelaufen, die meinen augenblicklichen Vorstellungen entspricht. Trotzdem kann ich feststellen, dass ich heute meinen besten Lauf in dieser Saison über 100 Meter abgeliefert habe“, freute sich die 28-Jährige.

Gerne hätte sie sich auch im Finale von Wattenscheid mit Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01) gemessen, die nach ihrem Vorlauf-Erfolg in 11,41 Sekunden im Endlauf jedoch nicht mehr antrat. „Wegen Problemen in der Kniekehle hat Tatjana auf die Final-Teilnahme verzichtet. Es ist aber nichts Dramatisches,“ beschwichtigte Wattenscheids Manager Michael Huke.

Joshua Abuaku vor Constantin Preis

Die Entscheidung über 400 Meter Hürden war eine klare Angelegenheit für Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), der in 49,56 Sekunden Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 50,21 sec) deutlich hinter sich ließ. „Es war für mich noch einmal ein guter Test vor der EM. Ich habe in den letzten Tagen noch einmal gut trainiert. Ich fühle mich absolut fit. In München möchte ich gerne ins Finale kommen, und wenn ich dort bin, dann ist alles für mich möglich,“ gibt sich Joshua Abuaku optimistisch.

Nicht ganz so gut gelaunt verließ Constantin Preis die Laufbahn: „Ich habe heute einige Fehler gemacht. Das fing schon bei der ersten Hürde an, sodass ich bei meinem Rhythmus improvisieren musste. Allerdings war es für mich erst das dritte Rennen in dieser Saison, denn ich war bis vor drei Wochen noch verletzt. Meinen Trainingsrückstand habe ich noch nicht aufgeholt, aber da steckt noch viel Potential bei mir drin, und das möchte ich in München abrufen, auf jeden Fall eine Zeit unter 50 Sekunden abliefern."

Bestzeit für Luna Thiel

Über noch verbliebene Startplätze in den deutschen EM-Staffeln ging es unter anderem über 400 Meter der Frauen. Hier freute sich Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) riesig über ihren Erfolg in neuer persönlicher Bestzeit von 52,15 Sekunden „Das kam für mich sehr überraschend, denn seit 2019 habe ich wegen gesundheitlicher Probleme keine Bestzeiten mehr aufgestellt. Es war für mich ein harter Weg, aber ich bin froh, dass ich es geschafft habe", erklärte die 22-jährige Hannoveranerin.

Schnellster Deutscher über 400 Meter der Männer: Fabian Dammermann (LG Osnabrück), der die Stadionrunde in 46,74 Sekunden zurücklegte und sich damit ebenfalls Hoffnungen auf ein Last-Minute-Ticket zur EM machen kann.

Bestweite für Caroline Joyeux

Im Dreisprung der Frauen steigerte Siegerin Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) ihre Bestmarke von 13,63 auf 13,77 Meter. Die Deutsche Vizemeisterin der U23, die auch im kommenden Jahr noch der U23-Altersklasse angehört, führte diese Steigerung auf die gute Anlage im Wattenscheider Lohrheidestadion zurück, auf der sie Ende Juli bei der U23-DM schon auf 13,57 Meter geflogen war. Gemeinsam mit U23-Meisterin Kira Wittmann (LG Göttingen) schickt sie sich an, die Lücke zur deutschen Spitze der 14-Meter-Springerinnen schon bald zu schließen.

Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) zeigte sich in Wattenscheid trotz ihres Erfolges mit 1,85 Metern vor Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen, 1,82 m) nicht zufrieden. „Ich wäre heute gerne deutlich höher gesprungen, aber ich habe meinen alten mit meinem neuen Anlauf kombiniert, und das habe ich erst zum zweiten Mal gemacht. Nun hoffe ich, dass ich den Mix aus meiner neuen und alten Technik bis zur EM hinbekomme, denn viel Zeit zum Experimentieren habe ich ja nicht mehr,“ ist sich die Zwei-Meter-Springerin bewusst.

Sprint-Zeiten vom Wind beeinträchtigt

Im 100-Meter-Sprint der Männer dominierte der Niederländer Raphael Bouju in 10,37 Sekunden. Kevin Kranz (Sprinteam Wetzlar) haderte als Zweiter 10,40 Sekunden mit dem Gegenwind (-0,8 m/sec). „ Bei mir hat es heute hinten heraus gehakt. Wenn ich so lange gegen den Wind laufen muss, fehlt mir auf den letzten Metern die Power. Nun geht es zu den Europameisterschaften. Dort möchten wir mit der Sprintstaffel bei der Medaillenvergabe ein ernsthaftes Wort mitreden.“

EM-Starterin Monika Zapalska freute sich über ihren Hürden-Erfolg vor heimischem Publikum in 13,51 Sekunden. „Die Zeit litt natürlich auch unter dem unangenehmen Wind. Daher mache ich mir keine Sorgen wegen der Leistung. Ich bin gut drauf. Technisch kann ich sicherlich noch eines besser machen, aber ich arbeite daran, sodass ich fit in München an den Start gehen werde,“ kündigte die Deutsche Vizemeisterin an, die in dieser Saison schon 13,13 Sekunden gesprintet ist.

Über 200 Meter konnte sich überraschend Robin Ganter (MTG Mannheim) in 20,88 Sekunden vor Lokalmatador Robin Erewa (TV Wattenscheid, 21,20 sec) durchsetzen. Schon zwei Wochen zuvor hatte er in Wattenscheid zweimal triumphiert und Gold der U23-DM über 100 und 200 Meter abgeräumt. „Ich bin froh, dass ich heute unter den veränderten Bedingungen so schnelle Zeiten noch einmal abrufen konnte. Nun will ich die Saison langsam ausklingen lassen“, berichtete er.

Ziel: hochkarätiges jährliches Meeting in Wattenscheid

160 Athletinnen und Athleten aus zehn Nationen waren in Bochum-Wattenscheid am Start – ein erster Schritt für TV 01-Manager Michael Huke, der langfristig wieder ein hochkarätiges Meeting im Lohrheide-Stadion etablieren will. Bei dem Neubeginn betrug der Athleten-Etat bescheidene 15.000 Euro. „Wir konnten damit lediglich ein paar Fahrtkosten und ein bisschen Startgeld zahlen,“ erläuterte Michael Huke, hinzu komme die Unterkunft im kooperierenden Hotel Bochum-Wattenscheid. Um wieder zu einem namhaften Meeting aufzusteigen, bei denen Punkte für die Qualifikation zu EM, WM oder Olympischen Spielen gesammelt werden können, sei ein Etat von 200.000 Euro nötig.

Wieder jährlich die große Leichtathletik nach Bochum-Wattenscheid zu holen, zählt zu den großen Zielen von Michael Huke. Hintergrund ist auch, dass das Lohrheide-Stadion ausgebaut wird und sich spätestens 2025 bei der Universiade in neuem Glanz präsentieren wird. 2026 will sich der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) zudem mit Bochum-Wattenscheid für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Männer und Frauen bewerben.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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