| Sprint

Lisa-Marie Kwayie: Plötzlich Favoritin

Im vergangenen Jahr holte Lisa-Marie Kwayie über 60 Meter erstmals den Titel der Deutschen Hallenmeisterin. Nach ihrem rasanten Einstieg beim ISTAF Indoor in 7,25 Sekunden ist die Sprinterin auch dieses Mal wieder diejenige, die es bei der Hallen-DM in Leipzig (22./23. Februar) zu schlagen gilt.
Philip Häfner

Sie kam, sah und siegte, so als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Mit 7,25 Sekunden entschied Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde) am vergangenen Freitag das Sprintfinale beim ISTAF Indoor für sich und stürmte in ihrem ersten Saisonrennen auf Anhieb auf Platz eins der deutschen Jahresbestenliste.

Dabei war sie vor dem Start noch mächtig nervös gewesen. „Normalerweise will man beim ersten Wettkampf ja erst einmal reinkommen, aber beim ISTAF Indoor sagt sich das so leicht. Vor heimischem Publikum will man sich natürlich von seiner besten Seite präsentieren, deswegen war ich doch ziemlich angespannt“, sagte sie.

Letztlich war die ganze Aufregung umsonst. „Der Start war noch nicht so berauschend, aber die Beschleunigung hat schon ganz gut funktioniert“, meinte Kwayie freudestrahlend. „Dieser Erfolg gibt mir viel Motivation für die Deutschen Hallenmeisterschaften. Das gute Gefühl nehme ich mit nach Leipzig.“

Die Titelverteidigung im Visier

In der Quarterback Immobilien Arena steht an diesem Wochenende (22./23. Februar) der nationale Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Lisa-Marie Kwayie reist mit einer klaren Vorgabe nach Leipzig: Sie will ihren Titel aus dem Vorjahr an gleicher Stätte erfolgreich verteidigen.

„In Berlin habe ich gesehen, dass vom Körper her alles stimmt. Wenn der Kopf mitspielt, kann das in Leipzig auch wieder ein richtig schnelles Rennen werden“, sagt sie. Im vergangenen Jahr hatte sich die Athletin von den Neuköllner Sportfreunden dort mit persönlicher Bestleistung von 7,19 Sekunden erstmals die Goldmedaille gesichert.

Damals hatte sie vor der Hallen-DM noch gar kein Rennen bestritten und keine Ahnung, in welcher Verfassung sie sich befindet. Nach dem rasanten Einstieg beim ISTAF Indoor kann sie sich dieses Mal jedoch sicher sein, dass die Form stimmt.

Olympia auf beiden Strecken

„Ursprünglich hatten wir gar keine Hallensaison geplant“, sagt sie. „Aber dann haben wir diese Entscheidung noch einmal überdacht, weil wir ein Feedback haben wollten, ob das Training anschlägt und wo ich gerade stehe. Und das geht nun einmal am besten im Wettkampf. Jetzt, wo wir gesehen haben, dass es gut läuft, können wir genauso weitermachen wie geplant.“

Kam der DM-Titel vor einem Jahr noch als Überraschung, muss Kwayie nach ihrem rasanten Einstieg beim ISTAF Indoor dieses Mal wohl mit der Rolle der Favoritin leben. Längst hat sich die 23-Jährige in der nationalen Spitze etabliert. Bei der Universiade gewann sie zwei Mal Bronze, ebenso mit der DLV-Staffel bei den World Relays, mit der Mannschaft holte sie Silber bei der Team-EM. Zudem startete sie erstmals bei der WM und schaffte es über 200 Meter mit neuer persönlicher Bestzeit von 22,77 Sekunden bis ins Halbfinale. Über die kürzere 100-Meter-Distanz verbesserte sie sich auf 11,22 Sekunden.

„Ich möchte auf beiden Strecken noch schneller laufen“, sagt sie. Die 100 Meter unter 11,20 Sekunden, die 200 Meter unter 22,70 Meter – so lautet die Maßgabe für den Sommer. Ihr großes Ziel sind die Olympischen Spiele in Tokio (Japan), wo Kwayie auf beiden Einzelstrecken sowie mit der Staffel dabei sein will. Wobei ihr die Teilnahme allein noch nicht reicht: Die zweite Runde sollte es doch bitteschön schon sein, sagt sie. „Es ist ein hochgestecktes Ziel, aber man macht es ja auch nicht umsonst“, so die Berlinerin.

Berlins neuer Leichtathletik-Star

Ihre neue Rolle im Rampenlicht spürte Lisa-Marie Kwayie auch beim ISTAF Indoor. Fünf Jahre lang wurde das Meeting aus Berliner Sicht vor allem mit Diskuswerfer Robert Harting in Verbindung gebracht, der einst sogar bei dessen Gründung geholfen hatte. Nach seinem Rücktritt hatte im vergangenen Jahr dann Gina Lückenkemper (SCC Berlin) die Rolle der gefeierten Lokalmatadorin übernommen, die im Winter 2020 allerdings keine Wettkämpfe bestreitet.

So lag der Fokus dieses Mal erstmals ganz auf Lisa-Marie Kwayie. „Ich finde es schön, wenn das Publikum so hinter einem steht“, sagt sie. Ob sie sich schon als Star fühlen würde, wurde sie am vergangenen Freitag gefragt. Kwayie lachte kurz. „Wenn ich mir die Leistungen eines Robert Hartings anschaue, kann ich da wohl noch nicht ganz mithalten. Aber ich würde sagen, ich bin auf einem guten Weg.“

Mehr:

Das 60 Meter-Finale von Berlin im Video

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024