| DLV-Pressekonferenz

Kurz vor dem Olympiastart: Keine Zeit für Experimente

Das Leitungsteam der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft sowie einige DLV-Athletinnen haben am Donnerstag in einer virtuellen Pressekonferenz auf die Olympischen Spiele in Tokio vorausgeblickt. In einer schwierigen Ausgangslage und weltweiten Konkurrenzsituation mit 203 teilnehmenden Nationen gelte es individuelle Ziele umzusetzen.
Peter Schmitt

Olympische Spiele 2021 kompakt

Einen Tag vor der Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Donnerstag zu seiner digitalen Auftakt-Pressekonferenz im Pre-Camp in Miyazaki eingeladen. Nach seinen Zielen befragt, sagte Idriss Gonschinska, DLV-Vorstandsvorsitzender: "Unser erstes Ziel ist es, dass alle Tokio gesund erreichen und gesund auch wieder nach Deutschland zurückkehren. Natürlich möchten wir zudem, dass die Athletinnen und Athleten ihre ganz individuellen Ziele erfüllen und sich im Vergleich zum bisherigen Saisonverlauf weiter steigern, und dass wir uns über einige Überraschungen freuen können."

"Unsere Nummer eins im Speerwurf Johannes Vetter hat selbst gesagt, dass er Gold holen möchte. Vom Medaillenspiegel halte ich jedoch trotzdem nicht sehr viel", führte Idriss Gonschinska fort. "Wir wollen performen, wenn es darauf ankommt und um jeden einzelnen Zentimeter kämpfen, aber die alleinige Orientierung am Medaillenspiegel ist auch ein Relikt einer vergangenen Zeit und wird den individuellen Leistungen der Athletinnen und Athleten in der aktuellen Konkurrenzsituation nicht gerecht."

Im Vorbereitungsprozess sei aufgrund von Corona flexibles Agieren notwendig gewesen. "Bewährte Trainingslager in den USA und Südafrika unter Einbindung der Kompetenzteams konnten nicht wie geplant durchgeführt werden. Es galt die veränderte Situation anzunehmen und neue Lösungen zu finden", beschreibt der DLV-Vorstandsvorsitzende die besondere Situation in der Vorbereitung.

Geher und Marathonis bereiten sich in Shibetsu vor

15 Standorte waren im Vorfeld für das Vorbereitungs-Trainingslager besichtigt worden, am Ende hat sich der DLV für ein Pre-Camp in Miyazaki entschieden. Schon jetzt scheint es die richtige Wahl gewesen zu sein, wenn man den Aussagen der Athleten glaubt. In einer „Bubble“ gibt es tägliche Covid-Tests, einen eigenen Eingang mit Aufzug und eigenem Restaurant. Auch auf dem Weg ins Trainingsstadion sind die deutschen Athleten unter sich. Und wenngleich nahezu jedes Zimmer Meerblick hat, versteht jeder, dass man nur morgens im Ozean schwimmen kann. Die Japaner erhalten für ihre Unterstützung viel Lob von deutscher Seite.

„Seit Montag läuft die Anreise. Bis auf die Geher und Marathonis, die in Shibetsu sind, sind alle Einzeldisziplinen im Trainingslager dabei. Es geht darum, sich an das Klima anzupassen und letzte Trainingseinheiten zu absolvieren, sagte DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein.

DLV-Ärztin Christine Kopp sieht kein Problem bei der Klimaanpassung, denn bereits seit 2018 beschäftigt sich das medizinische Team mit der Hitze, und die Mannschaft hat nicht nur im Laufbereich, sondern auch im Wurfbereich Erfahrungen gesammelt, die bereits bei der WM in Doha (Katar) 2019 umgesetzt wurden. „Letztlich reagiert jeder Einzelne völlig unterschiedlich, deshalb gibt es oft individuelle Lösungen.

Ziel: Bestleistung angreifen

Ihre Premiere bei Olympischen Spielen feiern Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 400 m) sowie Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 400 m Hürden). „Ich will bei meinen ersten Spielen eine Topleistung auf die Bahn bringen und meine Bestzeit angreifen“, sagte Corinna Schwab, die auch in der Staffel zum Einsatz kommt. Carolina Krafzik hat sich als Ziel das Halbfinale gesetzt: "Dafür werde ich alles geben.“

Schwer wird es auch für die beiden Dreispringerinnen Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) und Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Die Spiele sind der Höhepunkt für alle Athletinnen und Athleten. Bei uns ist die Konkurrenz sehr stark. Da musst du die bestmögliche Leistung abrufen“, sagte Neele Eckhardt-Noack. Kristin Gierisch wird ihre Technik, die sie beim deutschen Rekord angewendet hat, beibehalten. „Kurz vor Olympia gibt es keine Zeit für Experimente. Mit Charles Friedek habe ich einen erfahrenen Trainer. Ich trainiere auch jetzt noch intensiv, da ich die Anspannung brauche.“

Die Stimmung im Pre-Camp ist gut, auch wenn täglich neue Covid-Meldungen aus Tokio in Miyazaki eintreffen. Doch wie Idriss Gonschinska treffend sagte: „Verglichen mit anderen Spielen ist hier ohnehin nahezu nichts normal.“

Olympische Spiele 2021 kompakt

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