| Jugend-DM Rostock

Weibliche Jugend Tag 2: Nina Ndubuisi stößt in neue Sphären vor

Mit dem weitesten Stoß einer deutschen U18-Athletin in diesem Jahrtausend hat Nina Ndubuisi am zweiten Tag der Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock für ein absolutes Highlight gesorgt: 18,59 Meter wurden für die neue Deutsche U18-Meisterin gemessen. Laura Raquel Müller und Sarah Vogel sorgten im Weit- und Stabhochsprung für eine tolle Flugshow. Auch Überraschungssiegerinnen wie Sarah-Michelle Kudla im Dreisprung und Lokalmatadorin Lia Flotow über 100 Meter Hürden trumpften am Samstag auf.
Nicolas Walter / Svenja Sapper

Männliche Jugend Tag 2

Bereits die Ausgangslage ließ auf starke Leistungen hoffen: Nina Ndubuisi, die bei der U20-EM bereits mit der Vier-Kilo-Kugel die Bronzemedaille errungen hatte, stieg am Samstag im Kugelstoßen der U18 in den Ring. Und legte gleich mit guten Weiten los: Im zweiten Versuch bot die Schorndorferin mit der drei Kilo schweren Kugel, die in der U18 verwendet wird, 16,46 Meter an, anschließend 16,39 Meter. Im vierten Durchgang packte Nina Ndubuisi dann noch einmal deutlich drauf und beförderte die Kugel erst auf 16,85, im fünften Versuch sogar auf 16,92 Meter. Doch das Beste kam zum Schluss – 18,59 Meter! Ein Raunen ging durch das Stadion. Mit gutem Grund, denn weiter hat in diesem Jahrtausend keine deutsche U18-Athletin gestoßen!

Zum Vergleich: 2015 gelang Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) ein Stoß auf 18,53 Meter – mit dieser Weite krönte sie sich zur U18-Weltmeisterin. „Ich habe im Training schon in die Richtung gestoßen, aber dass es so weit geht, hätte ich nicht gedacht“, zeigte sich Ndubuisi überglücklich. Und ließ ihren Super-Stoß Revue passieren: „Ich habe die Anfeuerungen und Zurufe von der Tribüne gehört und dann habe ich alles in diesen letzten Stoß reingelegt!“

Angereist war sie mit einer Bestleistung von 15,28 Metern, aber ihr Bronzestoß auf 15,71 Meter mit der schwereren Kugel in Tallinn hatte der 17-Jährigen viel Selbstvertrauen für den Wettkampf gegeben. Auch die Leistungen hinter der Siegerin konnten sich durchaus sehen lassen: Helena Kopp (Bredtstedter TSV) verbesserte ihre Bestleistung um mehr als einen Meter auf 16,35 Meter, was ihr die Silbermedaille einbrachte. Auch Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge) übertraf die 16-Meter-Marke um 13 Zentimeter und holte sich Bronze.

Auch Jaqueline Gippner siegt deutlich

Ähnlich deutlich fiel das Ergebnis eine Altersklasse höher aus. Im Kugelstoßen der U20 feierte Jaqueline Gippner (SC Potsdam) einen überlegenen Sieg. Mit drei gültigen Weiten konnte sich die 18-Jährige in die Ergebnisliste eintragen – jede davon hätte für den Titelgewinn gereicht. Auf 15,43 Meter folgte im zweiten Versuch die Tagesbestweite von 15,49 Meter. Michelle Oehmichen von den Halleschen Leichtathletik-Freunden belegte dahinter mit 14,64 Metern den zweiten Platz, Annika Schepers (SG Dettingen/Donau; 13,97 m) kam auf Rang drei.

„Es lief sehr gut. Bei der EM in Tallinn lief es für mich nicht nach Plan, das Resultat hier in Rostock gibt mir jetzt Selbstvertrauen und ist ein guter Abschluss der Saison. Ich hatte zu Beginn sogar noch etwas Angst, dass ich die 15-Meter-Marke nicht knacken würde, umso glücklicher bin ich, dass das so gut geklappt hat“, sagte Jaqueline Gippner.

Im Diskuswurf der weiblichen Jugend U20 gab es eine Überraschung: Die favorisierte U20-EM-Fünfte Pia Northoff (TV Wattenscheid 01) musste sich der mit einer fast fünf Meter schwächeren Saisonbestleistung angereisten Hanna Kaiser (LG Bernkastel/Wittlich) geschlagen geben. Gleich zweimal übertraf die neue Deutsche U20-Meisterin ihren eigenen rheinland-pfälzischen U20-Landesrekord (48,98 m) und ließ die Scheibe im vierten Versuch zunächst auf 49,41 Meter fliegen, bevor sie im letzten Durchgang mit 49,85 Metern an der 50-Meter-Marke kratzte. Pia Northoff sicherte sich mit 48,20 Metern Rang zwei vor der Potsdamerin Meryem Gül (46,46 m).

„Atemberaubender“ Erfolg für Sarah-Michelle Kudla

Im Dreisprung der U20 konnte sich Sarah-Michelle Kudla (SCC Berlin) nach ihrem dritten Rang im vergangenen Jahr überraschend über den Titelgewinn freuen. Mit 12,90 Metern im zweiten Versuch setzte sich sie sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes und konnte von dort bis zum Schluss nicht mehr verdrängt werden. Auch nicht von der eigentlichen Favoritin Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), die mit 12,79 Metern nicht über den dritten Platz hinauskam. Auf den Silberrang schob sich Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen), die drei Sprünge über der 12-Meter-Marke platzieren konnte und mit ihrem besten 12,85 Meter erreichte.

„Es ist atemberaubend, einfach großartig. Ich konnte es erst gar nicht glauben, als auf der Anzeigentafel stand, dass ich Erste bin. Ich hatte vorab gesehen, dass ich von der Meldeleistung Zweite bin, aber ich hätte niemals mit dem Sieg gerechnet. In zwei Wochen stehen jetzt noch die Berliner Meisterschaften auf dem Programm“, sagte Sarah-Michelle Kudla.

DM-Happyend für Sarah Vogel

Nach übersprungenen 3,92 Metern standen im Stabhochsprung die Medaillengewinnerinnen der U20 fest – jene drei, die auch bei der U20-EM die deutschen Farben vertreten hatten: Laura Giese (TSV Bayer 04 Leverkusen), Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) und U20-Europameisterin Sarah Vogel (LG Seligenstadt). Und die war auch bei den nationalen Titelkämpfen eine Klasse für sich: Die 19-Jährige überquerte als Einzige 4,02 Meter und meisterte anschließend auch die 4,15 Meter.

„Ich wollte heute noch einmal zeigen, dass ich stabhochspringen kann“, resümierte sie anschließend. „Ich habe mich sehr auf die Deutschen Meisterschaften gefreut, weil ich damit noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Die letzten drei Jahre war jedes Jahr etwas anderes, das dazwischenkam, und jetzt nach der U16 einen zweiten nationalen Titel gewonnen zu haben, ist schön.“ In einem aufgrund der Wetterverhältnisse „mysteriösen“ Wettkampf war sie auch mit ihrer Siegeshöhe „sehr zufrieden“. Laura Giese sicherte sich Rang zwei vor der höhengleichen U20-EM-Vierten Chiara Sistermann.

Cheyenne Kuhn trotz Krämpfen nicht zu schlagen

Den Titel über 100 Meter der U20 holte sich Cheyenne Kuhn (SC Neubrandenburg). Dabei hatte es zunächst überhaupt nicht nach einem Start der 19-Jährigen ausgesehen. Wegen eines Krampfes im linken Beuger wurde sie wenige Minuten vor dem Startschuss noch medizinisch behandelt, ging dann aber doch an die Startlinie. Und das sollte sich lohnen: Zunächst lief es nicht optimal für die Neubrandenburgerin. Aus dem Startblock kam sie nur langsam heraus, doch mit zunehmendem Rennverlauf konnte sie sich an ihren Konkurrentinnen vorbei an die Spitze schieben.

In 11,80 Sekunden gewann sie bei starkem Gegenwind (-3,0 m/s) vor Sina Kammerschmitt (SG Worms; 11,89 sec) und Sabrina Hafner (LG Telis Finanz Regensburg; 11,95 sec). Besonders kurios: Nach dem Zieleinlauf setzten weitere Krämpfe bei Cheyenne Kuhn ein. Doch die Schmerzen werden nach dem Titelgewinn vermutlich schnell wieder vergessen sein.

„Das Rennen lief den Umständen entsprechend gut. Der Start war nicht gut, was aber vermutlich am Krampf lag, den ich mir beim Probestart zugezogen habe. Ich hatte zwischenzeitlich echt Angst, dass ich gar nicht starten kann. Aber das ging dann doch recht gut. Im Ziel kamen dann weitere Krämpfe dazu, aber es ist zum Glück nichts Schlimmes“, gab Cheyenne Kuhn nach ihrem Rennen Entwarnung.

Anna Malia Hense schlägt ältere Konkurrenz

Über 400 Meter der U20 trumpfte eine U18-Athletin groß auf. Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund), die im vergangenen Jahr noch in der U18 den Titel gewonnen hatte und kürzlich mit Staffel-Gold von der U20-EM aus Tallinn zurückkehrte, war ihren Verfolgerinnen bei windigen Bedingungen bereits 200 Meter vor dem Ziel um einige Schritte enteilt. Auf der Zielgeraden konnte sich keine der Konkurrentinnen mehr an die 17-Jährige heranarbeiten, sodass sich Hense in 54,67 Sekunden zur neuen Deutschen U20-Meisterin krönte. Lysann Helms (Hamburger SV) erreichte als Zweitschnellste in 55,54 Sekunden das Ziel, Bronze ging an Justine Wehner (SC Magdeburg; 55,89 sec).

„Ich habe vor dem Rennen viel über den Wind nachgedacht, konnte das dann aber im Rennen eigentlich ganz gut ausblenden. 200 Meter vor dem Ziel war er aber dann doch recht stark, da musste ich ziemlich dagegenhalten, was aber letztlich gut geklappt hat. Ich hatte im Vorfeld ein bisschen mit dem Sieg gerechnet, aber wirklich wissen kann man es natürlich nie. Umso schöner, dass ich tatsächlich gewonnen habe.“

Auf den Plätzen fünf und sechs waren Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe) und Lisa Hausdorf (AG Hamburg West) über die 1.500 Meter bei der U20-EM gelandet. In Rostock lieferten sie sich ein packendes Duell um den deutschen U20-Meistertitel, am Ende hatte Meyer in 4:18,69 Minuten die Nase vorn. Die Hamburgerin belegte in 4:19,89 Minuten Rang zwei vor Rahel Brömmel (LG Olympia Dortmund; 4:22,96 min).

Laura Raquel Müller: Irreguläre Siegesweite, reguläre Bestleistung und World Lead

Schwierige Wetterverhältnisse und wechselnde Winde prägten den Weitsprung der weiblichen U18. Nichtsdestotrotz präsentierte sich Favoritin Laura Raquel Müller (Unterländer LG) bärenstark. Die U20-EM-Vierte brachte es gleich bei ihrem ersten Sprung auf 6,16 Meter – obwohl sie am Brett viel verschenkte. Nach 6,18 Metern im zweiten Versuch betrat im dritten Durchgang eine Herausforderin die Bühne: Siebenkämpferin Sandrina Sprengel flog, angetrieben von starkem Rückenwind (+4,0 m/s), auf 6,29 Meter. Doch Laura Raquel Müller konnte postwendend kontern: 6,37 Meter (+2,1 m/s). Bei erneut starker Windunterstützung (+2,4 m/s) traf sie im vierten Versuch das Brett gut und landete erst nach 6,60 Metern im Sand. Und konnte sich anschließend sogar über reguläre Bestleistungen freuen: 6,48 Meter (-0,4 m/s) und 6,50 Meter (+1,5 m/s) wurden in den beiden letzten Versuchen gemessen. Damit katapultierte sie sich auf Platz eins in der Weltjahresbestenliste ihrer Altersklasse.

„Es ist der letzte Wettkampf des Jahres für mich, also habe ich noch einmal alles reingelegt“, erklärte die Siegerin nach dem Wettkampf. Und profitierte auch von ihren internationalen Erfahrungen: „In Tallinn waren die Bedingungen ähnlich, deshalb konnte ich damit heute ganz gut umgehen. Ich habe auf die Goldmedaille geschielt. Auf die reguläre Bestleistung habe ich heute gar nicht geachtet – ich wollte einfach all das verbessern, was in Tallinn nicht funktioniert hat.“

Joane Schoppa klar überlegen, knapper Heimsieg für Lia Flotow

Joane Schoppa (SC Potsdam) entschied das Diskuswurf-Finale der U18 nach einem starken Auftritt für sich. Bei der U20-EM war sie noch knapp am Finaleinzug gescheitert, bei der Jugend-DM konnte ihr keine der Konkurrentinnen gefährlich werden. Zwar konnte sie lediglich zwei gültige Versuche in die Ergebnisliste eintragen, doch mit ihren 49,90 Metern im vierten Versuch erarbeitete sie sich einen Vorsprung von mehr als vier Metern auf die Zweitplatzierte Marie-Sophie Macke (TV Angermund; 45,78 m) heraus. Gleichzeitig blieb die 17-Jährige nur 32 Zentimeter von ihrer Bestleistung entfernt. Bronze holte sich Lea Raschick (LC Cottbus; 44,14 m).

Sie konnte ihr Glück kaum fassen: Lia Flotow schlug nach Bekanntgabe des Ergebnisses über 100 Meter Hürden der U18 ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen. 13,59 Sekunden! Zwar bei zu viel Rückenwind (+2,7 m/s), aber die Rostockerin sicherte sich damit in der Heimat den deutschen Meistertitel. Dabei ging es im Kampf um die Medaillen äußerst knapp zu. Die ersten drei Athletinnen liefen Schulter an Schulter über die Ziellinie. Erst nach einigen Momenten stand das Ergebnis fest. Eine Hundertstel hinter Flotow kam auf Platz zwei Pia Meßing (TV Gladbeck 1912). Rang drei ging an die zeitgleiche Christina Onwu Akomas vom SC Magdeburg.

U20-Europameisterinnen dominieren die 400 Meter

Noch vor zwei Wochen feierten sie bei der U20-EM ihren bisher größten sportlichen Erfolg. Mit der 400-Meter-Staffel gewannen Maja Schorr (SV GO! Saar 05) und Lena Leege (LAC Berlin) Gold in Estland. Bereits früh im Rennen über 400 Meter der U18 wurde klar, dass beide Athletinnen in Rostock den Titel unter sich ausmachen würden. 200 Meter vor dem Ziel hatten sich die Europameisterinnen deutlich von der Konkurrenz abgesetzt, auf der Zielgeraden hatte schließlich Maja Schorr die frischeren Beine. In 54,30 Sekunden gewann sie letztlich souverän vor Leege (54,84 sec). Dahinter kam Mia Karolina Haas (LG Olympia Dortmund; 56,35 sec) auf Platz drei.

Spannung bis zum letzten Meter war über 1.500 Meter der weiblichen U18 geboten. Lange war das Feld dicht zusammengeblieben, auf der letzten Runde erst hatte sich ein Quartett aus Titelverteidigerin Julia Rath (LAC Quelle Fürth), der Jahresschnellsten Ida Lefering (LG Olympia Dortmund), Nina Waltert (VfL Sindelfingen) und Carolin Hinrichs (VfL Löningen) abgesetzt. Am Ende hatte die Athletin aus Löningen im Schlussspurt die schnellsten Beine und siegte in 4:30,11 Minuten vor Ida Lefering (4:30,44 min) und Julia Rath (4:31,05 min), die von Nina Walterts Sturz kurz vor dem Ziel profitierte.

Und auch nach dem letzten Finale der weiblichen Jugend hallten noch einmal Freudenschreie durch das Stadion: Mit Saisonbestleistung von 24,12 Sekunden schnappte sich Vivian Groppe (MT Melsungen) den deutschen U18-Meistertitel über 200 Meter vor Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal; 24,40 sec), die bei den U20-Europameisterschaften über die kürzere Sprintstrecke an den Start gegangen war. Annika Just (LAC Passau) sprintete in 24,47 Sekunden zu Bronze.

Die kompletten Ergebnisse finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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