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Sara Gambetta mit neuem Trainer auf dem Weg nach Paris

Sara Gambetta wird auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris von einem neuen Trainer betreut. Der Leitende Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang hat das Training der Kugelstoßerin übernommen. Auch privat gab es Veränderungen: Die Olympia-Achte hat geheiratet.
Sandra Arm

Es war ein schleichender Prozess: Bereits im vergangenen Jahr kam Sara Gambetta (SV Halle) ins Grübeln. Der Gedanke an einen Trainerwechsel wurde dann aber schnell vom achten Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio sowie einer neuen Bestleistung weggewischt. Entgegen der ersten Zweifel setzte die Kugelstoßerin ihren sportlichen Weg mit ihrem Trainer René Sack am Bundesstützpunkt in Halle/Saale fort.

Das Alte, das stets Bewährte, stellte sie nach dem Ende des WM- und EM-Sommers 2022 dann aber erneut in Frage. „Er ist nicht so gelaufen, wie es mir gewünscht hätte. Nach meiner Bestleistung in der Halle [19,05 m] konnte ich draußen an diese Leistung nicht mehr anknüpfen. Ich kann den Sport auch nicht mehr ewig betreiben. Wenn ich etwas verändern möchte, dann muss es jetzt sein“, erklärt die 29-Jährige ihren Schritt.

Nach neun Jahren bei René Sack – „er hat mir in dieser Zeit unheimlich viel beigebracht und dafür bin ich ihm auch dankbar“ – entschied sich Sara Gambetta für einen Wechsel zum Leitenden Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang. „Als Athletin möchte ich mich weiterentwickeln und will noch drei, vier Prozent aus mir herausholen.“ Sie kennt ihr Ziel und den Weg, der sie 2024 zu den Olympischen Spielen nach Paris führen soll.

Neue Trainingspartnerin: Katharina Maisch

Der Wechsel zu Sven Lang ist gut überlegt: „Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Trainingseinheiten bei ihm. Ich wusste von seinen Qualitäten insbesondere was den Technikweg betrifft. Noch dazu hat er in der Vergangenheit gute Athleten hervorgebracht.“ So feierte Sven Lang mit David Storl zwei WM-Titel und formte Christina Schwanitz zu einer Weltklasse-Athletin.

Zurzeit betreut Sven Lang darüber hinaus mit Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) die nächste hoffnungsvolle Kugelstoßerin – und nun mit Sara Gambetta die direkte Konkurrenz. Von diesem Wechsel können beide profitieren. „Ich verstehe mich super mit Kathi. Ich sehe sie weniger als Konkurrentin, unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich“, berichtet Sara Gambetta. Die eine dreht, die andere gleitet an. Weshalb sich beide Athletinnen speziell im Techniktraining gar nicht begegnen. „Das tut uns beiden auch gut, wenn unser Trainer auf jede individuell eingehen kann.“

Alle drei Wochen fährt Gambetta jetzt von Halle nach Chemnitz. Immer für eine Woche – und bleibt dann vor Ort. Ihr Lehramtsstudium für Sport und Biologie hat sie für ein halbes Jahr heruntergefahren und sich bewusst in Seminare eingetragen ohne Anwesenheitspflicht, sodass sie sich auf das neue sportliche Umfeld konzentrieren kann. Die letzten Einheiten in Chemnitz waren sehr stoßintensiv. „Wir haben an der Technik gearbeitet. Ich denke, es passiert derzeit recht viel.“

Sommer geprägt von Schwierigkeiten

Während aus ihren Worten jetzt Erleichterung spricht, war der Sommer von Sara Gambetta geprägt von sehr viel Unzufriedenheit. Zu schwankend die Ergebnisse, zu durchwachsen der Saisonverlauf. Noch dazu kam das vorzeitige WM-Aus durch eine Corona-Infektion. Im Pre-Camp hatte die Olympia-Achte die ersten Tage noch gut trainiert, dann ging es ihr zusehends schlechter. „Ich hätte in dem Zustand keinen Sport machen können", blickt sie zurück.

Motivation gab der Ausblick auf die Heim-EM. Um wieder mit dem Training zu beginnen, folgte eine Return-to-Sport-Untersuchung. Ab diesem Tag blieben Sara Gambetta noch drei Wochen bis zum Start in München. „Ich war überzeugt, dass ich durch die Infektion körperlich nicht viel verloren hatte. Die Kraftwerte stimmten“, berichtet die Deutsche Meisterin, die stattdessen mit etwas anderem haderte – der Technik. „Ich war körperlich gut drauf, aber koordinativ auf einer falschen Fährte unterwegs. So als würde ich zum ersten Mal eine Kugel stoßen. Ich habe draufgeballert ohne Ende, aber die Kugel ist nicht weit geflogen.“

„Entspann dich, vertrau auf deine Stärken, dann kommt alles wieder.“ Mit diesen Worten hatte das Trainerteam versucht ihr Mut zu machen, doch Sara Gambetta selbst fehlte der Glaube. „Ich habe mich über den fünften Platz sehr geärgert, ich wollte um die Medaillen mitstoßen. Das Einstoßen verlief noch gut, aber im Wettkampf hat mir dann die nötige Sicherheit gefehlt.“

Da tat es gut, dass nach dem Saisonende ein ganz anderes Ereignis in den Mittelpunkt rückte und für Zerstreuung sorgte: Im September heiratete Sara Gambetta ihre langjährige Lebensgefährtin, die ehemalige Kugelstoßerin Josephine Terlecki.

Arbeit an der Psyche und Athletik

Mit dem DLV-Nationalteam begann für Sara Gambetta im Oktober in der Türkei die heiße Phase der Vorbereitung auf das Jahr 2023. Dort nutzte sie das Angebot des Kompetenzteams auch für Gespräche mit DLV-Psychologin Tanja Damaske. „Man muss unterscheiden: Was will ich erreichen? Und was muss ich dafür tun? Der Weg zum Ziel ist viel wichtiger“, erklärt Sara Gambetta – und dieser Weg soll für sie über eine stabile Technik auch im Freien bis zur 19-Meter-Marke führen.

Am Bundesstützpunkt in Halle/Saale kann sie dabei weiter auf die Unterstützung von Athletiktrainer Simon Overkamp zählen. "Für eine gute Weite braucht es Zubringer. Mir war es wichtig, dass mich Simon Overkampf weiter betreut, und Sven Lang ist meiner Bitte nachgekommen. Er will auch nicht in ein funktionierendes System reingrätschen“, sagt Sara Gambetta.

Wie gut das neue Trainingssystem funktioniert, könnte schon die kommende Hallensaison zeigen. Sara Gambetta hofft auf einen Start beim Indoor-Meeting in Karlsruhe (27. Januar). Es folgen das Kugelstoß-Meeting in Nordhausen (28. Januar), eventuell Tschechien, Rochlitz (5. Februar), Sassnitz (12. Februar), die Hallen-DM in Dortmund (18./19. Februar) und vielleicht noch Madrid (Spanien). Die Hallensaison abschließen möchte Sara Gambetta mit der Hallen-EM in Istanbul (Türkei; 2. bis 5. März.). Eine Marke hat sie dabei stets im Blick: die 19 Meter.

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