| Diamond League Oslo

Ingebrigtsen läuft nächsten Rekord, Warholm steigt so schnell ein wie nie

Die beiden norwegischen Top-Stars Jakob Ingebrigtsen mit einem 1.500-Meter-Europarekord und Langhürden-Weltrekordler Karsten Warholm mit dem schnellsten Saisonauftakt der Geschichte haben das Diamond League-Meeting vor ihrem Heimpublikum in Oslo am Donnerstag gekrönt. Über 200 Meter überzeugte auch DLV-Sprinter Joshua Hartmann.
Jan-Henner Reitze

Der Norweger ist in Rekordform und demonstrierte diese auch vor heimischer Kulisse. Jakob Ingebrigtsen sorgte beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) am Donnerstag mit einem Europarekord über 1.500 Meter für den krönenden Abschluss. Der Olympiasieger steigerte seine eigene Bestmarke um gut drei Zehntel und blieb als erster Europäer in 3:27,95 Minuten unter 3:28,00 Minuten. Schon vergangene Woche in Paris (Frankreich) hatte der 22-Jährige eine Weltbestzeit über zwei Meilen (7:54,10 min) und im Vorbeilaufen einen 3.000-Meter-Europarekord (7:24,00 min) aufgestellt.

„Das Rennen ist wie erwartet verlaufen. Vor Heimpublikum so abzuliefern, ist traumhaft“, sagte der 22-Jährige nach dem Rennen. „Es steckt hundertprozentig noch mehr in mir. Ich muss einfach nur konzentriert bleiben auf dem Weg zur WM.“ Zum Weltrekord (3:26,00 min) des Marokkaners Hicham El Guerrouj fehlen noch knapp zwei Sekunden.

Das Rennen geht außerdem in der Breite als bisher schnellstes der Geschichte ein. Acht Athleten blieben unter 3:30 Minuten, so viele wie noch nie. Hinter dem Zweitplatzierten Mohamed Katir (Spanien; 3:28,89 min) lief Yared Nuguse (USA; 3:29,02 min) Nordamerika-Rekord. Als Siebter sorgte Oliver Hoare (Australien) in 3:29,41 Minuten für einen Ozeanien-Rekord.

Karsten Warholm steigt mit viertbester Zeit der Geschichte ein

In seinem ersten Saisonrennen bewies Karsten Warholm, dass er immer noch in der Lage ist, sich selbst zu übertreffen. In 46,52 Sekunden stieg der Olympiasieger so schnell ein wie noch nie. Nur er selbst bei seinem Weltrekord (45,94 sec) aus dem Olympiafinale, der in diesem Rennen zweitplatzierte Rai Benjamin (USA; 46,17 sec) und der Weltmeister des vergangenen Jahres Alison dos Santos (Brasilien; 46,29 sec) sind jemals noch schneller unterwegs gewesen.

„Auf der Zielgeraden hat mich die Unterstützung der Zuschauer getragen. Es war ein Rennen, an das ich mich immer erinnern werde“, erklärte Karsten Warholm. „Es hat gezeigt, dass ich den Weltrekord tatsächlich angreifen kann, vielleicht sogar in diesem Jahr.“

Bei den Frauen näherte sich Femke Bol (Niederlande) in 52,30 Sekunden weiter ihrem Europarekord (52,03 sec) und siegte überlegen. Rushell Clayton (Jamaika) kam als Zweite mehr als anderthalb Sekunden (53,84 sec) später ins Ziel.

Turbo-Abschluss und Fotofinish über 5.000 Meter  

Ein spektakuläres Duell lieferten sich der zweimalige Hallen-Weltmeister Yomif Kejelcha (Äthiopien) und Cross-Weltmeister Jacob Kiplimo (Uganda) über 5.000 Meter. Obwohl das Tempo bis dahin alles andere als langsam war, legten die beiden den Abschluss-Kilometer in weniger als 2:25 Minuten zurück. Nach einer 55er-Schlussrunde warfen sich die beiden Schulter an Schulter ins Ziel. Das Zielfoto musste entscheiden. Zeitgleich (12:41,73 sec) wurde der Äthiopier auf Rang eins gesetzt. Nur vier Athleten waren in der Geschichte schneller. Als Dritter lief Telahun Haile (Äthiopien; 12:46,21 min) noch auf Rang zehn der ewigen Bestenliste.

Über 3.000 Meter der Frauen machte ein kenianisches Trio den Sieg unter sich aus. Die WM-Zweite über 5.000 Meter Beatrice Chebet (8:25,01 min) setzte sich gegen Lilian Rengeruk (8:25,90 min) und Margaret Chelimo Kipkemboi (8:26,14 min) durch. Über die Meile stellte Siegerin Birke Haylom (Äthiopien) in 4:17,13 Minuten einen U20-Weltrekord auf.

Joshua Hartmann sprintet zweitschnellste Zeit der Karriere

Auf der ungünstigen Innenbahn bestätigte Joshua Hartmann (ASV Köln) seine gute Form in diesem Sommer. In 20,39 Sekunden lief er seine bisher zweitschnellste 200-Meter-Zeit der Karriere. Nur im EM-Halbfinale im vergangenen Sommer war er in 20,33 Sekunden schneller. Sein Sechster Rang bringt außerdem wertvolle Punkte fürs World Ranking, eine Möglichkeit sich für die WM in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) zu qualifizieren. Olympiasieger André de Grasse (Kanada) war als Fünfter nur sechs Hundertstel schneller (20,33 sec). Eine Klasse für sich war wieder U20-Weltrekordler Erriyon Knighton (USA). Der 19-Jährige WM-Dritte legte die halbe Stadionrunde in 19,77 Sekunden zurück.

Erstmals seit seinem Kreuzbandriss im Jahr 2017 gewann 400-Meter-Weltrekordler Wayde van Niekerk (Südafrika; 44,38 sec) wieder ein offizielles Diamond League-Rennen. Der 30-Jährige war bei seinem Sieg bei den nationalen Meisterschaften Südafrikas in 44,17 Sekunden schon seine schnellste Zeit nach seiner schweren Verletzung gelaufen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Olympiasieger von 2016 und Weltmeister von 2017 schon als WM-Fünfter in der Weltspitze zurückgemeldet.  

Die 100 Meter der Frauen entschied Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste) in pfeilschnellen 10,75 Sekunden für sich. Als Dritter im paralympischen 100-Meter-Rennen lief Felix Streng (Sprintteam Wetzlar) 10,82 Sekunden. Es gewann der Norweger Salum Ageze Kashafali (10,39 sec).

Simon Ehammer gewinnt im Weitsprung

Dem Publikum mal wieder einen Sechs-Meter-Flug schenkte Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden), der im zweiten Anlauf 6,01 Metern meisterte. Höher ging es an diesem Tag nicht mehr. Chris Nilsen (USA) belegte mit 5,91 Metern Rang zwei. Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste sich mit der übersprungenen Einstiegshöhe (5,41 m) und Rang acht zufrieden geben.

Dreisprung-Weltrekordlerin Yulimar Rojas (Venezuela) gelang es noch nicht, die 15-Meter-Marke zu knacken. Mit windunterstützten 14,91 Metern (+2,1 m/sec) sicherte sich die Weltmeisterin und Olympiasiegerin dennoch Platz eins. Mit vier Zentimetern war der Abstand zur zweitplatzierten Leyanis Perez (Kuba) unbewohnt gering. Die 21-Jährige stellte mit 14,87 Metern eine Bestleistung auf. Es folgte Europameisterin Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine) mit 14,75 Metern.

Zehnkämpfer Simon Ehammer (Schweiz) landete im Weitsprung der Männer bei 8,32 Metern. Der WM-Dritte in dieser Disziplin verwies damit Marquis Dendy (USA; 8,26 m) und Olympiasieger Miltiádis Tentóglou (Griechenland; 8,21 m) auf die weiteren Podest-Plätze.

Jorinde van Klinken überrascht als Diskus-Siegerin

Mit einem Wurf auf 66,77 Meter gelang es Jorinde van Klinken (Niederlande), die Favoritinnen im Diskuswerfen zu besiegen. Die EM-Dritte im Kugelstoßen ließ Olympiasiegerin Valarie Allman (USA; 66,18 m) und die frühere Seriensiegerin Sandra Perkovic (Kroatien; 65,26 m) hinter sich. Die DLV-Athletinnen Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 62,96 m), Kristin Pudenz (SC Potsdam; 62,82 m) und Shanice Craft (SV Halle; 60,73 m) reihten sich auf den Plätzen vier, fünf und sieben ein.   

Anders als bei ihrer Bestleistung (19,08 m) am vergangenen Freitag in Paris traf Kugelstoßerin Sara Gambetta (SV Halle) diesmal keinen Versuch optimal. Mit 18,37 Metern belegte die 30-Jährige Rang acht. Die ersten Fünf des Wettkampfes trennten nur zehn Zentimeter. Es gewann die WM-Vierte Sarah Mitton (Kanada; 19,54 m) vor Maggie Ewen (USA; 19,52 m). Die Drittplatzierte Danniel Thomas-Dodd (Jamaika) sowie Weltmeisterin Chase Ealey (USA) als Vierte und Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo (Portugal) als Fünfte erzielten alle 19,44 Meter als Tagesbestweite.

Das Hammerwerfen ist auch in diesem Sommer keine Disziplin der Diamond League-Kategorie. Olympiasieger Wojciech Nowicki (Polen) warf mit 81,92 Metern so weit wie noch kein Athlet in diesem Sommer.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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