| Porträt

Manuel Mordi – Hoffnungsträger im Hürdensprint

Ein neuer Name im deutschen Hürdensprint: Am zurückliegenden Wochenende krönte sich Manuel Mordi in Kassel zum Deutschen Meister. Mit 13,64 Sekunden führt er zudem die deutsche Jahresbestenliste an. Bei der Team-EM in Chorzów gab der 19-jährige Hamburger sein Debüt in der Nationalmannschaft der Aktiven. Auf seinem sportlichen Weg orientiert er sich an einem Athleten, der das Nationaltrikot in seiner Karriere zahlreiche Male überstreifte.
Zoe Hawner

Manuel Mordi hatte in letzter Zeit nicht gerade wenig um die Ohren. Ende Juni hat er noch die letzte schriftliche Abiturprüfung abgelegt und nahezu parallel dazu bei der Team-EM in Chorzow (Polen) seinen ersten Einsatz im Trikot der A-Nationalmannschaft gefeiert. Am vergangenen Wochenende holte er bei seinem Debüt bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven auf Anhieb den Titel. Jetzt befindet sich das Nachwuchstalent auf der „Road to Espoo“. „Die U23-EM in Finnland ist natürlich ein Saisonhighlight. Ich freue mich, da zu laufen“, sagt der 19-jährige Hürdensprinter im Trikot des Hamburger Sportvereins. 

Bereits als Kind wurde Manuel Mordi auf die Leichtathletik aufmerksam. Er erinnert sich: „Ich war in der Grundschule in einer sogenannten Sport Plus Gruppe, da guckt man sich die Schüler an und schaut, wer Talent hat, wer außerhalb der Schule noch mehr Sport machen kann: Und da gehörte ich dazu.“

Auch auf dem Gymnasium blieb er am Ball – im wahrsten Sinne des Wortes, denn lange Zeit zählte der Fußball ebenfalls zu den sportlichen Leidenschaften des Schülers. Über spezielle Fördergruppen seiner Schule kam der dann 15-Jährige jedoch zur Leichtathletik im Hamburger Sportverein. „Ab 2018 habe ich dann bei meinem Trainer Christopher Bickmann mit der Leichtathletik angefangen. So richtig leistungsorientiert wurde es jedoch erst Richtung 2019/20“, berichtet Manuel Mordi. 

Zu den Hürden „gezwungen“

Wie es in der Jugend-Leichtathletik üblich ist, probierte auch der junge Hamburger zahlreiche Disziplinen aus, bevor er sich auf den Hürdensprint festlegte. „Anfangs habe ich die 100 und 200 Meter favorisiert, die haben mir am meisten Spaß gemacht.“ Doch sein Coach hatte etwas anderes mit dem Nachwuchsathleten vor. „Mein Trainer hat Potenzial über die Hürden in mir gesehen. Ich wollte die Hürden eigentlich nicht machen. Mein Trainer hat mich ein Stück weit schon gezwungen, weil er meinte, ich werde später über die Hürden in den Bestenlisten besser abschneiden als über 100 und 200 Meter – was dann auch der Fall war“, erzählt der 19-Jährige. 

Kein Wunder also, dass Manuel Mordi auf die Frage nach dem „Vater seines Erfolges“ den Namen seines Trainers nennt. „Ich hätte das allein nicht hinbekommen. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Er war derjenige, der gesagt hat: ‚Fang mit den Hürden an, das wird gut!‘ Und dass wir zwei immer weiter daran gearbeitet haben und auch wenn es mal schlecht lief, nicht aufgegeben und es immer weiter probiert haben, das zeichnet ihn als Trainer aus“, so Manuel Mordi. 

Beim HSV ist Manuel Mordi Teil einer sehr jungen Trainingsgruppe. "Ich bin mit einer der Ältesten, viele meiner Trainingskollegen sind noch in der U18 oder U20. Wir haben aber eine sehr gute Gruppendynamik, verstehen uns gut, und pushen uns gegenseitig.“ Zur Trainingsgemeinschaft zählen unter anderem die U20-Talente Frederik Denis und Line Schröder sowie U23-Athletin Vanessa Baldé. Manuel Mordi sprintet als Einziger über die 1,067 Meter hohen Männerhürden. „Das wäre der einzige Punkt, wo ich sage, dass das nicht optimal ist, aber das ist Meckern auf hohem Niveau“, gibt er zu. 

„Irgendwann mal schneller laufen als Gregor Traber“

Mit erst19 Jahren steht für Manuel Mordi bereits eine Bestleistung von 13,64 Sekunden zu Buche. Im Vergleich mit nahezu gleichaltrigen Athleten wie beispielsweise etwa dem Deutschen Hallenmeister Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen), Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) oder Gregory Minoue (TV Angermund) hat der Hamburger momentan die Nase vorn. Diese Athleten gelten derzeit als Hoffnungsträger des Hürdensprints, nachdem der langjährige Leistungsträger Gregor Traber vor einigen Wochen sein Karriereende verkündet hat. Auch der Tübinger fiel bereits im jungen Alter mit rasanten Zeiten auf. In seinem ersten Aktivenjahr benötigte er für die 110 Meter Hürden 13,47 Sekunden.

Ein Ansporn für Manuel Mordi: „Ich will schon unter 13,50 Sekunden laufen, auch gerne in dieser Saison. Ich weiß, ich kann das, gerade bei guten Bedingungen kann es sogar noch schneller werden. Ich weiß: Ich bin noch jung, ich habe das Potenzial und noch viel Luft nach oben. Wenn ich ausreichend Erfahrung sammle, kommen die Zeiten von ganz allein dazu, auch mit genug Training. Aber wenn ich irgendwann mal schneller laufe als Gregor Traber, dann bin ich zufrieden“, sagt er mit einem Lachen. Ein ambitioniertes Unterfangen, denn immerhin reiht sich Gregor Traber mit 13,21 Sekunden auf Rang fünf der ewigen deutschen Bestenliste ein. 

Mit DM-Gold zur U23-EM

Doch nicht nur in Bezug auf seine sportliche Karriere hat Manuel Mordi ganz klare Ziele vor Augen. Er weiß auch genau, wo er nach seinem gerade erst abgeschlossenen Abitur beruflich hinmöchte und wie er sein Leben nach der sportlichen Karriere gestalten will. „Ich werde im Oktober das Psychologiestudium anfangen, an der Medical School hier in Hamburg. Dann erstmal der Bachelor in drei oder vier Jahren und danach will ich den Master in Sportpsychologie machen. Das sind so meine Anhaltspunkte, wo ich gerne hinmöchte in der Zukunft“, verrät er. 

Die U23-EM in Espoo vom 13. bis 16. Juli wird nun also die nächste sportliche Station für den Hamburger sein, die Aktiven-WM in Budapest (Ungarn) würde das Hürdentalent eher als eine Art netten Zusatz ansehen: „Natürlich wäre es cool, wenn es über das World Ranking noch irgendwie klappen würde. Da würde ich mich natürlich freuen. Aber das ist jetzt nicht mein Ziel für die Saison. Gerade in meinem Alter darf ich jetzt auch noch nicht zu viel wollen, sonst mache ich mir damit viel eher die nächsten Jahre kaputt. Wenn es kommt, dann kommt es, wenn nicht, dann nicht, und das ist auch nicht schlimm.“ 

Ganz klare Vorstellungen hat er jedoch mit Blick auf die Olympischen Spiele, sowohl in Paris (Frankreich) 2024 als auch Los Angeles (USA) 2028. „Für 2028 habe ich mir das Ziel gesetzt, um eine Medaille mitlaufen zu können. Und Paris wäre auch als Erfahrung, erste Olympische Sommerspiele, eine tolle Sache und sollte vielleicht auch klappen. Darauf arbeiten wir auf jeden Fall hin.“

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024