| Espoo 2023

U23-EM Tag 3 | Die DLV-Athlet:innen in den Vorrunden

Am Samstag steht bei der U23-EM in Espoo der letzte große Schwung an Vorentscheidungen auf dem Programm. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten im Kampf gegen die internationale Konkurrenz in insgesamt neun Vorrunden behaupten, lesen Sie hier.
Silke Bernhart

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WEIBLICHE U23


200 Meter


Talea Prepens nahe an Bestzeit

Damit hatte auch sie selbst so kurz nach den zwei Staffel-Auftritten am Vormittag und Nachmittag nicht gerechnet: In 23,17 Sekunden sprintete Talea Prepens (TV Cloppenburg), allerdings bei irregulären 2,4 Metern pro Sekunde Rückenwind, bis auf zwei Hundertstel an ihre Bestzeit heran. Als Zweite ihres Vorlaufs sprintete sie damit zugleich direkt mit großem Q weiter ins Halbfinale, das am Sonntag um 10:30 Uhr gestartet wird.

"Jetzt bin ich richtig kaputt. Dass das heute noch möglich ist, hätte ich nicht gedacht", stellte sie fest. "Für morgen will ich keine Prognose abgeben, ich habe die anderen Rennen hintenraus schon gemerkt, die gehen auch kopfmäßig nicht spurlos an einem vorüber. Jetzt heißt es regenerieren, früh ins Bett und dann mal gucken. Ich will noch mal so weit wie möglich an meine Bestleistung heranlaufen."
 


1.500 Meter Vorläufe


Sturzpech für Fabiane Meyer

Eingangs der zweiten Kurve wollte Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe) in einem dicht gedrängten Feld eigentlich mit einer Tempoverschärfung die Jagd nach Platz vier für das direkte Finalticket einläuten. Das Problem: Sie war auf der Innenbahn eingekeilt, direkt neben ihr eine Läuferin und direkt vor ihren Füßen auch. Und dann ereilte die 20-Jährige das Schicksal, das in solchen Situationen wohl alle Mittelstreckenläufer mindestens einmal in ihrer Karriere erleben müssen: Die Athletin hinter ihr trat ihr in die Hacken, die Athletin vor ihr stürzte – und Fabiane Meyer dann auch. So war der Traum vom Finale ausgeträumt.

Mit einem blutigen Knie, hängendem Kopf und großer Enttäuschung schlich Fabiane Meyer anschließend aus dem Stadion. „Es lief eigentlich perfekt“, blickte sie zurück auf das Rennen bis zu dem Moment des Sturzes. Sie hatte sich noch gut gefühlt und genug Kraft für den entscheidenden Antritt gespart. Zeigen konnte sie das am Samstag nicht mehr. Platz sieben in 4:28,77 Minuten.
 


Weitsprung Qualifikation


Es hat gereicht

Etwas spannender als vielleicht erhofft machten es Mikaelle Assani (SC Heel Baden-Baden) und Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) am Samstagvormittag in der Weitsprung-Qualifikation. Aber um es vorweg zu nehmen: Es hat gereicht! Mit 6,37 und 6,27 Metern zogen sie auf den Plätzen zehn und zwölf schließlich beide ins Finale ein. Während sich Assani ihrer Sache nach 6,30 Metern im Ersten schon recht sicher sein konnte, musste Kienast nach einem ungültigen Versuch zittern, hatte schließlich aber doch acht Zentimeter mehr auf der Habenseite als die 13. der Qualifkation: die U23-Europameisterin im Siebenkampf Saga Vanninen (Finnland).

"An sich habe ich mich super gut gefühlt, das Aufwärmen hat gut geklappt und ich habe mich schnell gefühlt. Nur mit dem Wind war es schwierig, mal von hinten, mal von vorne. Der erste war gültig, aber ohne Brett, der war bestimmt schon ein 6,50er", berichtete Mikaelle Assani. "Mein erster Sprung war richtig gut", erklärte auch Lucie Kienast, "aber ganz knapp ungültig, bei 3,5 Metern pro Sekunde Rückenwind! Dann war ich unter Zugzwang und musste auf Sicherheit gehen." Für das Finale bereitet den beiden Weitspringerinnen die knappe Qualifikation also keine Sorgen, im Gegenteil: "Das war die Generalprobe, die darf auch mal schiefgehen", befand Lucie Kienast. "Morgen wird's besser!"
 


4x100 Meter Vorläufe


Sicherer Sprint ins Finale

Die deutschen Sprinterinnen rennen in der Staffel Jahr um Jahr um die Medaillen bei internationalen Nachwuchs-Meisterschaften mit. Und diese Chance haben sie am Samstag bei der U23-EM wieder! Denn die Pflichtaufgabe erfüllten Antonia Dellert (Sprintteam Wetzlar), Talea Prepens (TV Cloppenburg), Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) und Tina Benzinger (LG Stadtwerke München) am Vormittag mit Bravour: Nach 43,74 Sekunden brachten sie den Stab sicher ins Ziel.

Es war in ihrem Vorlauf Platz zwei hinter der Staffel Großbritanniens, deren Schlussläuferin Aleeya Sibbons noch kurz vor dem Ziel an Tina Benzinger vorbeiziehen konnte. Und es war im Vergleich aller Staffeln die zweitschnellste Zeit der Vorläufe. Zum Vergleich: 2021 war die DLV-Staffel, damals auch mit Prepens und Kaden im Aufgebot, in 43,05 Sekunden U23-Europameister geworden, die Vorlauf-Zeit des DLV-Quartetts hätte vor zwei Jahren für Silber gereicht. Das lässt hoffen für's Finale, das schon um 15:40 Uhr deutscher Zeit angesetzt ist.
 


4x400 Meter Vorläufe


Als Dritte weiter

In der Besetzung Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen), Brenda Cataria Byll (LG Olympia Dortmund), Emilia Grahle (Dresdner SC 1898) und Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) machte sich die deutsche Staffel am Samstag auf die Mission Finale. Nachdem die Kurvenvorgabe aufgehoben war, sortierte sich Brenda Cataria Byll zunächst auf Platz zwei ein und und verteidigte diese Position dann auch bis zur Übergabe des Stabes.

Emila Grahle und Mona Mayer brachten die Staffel dann auf Position drei liegend um die letzten zwei Runden, wobei das große Q für den sicheren Einzug ins Finale nie gefährdet schien: Mona Mayer hatte auf der Zielgeraden schon einen deutlichen Vorsprung vor der viertplatzierten Staffel des Gastgebers Finnland. Nach 3:35,09 Minuten war die erste Aufgabe erfüllt, um 18:05 Uhr wartet am Sonntag auf das Quartett die nächste, in der vorletzten Entscheidung der U23-EM von Espoo.

 

MÄNNLICHE U23


200 Meter Vorläufe


Simon Wulff mit den frischesten Beinen

Drei DLV-Starter im Vorlauf, ein DLV-Starter im Halbfinale: So lautet die Bilanz über 200 Meter. Bei den beiden Mannheimern Robin Ganter und Felix Frühn war nach drei 100-Meter-Sprints beziehungsweise 100-Meter- und Staffel-Vorlauf die Luft raus, so reichte es weder zu den Top Zwei und dem großen Q noch über die Zeit – schließlich wurde Felix Frühn auch wegen Übertretens der Bahn disqualifiziert.

„Ich bin etwas enttäuscht, aber die Beine haben nicht mehr hergegeben“, stellte Robin Ganter fest. „Aber nach drei Läufen auf so hohem Niveau kann das auch mal passieren. Jetzt habe ich morgen mal frei. Ich wäre aber lieber noch zweimal gelaufen.“ – „Ab 90 Meter war’s nur Kampf“, sagte Felix Frühn. „Es gibt so Tage, an die muss man einfach einen Haken dranmachen. Heute ist so einer.“

Damit meinte er auch den Vorlauf mit der Staffel, bei dem der Stab nicht ins Ziel gekommen war. „Das war unglücklich, besonders weil es teamintern Eddie und mir passiert ist“, sagte der Leverkusener Simon Wulff, „aber wir haben uns direkt ausgesprochen, es muss ja weitergehen. James [Adebola] hat mich noch mal unfassbar motiviert.“ Für ihn geht es nun auch am Sonntag noch weiter: In 21,05 Sekunden zog der US-Student als Dritter seines Vorlaufs über die Zeit ins Halbfinale ein.
 


3.000 Meter Hindernis Vorläufe


Florian Zittel macht ernst

Ein Vorlauf wie ein Finale – das war die Devise von Florian Zittel (LG Region Karlsruhe). Daher gab er sich nicht mit dem sicheren Platz fünf für das große Q zufrieden. Er drückte weiter aufs Gas, überholte noch drei Athleten vor sich, und rannte schließlich in 8:44,70 Minuten zu einer neuen Bestzeit. Und zur deutschen Jahresbestzeit der U23-Altersklasse, die er sich von Robin Müller (LC Top Team Thüringen) schnappte. Für diesen lief es in Espoo weniger gut: Schon früh musste er anerkennen, dass er keinen guten Tag erwischt hatte, es wurde Platz elf in 9:13,46 Minuten.

„Ich habe in diesem Jahr zu viel riskiert, um hier im Vorlauf rauszufliegen“, erklärte Florian Zittel seine Taktik. Unter anderem hatte er zu Beginn des Jahres auf ein Trainingslager in Tansania gesetzt und dort nur auf der Straße und auf dem Acker trainiert. Zu Saisonbeginn folgte in Oordegem (Belgien) die bisherige Bestzeit mit EM-Norm. „Aber das war unter schlimmsten Bedingungen, ich hatte nach der Rückkehr nach Deutschland Probleme, und dann wurde an dem Tag auch noch mein Auto abgeschleppt.“  So sollte das Rennen in Espoo auch zeigen, dass noch mehr drin ist, um Selbstbewusstsein fürs Finale zu tanken.

Anders klang das Fazit von Robin Müller: „Ich war so im Arsch, schon nach zwei Kilometern war ich so tot“, musste er feststellen. „Ich habe keine Ahnung, was los war. Beim Erwärmen habe ich mich noch super gut gefühlt, bis zum ersten Kilometer war alles gut, dann ging gar nichts mehr.“ Trotzdem blickt er nach seinem ersten internationalen Start schon voraus: „Ich mache es wie bei der DM 2019: Erster Start, letzter Platz. Bei der nächsten DM habe ich dann gewonnen!“
 


Stabhochsprung


Einer weiter

Die Stabhochspringer hatte es am Freitag besonders hart getroffen: Nachdem sie sich schon eingesprungen hatten, wurde der Wettbewerb aufgrund des starken Regens unterbrochen. Und dann fiel die Entscheidung, die Qualifikation auf Samstagvormittag zu legen. So mussten Fabio Wünsche (SC Potsdam), Louis Pröbstle (TV Gräfelfing) und Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) zurück ins Hotel und sich am Morgen darauf wieder an die Anlage begeben. Dort verlief die Qualifikation dann für alle Drei durchwachsen.

Schließlich war es Fabio Wünsche, der sich nach zwei Ungültigen über 5,05 Meter doch noch mit 5,20 Metern im ersten Versuch den Platz im Finale erkämpften konnte. Ob er ihn antreten kann, steht jedoch noch in den Sternen. "Ich bin beim Versuch über 5,35 Meter am Stab abgerutscht", erklärte er und zeigte Blut und Brandblasen an der Hand. "Der 5,20er im Ersten war gut, vielleicht war ich dann etwas unkonzentriert."

Medizinische Untersuchungen werden nun zeigen, ob die Hand für den nächsten Einsatz hält. Sollte er verzichten, wäre das Pech des einen DLV-Athleten vielleicht das Glück des anderen: Louis Pröbstle (TV Gräfelfing) beendete die Qualifikation nach 5,20 Metern im zweiten Versuch gemeinsam mit zwei anderen Athleten auf Platz 13. "Ich bin eigentlich ganz gut in den Wettkampf gekommen", blickte er zurück, "dann hatte ich einige unnötige gerissene Versuche, in denen ich eigentlich schon drüber war. Ich habe es eigentlich drauf, das habe ich ja letzte Woche bei der DM in Düsseldorf mit 5,42 Metern gezeigt."

Für Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen), in dieser Saison bei der Hochschul-DM auf 5,40 Meter verbessert, war nach 5,05 Metern Endstation. "Der Einstieg in die Saison war gut, aber dann war der Wurm drin, es war privat viel los, mit Uni und Trauerfällen, da bin ich ein bisschen rausgekommen. Aber ich weiß, ich kann gut springen." Motivation beschert der Ausblick auf einen weiteren Höhepunkt, denn der Leverkusener ist auch für die Universiade in Chengdu (China) nominiert.
 


4x100 Meter Vorläufe


Der Stab kommt nicht ins Ziel

Es sah so vielversprechend aus. Denn die DLV-Staffel sprintete vorweg – bis Mitte der Zielgeraden, als Simon Wulff (TSV Baery 04 Leverkusen) austrudeln ließ. Denn der deutsche Schlussläufer hatte den Staffelstab nicht erhalten. Der Wechsel von Kurvenläufer Eddie Reddemann auf seinen Vereinskollegen misslang, trotz mehrfacher Versuche landete der Stab nicht in der Hand von Simon Wulff.

Zuvor hatte der Deutsche U23-Meister Felix Frühn (MTG Mannheim) die Staffel gut ins Rennen gebracht, der flüssige Wechsel auf James Adebola (SCC Berlin) verschaffte dem DLV-Team dann schon den ersten Vorsprung, den der Berliner noch bis zur Übergabe auf Eddie Reddemann ausbauen konnte. So schien alles nach Plan zu laufen. Bis der letzte Wechsel den Traum vom Finale und noch mehr zunichte machte.

Die Teams aus den Niederlanden (38,88 sec) oder Polen (39,00 sec) werden zur Kenntnis genommen haben, dass ein weiterer großer Konkurrent um die Medaillen fehlt. Die Briten mit 100-Meter-Europameister Jeremiah Azu hatten gar keine Staffel an den Start geschickt.
 


4x400 Meter Vorläufe


Kampfgeist wird belohnt

Es musste ein Platz in den Top Drei her für das große Q fürs Finale. Das wussten die DLV-Athleten natürlich, und dementsprechend kämpften Tyrel Prenz (SC Potsdam), Vincente Graiani (LG Stadtwerke München), Rocco Martin (SG Motor Gohlis Nord) und Lukas Krappe (SCC Berlin) auf ihren Teilabschnitten mit aller Macht um einen dieser drei Plätze.

Graiani zog nach Ende der Kurvenvorgabe auf Rang zwei in die Innenbahn, in einem engen Feld war Martin zumeist auf Rang drei unterwegs, dann übernahm Lukas Krappe den Stab – und es wurde noch mal richtig spannend. Denn von hinten stürmte auf der Zielgeraden der Zweitplatzierte des Einzelrennens Lionel Spitz für die Schweiz noch von Platz vier ganz nach vorne und zu einem neuen U23-Landesrekord (3:06,08 min) für die Eidgenossen.

Seite an Seite mit den Schlussläufern der Briten und Türken kämpfte Lukas Krappe um jeden Meter, und das lohnte sich: In 3:06,24 Minuten fehlten zwar drei Hundertstel zu Platz zwei, den Großbritannien belegte. Aber die Türkei konnte er um ebenfalls drei Hundertstel in Schach halten. So war der Einzug ins Finale perfekt, auch ohne auf die Zeit hoffen zu müssen, die schließlich auch den Türken einen Platz in der Runde der besten Acht bescherte.
 

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* Uhrzeit-Angaben deutscher Zeit (Finnland: +1 h)

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