| Vorschau Jugend-DM

Rostock: Bahn frei für Deutschlands große Talente

Das Rostocker Leichtathletikstadion empfängt von Freitag bis Sonntag die deutschen Nachwuchs-Asse. Während die U20-Athletinnen und -Athleten noch um Tickets für die U20-EM in Jerusalem kämpfen, steht für die U18 die Jagd nach Titeln und Medaillen im Vordergrund.
Svenja Sapper

Der Countdown zur U20-EM in Jerusalem (Israel) läuft! Der sicherste Weg, bei den Titelkämpfen vom 7. bis 10. August dabei zu sein, ist für all diejenigen, die sich nicht bereits bei der Junioren-Gala in Mannheim für eine Nominierung empfohlen haben, ein Top-Zwei-Resultat bei der Jugend-DM. Daher versammeln sich von Freitag bis Sonntag Deutschlands größte Leichtathletik-Talente im Rostocker Leichtathletikstadion. Viele von ihnen haben bereits internationale Erfahrung gesammelt, etwa bei der U20-WM in Cali (Kolumbien) oder bei den U18-Europameisterschaften, die im vergangenen Jahr ebenfalls in Jerusalem ausgetragen wurden.

Mit Chelsea Kadiri schultert die amtierende U18-Vize-Europameisterin über 100 Meter auf der kürzesten Sprintdistanz die Bürde der Favoritin. Spätestens seit den Deutschen Meisterschaften in Kassel, als sie hinter Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) auf Platz zwei rannte, ist sie klare Anwärterin auf den deutschen Meistertitel. Mit 11,25 Sekunden führt die Magdeburgerin zudem die europäische Jahresbestenliste ihrer Altersklasse an. 

Schnelle Beine im Sprint und auf der Mittelstrecke

Während Chelsea Kadiri in Rostock nur die 100 Meter in Angriff nimmt, findet sich der Name der U18-EM-Zweiten über 200 Meter zweimal in der Meldeliste: Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar) startet die Titelmission auf den 100 und 200 Metern. Gleich in drei Disziplinen ist Rosina Schneider gemeldet: Die zweifache Jugend-Hallenmeisterin vom TV Sulz zählt neben den 100 und 200 Metern auch auf den 100 Meter Hürden zu den Favoritinnen. Lokalmatadorin Lia Flotow vom 1. LAV Rostock, die Jahresbeste auf der Hürdenstrecke, wird jedoch das Heimpublikum eine große Portion Extra-Motivation mitgeben. 

Die Aussicht auf eine Reise nach Jerusalem lässt sicher auch die Beine der Mittel- und Langstrecklerinnen schneller laufen. Mit 800-Meter-Läuferin Jana Becker (Königsteiner LV) und Adia Budde (TSV Altenholz), die ihr Ticket über die Hindernisse bereits in der Tasche hat, sind zwei Silbermedaillengewinnerinnen der letztjährigen U18-EM am Start. Für Adia Budde stehen mit den 3.000 Metern und den 2.000 Metern Hindernis gleich zwei Strecken auf dem Plan. 

Chiara Sistermann nach DM-Silber die große Favoritin

Viel Erfahrung auf der großen Bühne bringt auch Stabhochspringerin Chiara Sistermann mit. Die 19-Jährige reist als amtierende U20-Vize-Weltmeisterin nach Rostock. Nach einer Fuß-Operation ist sie in diesem Jahr bereits wieder bei ihrer Bestform angekommen und erkämpfte sich bei den Deutschen Meisterschaften am Düsseldorfer Rheinufer Rang zwei mit 4,31 Metern, einer Höhe, die außer der Gräfelfingerin in diesem Sommer noch keine U20-Athletin in Europa überquert hat. Vor zwei Jahren war sie als U18-Athletin bereits Vierte der U20-EM – ebenso wie eine weitere Titel-Favoritin in Rostock. 

Mit 1,91 Meter, die sie Ende Mai in Eppingen überwand, führt Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) noch immer die deutsche Jahresbestenliste der Aktiven an. Anschließend musste die U18-Vize-Europameisterin wegen einer Schleimbeutelentzündung eine Weile pausieren und verpasste auch die Junioren-Gala in Mannheim. Klar ist jedoch: Wenn die 18-Jährige ihr Leistungsvermögen abrufen kann, wird sie in Rostock nicht zu schlagen sein. Ihre Saisonbestleistung ist satte sieben Zentimeter besser als die von Meike Haiduk (LG Neumünster), die sich als beste Deutsche der Junioren-Gala bereits einen Startplatz für dieU20-EM erarbeitet hat. 

Deutlich enger könnte es im Weitsprung zugehen. Neben der europäischen Jahresbesten Samira Attermeyer (LG Olympia Dortmund; 6,55 m), die als Siegerin von Mannheim vorrangig nominiert wird, kommen auch die U20-WM-Finalistinnen Tabea Eitel (LG Filder) und Libby Buder (SC Potsdam) für die U20-EM-Tickets infrage. Zurück im Wettkampf-Geschäft ist nach längerer Verletzungspause auch die U20-EM-Vierte Laura Raquel Müller (Unterländer LG). Die Mannheimerin Ruth Hildebrand ist im Dreisprung favorisiert und zählt auch im Weitsprung zu den Medaillen-Aspirantinnen. 

Wurfdisziplinen mit starker Besetzung

Im Kugelstoßen wird der Sieg wohl nur über Nina Ndubuisi gehen. Die Schorndorferin, amtierende U20-EM-Dritte, hat in der Bestenliste rund zweieinhalb Meter Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen aufzuweisen. Dahinter könnten die weiteren Medaillenränge – und U20-EM-Startplätze – hart umkämpft sein. Planungssicherheit hat auch Diskuswerferin Curly Brown (Eintracht Frankfurt), die in Mannheim ihre Chance genutzt hat. Darauf hoffen in Rostock nun gleich vier weitere Diskuswerferinnen, für die der Jerusalem-Trip in Reichweite ist. 

Auch in der männlichen U20 sind die Wurfdisziplinen stark besetzt. Im Speerwurf ragt U20-Vize-Weltmeister Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) heraus. Er hat vergangenes Jahr bereits an der 80-Meter-Marke gekratzt. Im Kugelstoßen bahnt sich ein spannendes Duell zwischen dem U20-WM-Vierten Lukas Schober (SG Freital-Weißig) und dem Sieger von Mannheim Lasse Schulz (TV Plieningen) an. Die beiden 20-Meter-Stoßer führen die europäische U20-Jahresbestenliste an. Im Diskuswurf befindet sich Emmanuel Agbo-Anih (SV Halle) als einziger 60-Meter-Werfer in der Poleposition. 

U20-EM-Start im Visier

Im Hoch- und Stabhochsprung haben mit Julien Pohl (SC Potsdam) und Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) die Titelträger aus der Halle die Favoritenrolle inne. Dreispringer Steven Freund, dessen stärkster Konkurrent wohl sein Chemnitzer Vereinskollege Franjo Franke sein wird, errang in Göttingen bereits den deutschen U23-Meistertitel. Medaillenkandidat im Dreisprung ist auch Denyo Schluckwerder (LAC Berlin), der zudem die Meldeliste über 200 Meter anführt und als einziger Starter die U20-EM-Norm bereits abgehakt hat. 

Über 100 Meter ist das bereits mehreren Athleten gelungen, die beste Meldezeit bringt Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden) mit. Auf der Stadionrunde ist der Wolfsburger Louis Quarata bislang als Einziger unter 47 Sekunden geblieben. Und auch über 400 Meter Hürden konnte mit Lasse Schmitt (Königsteiner LV) bereits ein Athlet auf sich aufmerksam machen, er belegt derzeit in Europa Rang zwei der Jahresbestenliste. Spannung versprechen die Mittelstrecken, zum Beispiel mit dem angekündigten 800-Meter-Duell der U20-WM Starter Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) und Elija Ziem (SC Neubrandenburg). 

U18-Talente wollen Titelchance nutzen

Aufgrund der Terminkollision mit dem Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Maribor (Slowenien), wo am Montag die Leichtathletik-Wettkämpfe beginnen, fehlen in der U18 einige der größten deutschen Talente – wie zum Beispiel Langsprinterin Johanna Martin (1. LAV Rostock), die auf Rang zwei der europäischen Jahresbestenliste in ihrer Disziplin thront. So eröffnet sich über 400 Meter der Hannoveranerin Luna Fischer die Chance auf den Titel. 

Auf den längeren Strecken taucht ein Nachname gleich viermal in der Meldeliste auf: Je zweimal sind Emma (800 m | 1.500 m) und Jule Lindner (3.000 m | 2.000 m Hindernis) gemeldet, allerdings finden die 800- und 1.500-Meter-Vorläufe direkt nacheinander statt, sodass ein Doppelstart schwierig wird. Die beiden Bambergerinnen gehören auf allen Strecken zu den Favoritinnen. Auch Masha-Sol Gelitz (GSV Eintracht Baunatal) kann im Weit- und Dreisprung nach zwei Medaillen greifen.

Knappe Titelkämpfe vorprogrammiert

Mit der Kugel sollten die beiden 15-Meter-Stoßerinnen Finja Dziobek (LAC Degerloch) und Emily Scherf (SCC Berlin) den Titel unter sich ausmachen. Im Hammerwurf räumt die Inhaberin der deutschen U18-Bestleistung den Weg frei für die U18-Konkurrenz: Nova Kienast (SV Preußen Berlin) startet in der U20-Wertung und nimmt als drittbeste Werferin nach Favoritin Jada Julien (LV 90 Erzgebirge) und Lara Hundertmark (Einbecker SV) die U20-EM ins Visier. 

In der männlichen U18 steigt mit Max Baier (TV Fränkisch-Krumbach) ein 70-Meter-Werfer in den Ring. Diese Marke hat mit dem Speer auch Elias Fischer (TV Haßloch) bereits übertroffen. Sein starker Wurf auf 71,78 Meter datiert jedoch bereits aus dem Februar. Die 100-Meter-Entscheidung könnte in einer Hundertstel-Schlacht fallen: Gleich 13 Athleten bringen Meldeleistungen zwischen 10,81 und 11,00 Sekunden mit.

Gleiches gilt für die 110 Meter Hürden, wo die Top Vier nur acht Hundertstelsekunden trennen. Über 1.500 und 3.000 Meter ist mit Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach) eins der größten deutschen Lauf-Talente gemeldet. Gut möglich ist zudem, dass neben den bereits etablierten Talenten einige Nachwuchskräfte erstmals ins Rampenlicht rücken und nahe der Ostseeküste für die eine oder andere Überraschung sorgen können. 

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