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U20-EM | Starke deutsche Medaillen-Ausbeute in Jerusalem

Am Donnerstag sind in Jerusalem die U20-Europameisterschaften zu Ende gegangen. Mit 23 Medaillen, davon acht aus Gold, hat die DLV-Mannschaft die Erwartungen deutlich übertroffen und darüber hinaus mit starken Leistungen und deutlichen individuellen Steigerungen auf sich aufmerksam gemacht.
Svenja Sapper

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Die deutschen Leichtathletik-Talente haben die U20-EM in Jerusalem (Israel) in dieser Woche als stärkste Mannschaft abgeschlossen. Chef-Bundestrainerin Nachwuchs Elke Bartschat fasste das Abschneiden bei der abschließenden Mannschaftssitzung mit folgenden Worten zusammen: „Wir haben Historisches geleistet.“ Je acht Gold- und Silber- sowie sieben Bronzemedaillen spülten die deutschen Talente bei der U20-EM auf Rang eins im Medaillenspiegel. Zuletzt war eine Nachwuchs-Nationalmannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) 2009 mit zehnmal Gold und 25 Medaillen noch erfolgreicher. 

Bereits am Dienstag, dem ersten Finaltag, eroberten die deutschen Athletinnen und -Athleten Rang eins des Medaillenspiegels und ließen sich bis zum Ende der Meisterschaften am Donnerstag nicht mehr von der Spitze verdrängen. Mit acht EM-Titeln räumten die DLV-Nachwuchskräfte drei Goldmedaillen mehr ab als die zweitplatzierten Schweden. Und mit 23 Medaillen errangen sie mehr als doppelt so viele wie die Briten (10), die in der Breite zweitstärkste Kraft waren. 

Diskus-Sweep und Weltklasse-Zehnkampf

Sinnbildlich für die Einschätzung des Gesamt-Resultats als „historisch“ stehen unter anderem zwei Goldmedaillen, die das deutsche Team am Abschlusstag der Titelkämpfe einheimste. Am Vormittag führte die erst 17-jährige Curly Brown (Eintracht Frankfurt) im Diskuswurf vor Milina Wepiwé (TSG Wehrheim) und Lea Bork (LV 90 Erzgebirge) einen deutschen Dreifachsieg an – etwas, das es in der Geschichte der U20-EM noch nie gegeben hatte. Abends krönte sich Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) zum U20-Europameister im Zehnkampf und erzielte mit 8.209 Zählern eine Punktzahl, die vor ihm kein anderer Athlet im ersten U20-Jahr erreicht hat. 

Sowohl Curly Brown als auch Amadeus Gräber triumphierten bereits im vergangenen Jahr bei der U18-EM, die ebenfalls in Jerusalem ausgetragen wurde. Auch der dritte U18-Europameister im Bunde, Geher Frederick Weigel (SC Potsdam), konnte seinen Erfolg des Vorjahres wiederholen. Der Übergang von der U18 in die U20 ist ihnen also optimal geglückt. Dies gilt auch für Hindernisläuferin Adia Budde (TSV Altenholz), die erneut zu Silber rannte. Weitere Lauf-Medaillen gingen auf das Konto von Kira Weis (KSG Gerlingen; 5.000 m), die ihre Bestzeit auf dem Weg zu Silber um fast eine halbe Minute verbesserte, und Sofia Benfares (LC Rehlingen) über 3.000 Meter (Bronze). 

Vier Medaillen im Kugelstoßen

Besonders beeindruckten in den Wettkampftagen von Jerusalem die Mehrkämpfer sowie das Werferlager. Neben Amadeus Gräber feierten Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) und Pia Meßing (TV Gladbeck) den ersten deutschen Siebenkampf-Doppelsieg seit 1993. Im Kugelstoßen der männlichen Jugend sprengte der Grieche Dimitrios Antonatos erst im letzten Durchgang das deutsche Trio, Gold und Silber blieben in der Hand von Lasse Schulz (TV Plieningen), bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot auf Anhieb U20-Europameister, und Lukas Schober (SG Freital-Weißig). 

Bei den Disziplinkolleginnen sorgte Nina Ndubuisi, vor zwei Jahren bereits U20-EM-Dritte, mit 17,97 Metern für einen Paukenschlag. U18-Vize-Europameisterin Chantal Rimke (LC Jena) vergoss Freudentränen über Bronze. Hinzu kamen Silbermedaillen im Hammerwurf durch Jada Julien (LV 90 Erzgebirge) und Speerwurf für Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen). 

Die Sprinterinnen und Sprinter begeisterten vor allem im Team, nachdem sie in den Einzel-Disziplinen auf der Flachstrecke diesmal leer ausgegangen waren. Gold ergatterte die 4x100-Meter-Staffel der Frauen, Silber gab es für die männliche 4x400-Meter-Staffel und Bronze für die Kurzsprinter. Auch die Langsprinterinnen mischten vorne mit, bis sich auf der Zielgeraden, die Medaille vor Augen, ein unglücklicher Sturz ereignete.

Doppel-Gold für Rosina Schneider

Gleich zweimal auf dem obersten Treppchen stand Rosina Schneider (TV Sulz), die sowohl mit der 4x100-Meter-Staffel als auch über 100 Meter Hürden siegte und ebenso wie Lia Flotow (1. LAV Rostock), Dritte im Hürdensprint, im Vorlauf, Halbfinale und Finale hochfokussiert blieb und Top-Leistungen ablieferte. Im Finale rannte Rosina Schneider in 13,06 Sekunden deutsche Jahresbestzeit der Aktiven sowie auf Platz zwei in der ewigen deutschen Bestenliste der U20. 

In den Sprungdisziplinen überraschten Hochspringerin Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) mit einer Steigerung um vier Zentimeter auf 1,86 Meter, die ihr Bronze einbrachte, sowie Weitspringerin Laura Raquel Müller (Unterländer LG), die nach langer Verletzungspause Bestleistung sprang und ebenfalls Bronze holte.  

Die Gewinner jenseits der Medaillenränge

Es waren jedoch nicht nur die Medaillengewinnerinnen und -gewinner, die diese EM für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu einer historischen machten. Es waren auch die Leistungen zahlreicher Athletinnen und Athleten, die über sich hinauswuchsen und hinter den Medaillenrängen individuelle Erfolge feierten.

Zum Beispiel 800-Meter-Läufer Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen), als Zweitlangsamster im Starterfeld angereist, der seine Bestzeit um zwei Sekunden nach unten schraubte und Sechster wurde. Zehnkämpfer Friedrich Schulze (Eintracht Frankfurt), der als Nachrücker in die Mannschaft gekommen war und sich mit einer Steigerung um mehr als 300 Punkte auf Platz fünf einreihte. Oder 400-Meter-Hürden-Spezialistin Janne Popp (LAC Quelle Fürth). Angereist mit einem Hausrekord von 59,91 Sekunden, verbesserte sie sich im Vorlauf und Halbfinale bis auf 59,16 Sekunden. 

„Ihr könnt stolz auf euch sein“, lobte Elke Bartschat die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten und stellte fest: „Einer großen Anzahl unserer Talente ist es im Verbund mit ihren Heimtrainern gelungen, die Trainingssteuerung optimal auf den Höhepunkt auszurichten. Wir haben nicht nur viele Medaillen gewonnen, sondern auch zahlreiche Bestleistungen und persönliche Erfolge gefeiert.“ 

Dem Nachwuchs gehört die Zukunft

Bei aller Euphorie darf jedoch nicht vergessen werden, dass einige Talente auch Enttäuschungen zu verkraften hatten – kein Wunder bei einem ebenfalls historisch großen Team, das 105 Athletinnen und Athleten umfasste. Beispielsweise musste Stabhochspringerin Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing), als europäische Jahresbeste angereist, bereits nach der Qualifikation die Segel streichen. Für sie war es erst der fünfte Wettkampf der Saison, nachdem sie im Frühjahr noch eine Fuß-OP durchgemacht hatte.

Hindernisläuferin Carolin Hinrichs (VfL Löningen), ebenfalls Europas Schnellste, konnte im Finale das Rennen nicht zu Ende bringen. Sie musste nach gesundheitlichen Problemen im Vorfeld der Belastung von zwei Hitze-Rennen binnen weniger Tage Tribut zollen. Ihnen machte Elke Bartschat trotz der Rückschläge Mut. „Misserfolge gehören zum Sportlerleben dazu. Wichtig ist es, sie aufzuarbeiten, zu analysieren und aus ihnen zu lernen. Ihr habt noch viele Jahre vor euch.“

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