| Straßenlauf-WM

Gipfeltreffen der Laufszene mit drei deutschen Halbmarathon-Startern

Am Sonntag feiert in Lettlands Hauptstadt Riga die Straßenlauf-WM Premiere. Ausgetragen werden Titelrennen über eine Meile, fünf Kilometer und im Halbmarathon. Auf der längsten Distanz sind drei deutsche Läufer mit von der Partie.
Svenja Sapper

Die erste Ausgabe der Straßenlauf-WM lockt am Sonntag die Top-Stars der Laufszene nach Riga (Lettland). Darunter auch drei deutsche Läufer: Richard Ringer (LC Rehlingen), Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) und Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg) nehmen den Halbmarathon in Angriff. Während Ringer und Bienenfeld, die vor drei Wochen bei der 10-Kilometer-DM Gold und Silber unter sich ausmachten, aus Deutschland anreisen, setzte Filmon Teklebrhan-Berhe im Vorfeld auf ein Höhentrainingslager und fliegt aus Nairobi (Kenia) nach Lettland. 

"Filmon hat sehr viel investiert", sagt Marathon-Bundestrainer Matthias Kohls. Für Marathon-Europameister Richard Ringer ist der Halbmarathon-Start eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Marathon in Valencia (Spanien) am 3. Dezember. Dass seine Form zu Beginn des Laufherbstes schon stimmt, bewies er zuletzt bei der 10-Kilometer-DM. 

Eine bestimmte Platzierung hat sich das Trio nicht vorgenommen. Ins Auge gefasst haben die deutschen Starter eine Verbesserung ihrer Position in der Meldeliste, in der Richard Ringer als bester Deutscher auf Rang 21 zu finden ist. "Es ist eine WM, die Felder sind sehr stark besetzt", betont Matthias Kohls. Die drei DLV-Athleten werden sich also eher an ihren Bestmarken orientieren als an der internationalen Konkurrenz. Der flache Kurs in Riga gibt gute Zeiten her, auch die Wettervorhersage ist vielversprechend. 

Weltklasse-Felder mit Lauf-Prominenz aus Afrika

Auf der längsten Strecke, die in Riga auf dem Programm steht, sind vor allem Läufer aus Kenia und Äthiopien favorisiert. Die Athleten aus den beiden Lauf-Nationen nehmen in der Meldeliste die ersten acht Plätze ein. Als einziger Europäer ist der Franzose Jimmy Gressier in seiner Karriere bereits unter einer Stunde geblieben. Als Neunter über 5.000 Meter bewies er vergangenen Monat bei der WM in Budapest (Ungarn), dass er auch in einem Weltklasse-Feld konkurrenzfähig ist. 

Ein Medaillenkandidat hat jedoch abgesagt: Der amtierende Halbmarathon-Weltmeister Jacob Kiplimo (Uganda) geht in Riga nicht an den Start. Sein Teamkollege Andrew Rotich Kwemoi ist jedoch ebenso wie der Südafrikaner Stephen, der den Weltrekord über 50 Kilometer hält, in der Lage, in die kenianisch-äthiopische Phalanx einzubrechen. 

Bei den Frauen ist Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir die vielleicht heißeste Sieg-Anwärterin. Immerhin war sie bereits zweimal Halbmarathon-Weltmeisterin. Allerdings ist die Kenianerin seit ihrem dritten Platz beim London-Marathon im April nicht mehr gestartet. Somit rücken unter anderem ihre Landsfrau Margaret Chelimo Kipkemboi und die Äthiopierin Tsigie Gebreselama, amtierende Vize-Weltmeisterin im Crosslauf, ins Blickfeld. 

Weltrekordler über fünf Kilometer im Fokus

Noch erlesener sind die Starterfelder über fünf Kilometer. Bei den Männern versammeln sich drei der vier schnellsten Läufer der Geschichte: Berihu Aregawi (Äthiopien), der 2021 beim Silvesterlauf in Barcelona (Spanien) mit 12:49 Minuten den aktuell gültigen Weltrekord aufstellte. Yomif Kejelcha (Äthiopien), der im März bis auf eine Sekunde an diese Marke heranlief. Und der Kenianer Nicholas Kipkorir mit einer Bestzeit von 12:55 Minuten. Gefährlich werden könnte diesem Trio möglicherweise ein weiterer Äthiopier, Hagos Gebrhiwet. Auf der Bahn ist er als Sieger des Diamond-League-Meetings in Monaco schon 12:42,18 Minuten gelaufen. 

Das Feld der Frauen kann ebenfalls mit einer Weltrekordlerin aufwarten: Ejgayehu Taye (Äthiopien) rannte wie Aregawi beim Silvesterlauf in Barcelona 2021 die bislang schnellste Zeit einer Frau über fünf Kilometer – allerdings in einem gemischten Rennen, in Riga gehen Männer und Frauen getrennt an den Start.

Schärfste Konkurrentinnen für die WM-Dritte über 10.000 Meter sind voraussichtlich ihre Landsfrau Lemlem Hailu, Hallen-Weltmeisterin über 3.000 Meter, und die Kenianerin Beatrice Chebet, die im 5.000-Meter-Weltrekordrennen beim Diamond-League-Finale die drittbeste jemals gelaufene Zeit über 5.000 Meter auf die Bahn zauberte; 14:05,92 Minuten. Hinzu kommt mit Peruth Chemutai (Uganda) die Olympiasiegerin über 3.000 Meter Hindernis.

Premiere für die Straßenmeile

Erst kürzlich hat World Athletics die ersten Meilen-Weltrekorde auf der Straße ratifiziert. Gut möglich, dass diese Bestmarken am Sonntag unterboten werden. Zum Beispiel von Faith Kipyegon. Die Weltmeisterin über 1.500 und 5.000 Meter hat zwar in ihrer Karriere noch kein Straßenrennen bestritten. Doch ihre Bestzeit auf der Bahn ist mit 4:07,64 Minuten rund 20 Sekunden schneller als der offizielle Straßen-Rekord von Nikki Hiltz (USA; 4:27,97 min). Kipyegons Gegenspielerin ist die Äthiopierin Diribe Welteji, die der Kenianerin bei der WM in Budapest und im Diamond-League-Finale von Eugene (USA) noch unterlag. Ob sie den Spieß nun umdrehen kann?

Bei den Männern ist der Titelkampf hingegen offen. Der frischgebackene Weltrekordler Sam Prakel (USA; 4:01,21 min) ist gemeldet, wird es jedoch nicht leicht haben, sich gegen zwei kenianische U20-Weltmeister durchzusetzen: Reynold Cheruiyot, der vergangenes Jahr in Cali (Kolumbien) über 1.500 Meter siegte, und Melkeneh Azize, Titelträger über 3.000 Meter. Auch der Südafrikaner Ryan Mphahlele gehört zum großen Favoritenkreis. 

Spannung ist also bei der Premiere der Straßenlauf-WM garantiert – das Sahnehäubchen für die Lauf-Community bilden die Massenstarts, die auf allen drei Strecken ausgetragen werden und für den sich Laufbegeisterte im Vorfeld registrieren konnten. Im Halbmarathon gehen Amateure und Profis um 14:15 Uhr gemeinsam an den Start.  

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024