| Marathon-DM Köln

Meisterschaftspremiere in der Domstadt mit Marathon-Debüts und Rekordjagd

Zwei in einem: So könnte das Motto des diesjährigen Köln-Marathons lauten. Denn der fünftgrößte Marathon in Deutschland feiert nicht nur 25-jähriges Jubiläum, sondern trägt zugleich erstmals die Deutschen Marathon-Meisterschaften aus. Zum engeren Favoritenkreis auf den Titel über 42,195 Kilometer zählen zwei Debütanten. Eine neue deutsche U23-Bestleistung ist über die halbe Distanz das Ziel von Tom Förster.
Jane Sichting

Solch sensationelle Rekorde wie zuletzt in Berlin wird es in der rheinischen Metropole nicht geben, denn wenn dort am 1. Oktober der Startschuss für den flachen Rundkurs durch Köln fällt, stehen weder ein Eliud Kipchoge (Kenia) oder Amanal Petros (SCC Berlin) am Start, noch eine Ausnahmeläuferin wie Tigst Assefa (Äthiopien). Spannend wird das Rennen vielmehr aus einem anderen Grund: Zum ersten Mal werden im Rahmen des Köln-Marathons die Medaillen für die Deutschen Marathon-Meister vergeben.

„Wir haben in diesem Jahr in Hannover, Hamburg und zuletzt Berlin Marathons mit erstklassigen Ergebnissen deutscher Läuferinnen und Läufer erlebt, da wird Köln vermutlich nicht mithalten können. Aber Köln bietet interessanten Nachwuchskräften und Athleten der zweiten Reihe eine hervorragende Plattform, um mit sehr guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen“, sagt DLV-Bundestrainer Matthias Kohls. Wenngleich es für ihn bedauerlich ist, „dass die Besten bei der Vergabe der nationalen Titel nicht dabei sind“.

Jonathan Dahlke: Favoritenrolle beim Debüt

Auch der amtierende Deutsche Meister Hendrik Pfeiffer greift nicht in den Medaillenkampf ein, stattdessen übernimmt er eine Woche nach seiner persönlichen Bestzeit beim Marathon in Berlin (2:08:48 h) die Rolle des Pacemakers für seine Freundin Esther Jacobitz (beide TK zu Hannover). Zweimal hat er in Köln selbst gewonnen, im Vorjahr musste er sich nur Tobias Blum geschlagen geben, der danach seine aktive Karriere beendet hat. Mit Blick auf die Startliste der Männer ist das Rennen ungewohnt offen – gleich zehn Läufer können es anhand ihrer Vorleistungen auf das Podium schaffen.

Allen voran Lokalmatador Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen), der mit 62:29 Minuten auf der Halbmarathondistanz und 28:37 Minuten über zehn Kilometer die besten Zubringerleistungen zu bieten hat. Sechs Wochen lang hat er sich intensiv im Höhentrainingslager in Sankt Moritz (Schweiz) und Livigno (Italien) auf sein Debüt in der Heimatstadt vorbereitet. Zum Ziel gesetzt hat er sich eine Zeit von 2:12:00 Stunden. Dies käme zwar nicht an den Streckenrekord (2:07:37 h) der Männer aus dem Jahr 2012 heran, gemessen an den Siegerzeiten der vergangenen Jahre, die zwischen 2:13 und 2:16 Stunden lagen, traut ihm aber auch Bundestrainer Kohls eine solche Zeit zu.

Und sagt: „Köln hat eine Streckenführung und ein Publikum, das permanenten Support garantiert. Die Athleten können sich auf die Unterstützung freuen und sollten die Stimmung aufsaugen und sich einfach treiben lassen. Dann schauen wir mal, was dabei herauskommt“. Ein Selbstläufer wird der erste DM-Titel für Dahlke jedoch nicht. Denn auch Erik Hille (LT Haspa Marathon Hamburg; PB 2:14:18 h), Zweiter des Generali Köln Marathon 2019, Florian Röser (TV Konstanz; PB 2:15:03 h), Nic Ihlow (SC DHfK Leipzig; PB 2:15:07 h) sowie Lorenz Baum (LAV Stadtwerke Tübingen; PB 2:16:32 h) haben gute Chancen, in der Spitze mitzulaufen.

Volle Distanz, gleiches Ziel: Gold für Esther Jacobitz?

Nach ihrem Sieg beim Halbmarathon im letzten Jahr startet Esther Jacobitz in diesem Jahr auf der vollen Distanz und gilt als Debütantin zugleich als die Favoritin auf DM-Gold. Mit 72:53 Minuten beim Halbmarathon und 33:44 Minuten auf 10 Kilometern bringt sie deutlich bessere Zeiten auf den Unterdistanzen mit als die Konkurrenz. „Da es ein Meisterschaftsrennen ist, wird eher taktisch gelaufen, als auf Zeit“, sagt sie.

Dennoch habe sie sich eine Zielzeit von 2:32 bis 2:33 Stunden vorgenommen. Und verrät: „Die letzten Longruns im Training liefen super. Ich hatte auch bei Kilometer 38 noch genug im Akku, und auch mein vierwöchiges Trainingslager in Kenia lief absolut top. Ich hoffe, ich werde den Lauf am Sonntag einfach nur genießen können.“ Als stärkste Konkurrenz einzuschätzen sind Katja Fischer (SCC Berlin; PB 2:42:39 h), Halbmarathon-Siegerin von 2019, und Florentine Beese (Hannover Athletics; PB 2:46:41 h).

Dass Köln für Dahlke und Jacobitz ein ein gutes Pflaster für ihr Marathon-Debüt ist, davon ist Kohls überzeugt: „Ich glaube, Esther und Johnny sind Typen, die mit der hohen Aufmerksamkeit bei ihren Debüts gut klarkommen. Ein Marathon ist immer ein Stück weit eine Reise ins Ungewisse, und der Erste nochmal mehr. Esther ist für mich klare Favoritin, Johnny hat bestimmt einen Heimvorteil und viele Fans an der Strecke. Aber er darf nicht ungestüm an die Aufgabe herangehen, sondern muss sich mit Geduld und Respekt auf die zweite Streckenhälfte fokussieren. Erfahrenere Läufer werden auch ihre Chance haben.“

Rekordrennen von Tom Förster?

Auf gewohntem Terrain bleibt hingegen Tom Förster (LG Braunschweig). Nachdem er sich in 64:50 Minuten bereits im Vorjahr den Kölner Halbmarathon-Sieg über 21,0975 Kilometer sichern konnte, will der 21-Jährige am Sonntag diesen Erfolg nicht nur wiederholen, sondern auch die deutsche U23-Bestleistung im Halbmarathon (63:40 min) knacken. Diese hatte Hendrik Pfeiffer 2015 ebenfalls in Köln aufgestellt. Der Sprung aufs Podium ist auch Leander Fink (TV Alzey; PB 67:33 min) und Maximilian Walter (PB 66:57 min) zuzutrauen.

Bei den Frauen wird es ein Wiedersehen mit Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LV Pliezhausen) geben, die vor ihrer achten Teilnahme beim Generali Köln Marathon steht – zweimal hatte sie diesen gewonnen, fünfmal den Sieg beim Halbmarathon geholt. Bei der Vergabe der Top-Platzierungen in diesem Jahr sind jedoch mit der früheren U20-Europameisterin über die Hindernisse Lisa Oed (Königsteiner LV; PB:73:47 min), der Eritreerin Adissalem Sleshi Alemu (LG Telis Finanz Regensburg; PB: 73:54 min) und Mia Jurenka (VfL Sindelfingen; PB: 76:39 min) andere favorisiert.

Die Marathon-DM 2023 beim Generali Köln Marathon live:

Livestream auf sportschau.de (ab 10:25 Uhr)
Livestream auf YouTube (ab 8:55 Uhr)
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