| Porträt

Sandrina Sprengel – Nachwuchshoffnung im Siebenkampf

Hinter Sandrina Sprengel liegen aufregende Monate: Erst meisterte sie ihr Abitur. Dann schnappte sich die 19-Jährige beim internationalen Höhepunkt ihrer Saison, der U20-Europameisterschaft in Jerusalem (Israel), die Goldmedaille im Siebenkampf. In Talence durfte sie erstmals gegen die Weltspitze der Frauen antreten. In vier von sieben Disziplinen stellte sie 2023 neue persönliche Bestleistungen auf. Nun steht ihr die erste Saison in der Frauenklasse bevor.
Zoe Hawner

Bereits in der Grundschule wurde Sandrina Sprengel einst auf die Leichtathletik aufmerksam. Die Bundesjugendspiele brachten sie auf den Geschmack und auch schließlich mit acht Jahren zu ihrem heutigen Verein, der LG Steinlach-Zollern. Der Siebenkampf wurde etwas später ebenfalls eher zufällig zu der Disziplin, die in den Mittelpunkt rückte: „Ich mag dieses Abwechslungsreiche, jeden Tag etwas anderes trainieren. Und ja, deswegen finde ich Mehrkampf echt cool“, sagt die 19-Jährige.

Mittlerweile trainiert Sandrina Sprengel seit viereinhalb Jahren am Olympiastützpunkt in Stuttgart bei Baden-Württembergs Mehrkampf-Landestrainer Florian Bauder. Eine Trainingsgruppe bildet sie dort unter anderem zusammen mit Tabea Eitel (LG Filter), Fünfte der U20-EM im Weitsprung, und der zwei Jahre jüngeren Leonie Kroter (DJK SG Wasseralfingen). Den ersten großen Erfolg konnte die Abiturientin schon 2022 feiern: Bronze bei der U20-WM.

Starker Saison-Auftakt in Bernhausen

Das folgende Jahr 2023 war lang und kräftezehrend für Sandrina Sprengel. Insgesamt bestritt das Mehrkampf-Talent drei Siebenkämpfe, vorangegangen waren zwei Fünfkämpfe in der Halle, darunter der deutsche U20-Titel mit 4.187 Punkten.

Die Freiluftsaison startete mit einem Auftakt nach Maß: In Bernhausen lieferte Sandrina Sprengel Ende Mai mit 5.958 Punkten den zweitbesten Siebenkampf ihrer bisherigen Karriere ab und erzielte zudem noch eine neue persönliche Bestleistung im Kugelstoßen (12,62 m). „Dadurch, dass ich so gut eingestiegen bin, hatte ich große Hoffnungen für den Rest der Saison“, blickt sie zurück. Im August folgte mit der U20-EM in Jerusalem (Israel) das Saison-Highlight.

Erst Fehlstart, dann Bestleistungen – und Gold

Die Titelkämpfe in Israel begannen holprig: Zunächst wurde Sandrina Sprengel über die Hürden ein Fehlstart zugeschrieben. Zu Unrecht, wie im Nachhinein entschieden wurde. Umso bemerkenswerter, dass sie dann in 13,75 Sekunden sowie auch im darauffolgenden Hochsprung (1,83 m) neue Bestleistungen aufstellte. „Da dachte ich mir schon, das kann nur ein guter Wettkampf werden.“, erinnert sich Sandrina Sprengel.

Damit sollte sie Recht behalten. Trotz großer Hitze, langer Wettkampftage und wenig Schlaf sicherte sie sich schlussendlich die Goldmedaille. Nach dem verletzungsbedingten Ausstieg der Favoritin Jana Koscak (Kroatien) reichten Sandrina Sprengel dafür 5.928 Punkte. Abgerundet wurde der Erfolg der deutschen Siebenkämpferinnen durch die Silbermedaille ihrer Teamkollegin Pia Meßing (TV Gladbeck 1912; 5.790 pt).

Premiere bei den „Großen“

Zum Abschluss ihrer Saison reiste die Siebenkämpferin Ende September noch zum „Décastar“ Meeting in Talence (Frankreich), der letzten Station der World Athletics Combined Events Challenge 2023 für die besten Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer der Welt. Hier musste sie sich in einem Aktiven-Feld unter Beweis stellen, eine erste Bewährungsprobe für die kommende Saison.

Mit dem zwölften Platz und 5.853 Punkten zeigt sich die U20-Europameisterin nicht ganz zufrieden: „Es war auf keinen Fall ein schlechter Wettkampf, immer noch solide, aber mit manchen Disziplinen war ich schon enttäuscht. Ich hatte mir einfach mehr ausgemalt.“

Abschließen konnte sie den letzten Mehrkampf der Saison immerhin noch mit einer neuen Bestleistung über 800 Meter (2:18,44 min). Und so fällt der allgemeine Rückblick positiv aus: „Ich konnte auf jeden Fall sehr viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Es war schon was Tolles, bei den 'Großen' mitmachen zu dürfen, im selben Wettkampf zu stehen. Es macht mega Spaß und gibt Hoffnung auf ein gutes erstes Aktiven-Jahr.“

Trotz Titel unter den eigenen Erwartungen

Auch wenn am Ende des Jahres gute Leistungen und ein großer Titel stehen, zeigt sich Sandrina Sprengel nicht zu 100 Prozent zufrieden mit ihrer Saison. Denn eine Marke, die sie im Vorjahr schon überboten hatte, blieb in diesem Jahr leider unberührt – und somit auch ihre persönliche Bestleistung von 6.015 Punkten.

„Eigentlich war mein Ziel, an 6.100 Punkte heranzukommen. Aber besonders der Weitsprung und der Speerwurf sind nicht so gelaufen wie im Training", erklärt die 19-Jährige, die dennoch schon für das kommende Jahr ihren Anspruch weiter nach oben geschraubt hat: “Da werden wir versuchen, die 6.200 Punkte anzugreifen“, verkündet Sandrina Sprengel.

Sportliche Zukunft mit Laufbahn in der Landespolizei

Die Weichen für den nächsten Lebensabschnitt und auch die weiteren sportlichen Schritte hat Sandrina Sprengel längst gestellt. „Ich habe zwei Wochen nach meinem Abitur bei der Landespolizei angefangen. Ich mache ein duales Studium und bin im gehobenen Dienst“, erzählt sie.

Der Leistungssport soll in den nächsten Jahren weiterhin an erster Stelle stehen. Längerfristig werden die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles (USA) zunehmend in den Fokus rücken. „Alles kann, nichts muss“, sagt die junge Siebenkämpferin, die in den zurückliegenden zwei Jahren bereits gezeigt hat: Wenn es drauf ankommt, ist immer mit ihr zu rechnen.

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