| Marathon-Ausblick

DLV-Asse haben in Valencia und Dubai Olympia im Blick

© Gladys Chai von der Laage
Der Kampf um die Olympia-Startplätze im Marathon verspricht Spannung. In Valencia und Dubai steigen vor Ablauf des Qualifikationszeitraumes noch einmal zwei hochklassig besetzte Rennen. leichtathletik.de bietet eine Übersicht über die deutschen Starterinnen und Starter, die noch Hoffnungen auf einen Start in Paris hegen.
Jörg Wenig

Zwei Männer und drei Frauen haben bisher die Marathon-Olympianormen unterboten: Amanal Petros (SCC Berlin) und Richard Ringer (LC Rehlingen) sowie Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Fabienne Königstein (MTG Mannheim) und Deborah Schöneborn (SCC Berlin) haben sich bereits in eine gute Ausgangslage für das Ticket nach Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) gebracht. Zudem wäre Haftom Welday (noch Hamburger Laufladen) über die Weltrangliste qualifiziert und könnte als dritter deutscher Läufer im Männerrennen starten.

Doch in den kommenden zwei Monaten folgen ein paar Rennen, die durchaus noch für Bewegung im Kampf um die Olympia-Qualifikation sorgen können. Mit Valencia (Spanien) am 3. Dezember und dem Dubai-Marathon (Vereinigte Arabische Emirate) am 7. Januar stehen dabei zwei Läufe auf dem Programm, die in der Vergangenheit auf den sehr flachen Strecken einige der spektakulärsten Ergebnisse weltweit produziert haben.

Ein entscheidender Nominierungs-Stichtag ist der 30. Januar 2024. Nach diesem Datum vergibt World Athletics jeweils 64 der 80 Startplätze. Die verbleibenden jeweils 16 Männer und Frauen folgen dann Ende April. Der Marathon-Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) Matthias Kohls hatte bereits erklärt, dass er davon ausgeht, dass Ende Januar die deutschen Starter feststehen. 

Amanal Petros in der Poleposition

Richtig sicher sein bezüglich eines Olympia-Startplatzes kann sich eigentlich nur Amanal Petros. Der Deutsche Rekordhalter hatte sich Ende September in der deutschen Hauptstadt auf 2:04:58 Stunden verbessert, aber auch seine vorherige Zeit von 2:07:02 Stunden aus Hannover hätte sicherlich für einen Paris-Platz ausgereicht. Während sich Amanal Petros auf eine Titelverteidigung in Hannover vorbereitet, läuft Richard Ringer (LC Rehlingen) am 3. Dezember in Valencia. Dort wird der Europameister versuchen, seine in Hamburg gelaufene Bestzeit von 2:08:08 Stunden zu unterbieten. 

Auf der schnellen Strecke in Valencia startet zudem Haftom Welday, der bei der WM im August in Budapest (Ungarn) mit Rang 15 überzeugte. Er wäre nach dem jetzigen Stand auch über die Weltrangliste für Paris qualifiziert, jedoch hat die Zeit-Rangliste während des Qualifikationszeitraumes Priorität. Sollte also ein dritter deutscher Athlet bis Ende Januar unter der Norm von 2:08:10 Stunden bleiben, würde die Weltrangliste Haftom Welday nicht mehr helfen.

Gleiches gilt, wenn sich 64 internationale Athleten bis Ende Januar über die Zeit qualifizieren (zurzeit sind es 52). Der Hamburger hat bisher eine Bestzeit von 2:09:06 Stunden und wird versuchen, in Valencia möglichst deutlich unter der Norm zu bleiben. 

Samuel Fitwi plant mit Dubai

Die weltweit schnellste Strecke unter den Top-Marathonrennen ist sicherlich jene in Dubai. Die Höhenunterschiede auf der Strecke betragen maximal drei Meter. Nur vier Wenden, drei Bögen und eine Kurve sind auf den 42,195 Kilometern zu manövrieren. Samuel Fitwi Sibhatu (Silvesterlauf Trier) will die superschnelle Strecke in Dubai nutzen, um die Olympia-Norm zu unterbieten. In Berlin hatte er sich Ende September bereits deutlich auf 2:08:28 Stunden verbessert. Dabei hatte er während des Rennens Pech, weil er mehrere Flaschen an den Verpflegungspunkten nicht erhielt. 

Während Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) und Johannes Motschmann (SCC Berlin) auf den ursprünglich geplanten Start beim Valencia-Marathon verletzungsbedingt verzichten müssen und bis Ende Januar keinen Marathon mehr laufen werden, plant Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) zurzeit keinen „Last Minute“-Qualifikationsversuch. Gleiches gilt für Hendrik Pfeiffer (TK Pfeiffer), der sich in Berlin auf 2:08:48 Stunden gesteigert hatte, und auch für Sebastian Hendel (LG Braunschweig).

Melat Kejeta startet Normangriff in Valencia

Domenika Mayer ist im Rennen um die drei olympischen Startplätze bei den Frauen zurzeit in einer komfortablen Poleposition. Mit ihrer Steigerung auf 2:23:47 Stunden in Berlin unterbot sie die Norm von 2:26:50 Stunden deutlich und ist im Qualifikationszeitraum auch die mit Abstand schnellste deutsche Frau. Das könnte sich aber am 3. Dezember ändern, wenn Melat Kejeta (Laufteam Kassel) in Valencia startet. Stimmen Form und Wetterbedingungen, sollte sie in der Lage sein, ihre Bestzeit von 2:23:57 Stunden sehr deutlich zu verbessern. Im Oktober hatte sie bereits beim Valencia-Halbmarathon überzeugt. 

Neben Melat Kejeta wird in Valencia auch Rabea Schöneborn (SCC Berlin) an den Start gehen. Nach einer langen Verletzungspause war sie beim Berlin-Marathon noch nicht wieder in entsprechender Form und beendete das Rennen vorzeitig. In Valencia müsste sie wohl zumindest unter 2:25:48 Stunden laufen, um eine realistische Chance auf einen Olympia-Start zu haben. Das ist die Zeit, die Fabienne Königstein (MTG Mannheim) in Hamburg lief und mit der sie zurzeit die Nummer zwei ist im Rennen um die Paris-Tickets. In Houston unternimmt auch Kristina Hendel (LG Braunschweig) noch einmal einen Qualifikationsversuch.

Katharina Steinruck setzt auf Osaka

Während Fabienne Königstein verletzungsbedingt auf den Frankfurt-Marathon verzichten musste und nicht bekannt ist, ob sie gegebenenfalls noch einen Marathon laufen würde, startet die derzeitige Nummer drei auf der Paris-Liste, Deborah Schöneborn, voraussichtlich beim Houston-Marathon am 14. Januar. „Debbie“ Schöneborn hatte sich in Sevilla in diesem Jahr auf 2:25:52 Stunden verbessert. Sie muss mit Blick auf Valencia aber davon ausgehen, dass diese Zeit nicht reichen wird.

Zwei Tage vor Ablauf der ersten Qualifikationsfrist will Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) beim Osaka-Marathon am 28. Januar starten. Sie hat dadurch den Vorteil, genau zu wissen, welche Zeit nötig ist, um noch den Sprung nach Paris zu schaffen. Allerdings ist das Rennen in Osaka ein reiner Frauen-Elitelauf, so dass männliche Tempomacher fehlen. Ob Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) noch einen Last-Minute-Versuch startet, ist derzeit nicht bekannt.

* Nach Veröffentlichung des Artikels wurden weitere Informationen zu einigen Athlet:innen bekannt. Dieser Text wurde daher nachträglich aktualisiert. 

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