| Interview der Woche

Markus Görger: „Ich bin über meine Grenzen gegangen“

© Theo Kiefner
Am Samstag hat Markus Görger bei der Cross-DM in Perl das Langstrecken-Rennen dominiert. Auf matschigem Untergrund setzte er sich gegen Filmon Teklebrhan-Berhe durch. Im Interview der Woche spricht der Karlsruher über die anspruchsvolle Strecke, seine Ziele für die Cross-EM in Brüssel und seinen Wunsch, einmal eine verletzungsfreie Bahnsaison zu absolvieren.
Zoe Hawner / Svenja Sapper

Markus Görger, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel auf der Langstrecke. Gemeinsam mit Filmon Teklebrhan-Berhe haben Sie sich schnell von der Verfolgergruppe gelöst. Hatten Sie geplant, das Rennen von vorn zu bestreiten?

Markus Görger:
Eigentlich hatte ich mit meinem Trainer Günne [Günther Scheefer] besprochen, das Rennen eher defensiv anzugehen, weil ich im Laufe der Woche nicht ganz fit war. Letztendlich ist dann aber alles ganz anders gekommen, weil Filmon [Teklebrhan-Berhe] so schnell losgelaufen ist. Nach ein paar hundert Metern hatte er schon eine Lücke gerissen. Da habe ich kurz überlegt, was ich mache. Ob ich versuche, mit ihm mitzulaufen, oder mich eher in der Verfolgergruppe einsortiere. Aber man weiß ja nie. Es hätte auch sein können, dass er das Tempo durchläuft und ich nicht mehr rankomme. Also bin ich ein bisschen über meine Grenzen gegangen und an ihn rangelaufen. 

Wie hat sich diese „Grenzüberschreitung“ für Sie angefühlt? 

Markus Görger:
Auf der ersten Runde habe ich immer wieder eine Lücke von zehn bis 15 Metern auf Filmon zugelassen, weil ich auf keinen Fall übersäuern wollte. Dann hat es sich irgendwann besser angefühlt und ich hatte das Gefühl, im Rennen angekommen zu sein. Ich bin an Filmon vorbeigelaufen, ohne das Tempo zu forcieren. Stattdessen habe ich versucht, meinen Schritt zu finden, den ich durchlaufen kann. Die letzte Runde war noch mal richtig hart. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich noch eine oder zwei Runden laufen muss. Irgendwie habe ich das Rennen durchgebracht. Ich freue mich sehr, dass es mit dem Sieg geklappt hat, nachdem ich letztes Jahr leider aussteigen musste. 

Sie haben immer wieder mit Knieproblemen gekämpft. Sind diese vollständig ausgestanden?

Markus Görger:
Meine Knieschmerzen waren in letzter Zeit fast weg. Wenn, dann habe ich sie auf hartem Untergrund noch gespürt. Da die Strecke heute sehr weich war, hat das Knie gar keine Probleme bereitet. 

Die Strecke in Perl wurde schon im Vorfeld als schwierig zu laufen beschrieben. Wie sind Sie damit zurechtgekommen? 

Markus Görger:
Die Langstrecke war mit 9,7 Kilometern sehr lang und auch sehr anspruchsvoll. Man musste eine Böschung runter und hinten raus gab es viele enge Kurven. Man ist immer wieder weggeschlittert und musste das irgendwie ausgleichen. 

Wegen des Regens in den letzten Wochen war es außerdem ziemlich matschig …

Markus Görger:
Und wir waren auch noch der letzte Lauf! Alle anderen sind vorher schon durchgelaufen und die Strecke wurde dadurch noch mehr aufgeweicht. Eine Passage war ein richtiges Schlammloch. Da musste man wie am Sandstrand irgendwie durchwaten. Ich glaube, ästhetisch sah das Laufen heute bei keinem aus. Man musste irgendwie durchkommen. Man hat auf jeden Fall gemerkt, dass die Veranstalter sehr viel Liebe in die Strecke und in die ganze Veranstaltung gesteckt haben. Es hat wirklich Spaß gemacht, diese Strecke zu laufen. 

Mit Ihrem Sieg haben Sie sich auch für die Cross-EM in Brüssel [Belgien; 10. Dezember] empfohlen. Welche Ziele haben Sie sich dafür gesetzt? 

Markus Görger:
Prognosen sind im Cross immer schwer. Es kommt auf die Strecke an. Auf flacheren Strecken sind die Bahn- und Straßenläufer im Vorteil. Ist es eine Strecke mit Bergen und Hügeln, kommt mir das zugute. Unter die ersten 20 zu kommen, wäre sehr gut. Ich bin crossbegeistert, ich hoffe, dass die Belgier eine schöne Cross-Strecke vorbereiten und dass sie mir gut liegen wird. Die Cross-EM ist eine sehr schöne Veranstaltung, weil man da auch im Team zusammenkommen und gemeinsam für ein gutes Ergebnis kämpfen kann. 

Nach der Cross-EM ist das Jahresende nicht mehr fern. Was haben Sie sich für 2024 vorgenommen? 

Markus Görger:
Das Hauptziel ist, verletzungsfrei zu bleiben. Ich habe eine leichte Dysbalance im Knie bekommen, die will ich wieder in den Griff bekommen, um konstant trainieren zu können. Die Cross-Saison bekomme ich meist gut durch. Und dann kommt der April, der Mai, und immer wieder die nächste Verletzung. Wenn ich mal eine Bahnsaison bestreite, ist nach drei Rennen meist schon der Ofen aus. So ist das seit Jahren. Ich würde gern mal stabil durch den Winter kommen und eine richtige Bahnsaison mit ein paar Wettkämpfen laufen. Ich möchte beweisen, dass ich nicht nur im Matsch laufen kann. 

Mehr:
Demonstration der Stärke von Markus Görger

 

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