| Neue Meister

Alexander Gladitz - Plötzlich im Rampenlicht

Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe haben sieben junge Titelträger hervorgebracht, die noch nie zuvor bei den Erwachsenen ganz oben auf dem DM-Treppchen gestanden haben. Wir stellen neue Gesichter und Aufsteiger vor. Einige der „Neuen Meister“ gehören trotz ihrer Jugend schon zu den bekannten Athleten der Szene. Zum Abschluss an der Reihe: Viertelmeiler Alexander Gladitz (LG Hannover).
Jan-Henner Reitze

Alexander Gladitz
LG Hannover

*19. Dezember 1994
Größe: 1,88 Meter
Gewicht: 82 Kilo

400 Meter
Bestleistung: 47,26 sec (2014); 46,88 sec (Halle/2015)
Deutscher Hallenmeister 2015

Die zurückliegende Hallensaison hat das Sportlerleben von Alexander Gladitz ordentlich durcheinander gewirbelt. Mit seinem mutigen Auftritt im Finale der Hallen-DM in Karlsruhe sicherte er sich im Alter von gerade einmal 20 Jahren mit Bestzeit (46,88 sec) seinen ersten deutschen Meistertitel - obendrauf gab es bei der Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik) den ersten internationalen Einsatz bei den Aktiven. Dort war allerdings schon nach dem Vorlauf Schluss.

Durch seinen DM-Sieg rückte der Niedersachse auch mehr in den Fokus der Fachwelt und Medien. "Bisher war ich der Unbekannte und konnte laufen wie ich will. Jetzt schauen ein paar Augen mehr drauf. Das ist neu für mich", erklärt Alexander Gladitz.

Trainer Edgar Eisenkolb und seine Trainingsgruppe, zu der auch die Deutsche Hallenmeisterin der Frauen über 400 Meter Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) gehört, sind in dieser Situation ein stabilisierender Faktor und helfen, auf Linie zu bleiben. "Allgemein holt einen das Training in der Gruppe wieder runter", erzählt Alexander Gladitz. Klar haben sich seine Trainingskollegen mitgefreut, am Alltag auf der Bahn und im Kraftraum hat der überraschende Erfolg aber nichts geändert. Es gilt weiter, täglich an sich zu arbeiten.

Schnelligkeit verbessert

Mit dem Wechsel in die Gruppe Eisenkolb im Herbst 2013 hat das leistungsorientierte Training für Alexander Gladitz erst richtig begonnen. "In dem Jahr war ich Ostern zum ersten mal mit dem Landesverband NLV im Trainingslager und habe gesehen, dass auch leistungsbezogenes Training sehr viel Spaß machen kann", erinnert sich der Deutsche Hallenmeister, der sich im darauffolgenden Sommer einen Staffelplatz für die U20-EM sicherte. Es folgte die Entscheidung, den Weg in den Leistungssport zu gehen.

Mit der Leichtathletik begonnen hat der Niedersachse im Alter von sechs Jahren - da wäre er am liebsten mit seinem Vater mitgerannt, der mit dem Joggen begann. "Ich war aber noch zu klein dafür und deshalb wurde ich in den Leichtathletik-Verein gesteckt", erzählt der Aufsteiger, dessen erster Verein der TSV Bemerode war. Später wurden die 300 Meter seine Strecke, für den Sprint ging am Start immer etwas zu viel Zeit verloren. "Bis zu den 400 Metern war es dann nicht mehr weit."

Obwohl der Start nicht die Stärke ist, purzelten in diesem Winter auch die Bestzeiten auf den Unterdistanzen. 21,36 Sekunden früh in der Saison über 200 Meter waren der Schlüssel zur starken Vorstellung auf den beiden Hallenrunden.

Trainingsumfang noch gering

Parallel zum Training absolviert der Athlet der LG Hannover eine Ausbildung zum Speditionskaufmann bei der DPD. "Für Trainingslager werde ich freigestellt. Wenn ich sonntags einen Wettkampf habe, kann ich montags regenerieren. Ich werde toll unterstützt", berichtet der 20-Jährige, der momentan fünfmal pro Woche trainiert. "Von meinem Arbeitgeber aus, könnte ich noch mehr trainieren. Mein Trainer und ich sehen dazu aber bisher keinen Bedarf." Der Umfang soll im Laufe der Trainingsjahre langsam gesteigert werden - und möglichst zu Einsätzen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften führen.

"Darüber mache ich mir jetzt aber noch keinen Kopf", erklärt Alexander Gladitz, der seine Leistungen aus dem Winter erst einmal bestätigen möchte. Im Moment arbeitet er im Trainingslager auf Teneriffa am Feinschliff für die anstehende Saison. Es ist der zweite Besuch auf der kanarischen Insel innerhalb der Vorbereitung auf den Sommer - und das erste Mal, dass für den jungen Athleten zwei Trainingslager nacheinander auf dem Programm stehen. "Bisher bin ich verletzungsfrei durchgekommen", lautet die Wasserstandsmeldung.

Ziel U23-EM steht weiter ganz oben

Der erste Wettkampf ist am 14. Mai in Berlin geplant, wo die "krummen Strecken" 150 und 300 Meter angeboten werden. Trotz des DM-Titels sind die Ziele für den Sommer gleich geblieben. Die U23-EM in Tallinn (Estland; 9. bis 12. Juli) mit der Einzelnorm von 46,60 Sekunden steht ganz oben auf der Liste. Dort möchte Alexander Gladitz auch zeigen, dass er aus seinem nicht zufriedenstellenden Auftritt bei der Hallen-EM gelernt hat. "Alles was darüber hinaus geht, wäre ein Sahnehäubchen." Die nationale Konkurrenz wird stärker sein - die Hallensaison spielte für die Kaderathleten, zu denen der "Neue Meister" nicht zählt, nur eine nachgeordnete Rolle.  

Alexander Gladitz hat die Chance genutzt, in den Vordergrund zu laufen. Sein erster deutscher Meistertitel hat natürlich nicht nur die Aufmerksamkeit und damit auch ein wenig den Leistungsdruck wachsen lassen, sondern auch den Antrieb, noch besser zu werden. "Die Glücksgefühle aus Karlsruhe und auch am Tag danach möchte ich nochmal erleben. Das motiviert, weiterzumachen und härter zu trainieren als vorher. Die anderen schlafen nicht."

Video: <link video:11826>Alexander Gladitz gewinnt ersten Titel
Video-Interview: <link video:11862>Alexander Gladitz: "Hätte nicht gedacht, dass es zum Titel reicht"

Das sagt Bundestrainer Marco Kleinsteuber:

Bis zu den Deutschen Meisterschaften hat sich Alex toll entwickelt. Mit Bestleistung den Titel zu holen, war eine tolle Leistung. Er gehört zu den Anwärtern auf einen Einzelstart bei der U23-EM. Darüber hinaus ist er perspektivisch ein Kandidat Richtung große Meisterschaften, besonders für den Olympiazyklus nach Rio. Durch seine starken Zeiten auf der Unterdistanz passt er auch in unsere Philosophie. Er hat gute Anlagen und ist der Typ, den wir fördern wollen. Bei den Deutschen Meisterschaften hat er Mut bewiesen, indem er 21,74 Sekunden angelaufen ist. Er hat offensiv begonnen und das Rennen hinten raus kämpferisch gut durchgestanden. Mit dieser Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Bei den Hallen-Europameisterschaften konnte Alex das leider nicht bestätigen. Aber er ist ein junger Athlet. Wir unterstützen ihn auf seinem weiteren Weg. Ziel ist es, dass er bei den U23-Europameisterschaften sein volles Leistungspotenzial abruft. Mein erster Eindruck von Alex ist, dass er ein sehr ruhiger, konzentrierter Athlet ist und ein geerdeter Typ.

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