| Indoor Meeting

Alina Reh und Hanna Klein bringen Karlsruhe zum Toben

Weltklasse auf der Bahn und in den Sprüngen: Beim Indoor Meeting in Karlsruhe glänzten am Samstag die DLV-Athleten mit sieben neuen Hallen-EM-Normen und die internationalen Gäste mit drei Weltjahresbestleistungen.
Silke Bernhart

Das Beste kommt zum Schluss. Stimmt nicht immer – und wird sicher auch den vielen Weltklasse-Leistungen beim Indoor Meeting in Karlsruhe nicht ganz gerecht. Und doch erreichte die Stimmung in der Messehalle 3 ihren Höhepunkt wenige Minuten nachdem der letzte Startschuss gefallen war. Begleitet von einer La-Ola-Welle drehten die Läuferinnen über 3.000 Meter ihre Runden, und als Alina Reh (SSV Ulm 1846) die Führung einer achtköpfigen Gruppe übernahm, hielt es kaum jemanden noch auf den Sitzen. Stets auf Tuchfühlung am Ende dieser Gruppe: Hanna Klein (SG Schorndorf 1846).

Während die junge Ulmerin auf der letzten Runde doch noch ein paar Konkurrentinnen ziehen lassen musste („Das mit mir und der letzten Runde wird nichts mehr, ich bin halt eine Langstrecklerin“), konnte sich Hanna Klein etwas näher herankämpfen. Am Ende belegte das deutsche Duo in 8:47,40 und 8:50,57 Minuten Rang vier und sieben, während an der Spitze die Britin Melissa Courtney die Weltjahresbestzeit auf 8:43:36 Minuten schraubte.

Zur Einordnung der Zeiten: Alina Reh und Hanna Klein sortierten sich damit auf Platz acht und zehn der ewigen deutschen Hallenbestenliste ein. Und unterboten mehr als deutlich die Hallen-EM-Norm für Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März). Unglücklich und auch etwas ratlos war dagegen Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 9:03,19 min) die den Richtwert als Elfte um 19 Hundertstel verpasste.

Starkes Comeback von Lisa Ryzih

Im Stabhochsprung eroberte die Vize-Europameisterin von 2016 Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) nach elfmonatiger Verletzungspause eindrucksvoll die deutsche Spitze wieder zurück: Mit 4,55 Metern hakte sie auf Anhieb die Hallen-EM-Norm ab und schob sich in der deutschen Bestenliste an Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4,40 m) vorbei, die in Karlsruhe Neunte wurde. Dann wackelte die Latte zwar im Zweiten über 4,63 Meter – aber auch hier blieb sie liegen.

Lisa Ryzih war nur eine von acht Athletinnen, die diese Höhe in Karlsruhe meistern konnten. Drei von ihnen kamen ohne Fehlversuch über 4,71 Meter: Alysha Newman (Kanada) mit Landesrekord, Hallen-Vize-Weltmeisterin Anzhelika Sidorova aus Russland und Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi aus Griechenland teilten sich den Sieg. „Ich bin aus verkürztem Anlauf gesprungen, dafür war das sogar Bestleistung!“ jubelte Lisa Ryzih. „Für alle, die mich vergessen haben: Ich bin noch da!“ Bei der Hallen-EM will sie allerdings nicht starten, mit kurzem Anlauf fühle sie sich dafür nicht ausreichend konkurrenzfähig. „Mein Fokus sind WM und Olympische Spiele!“

Glänzender Einstieg von Kristin Gierisch

Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) schnellte nach ihrem letzten Dreisprung-Versuch aus der Grube und schüttelte leicht den Kopf. Dann huschte aber doch ein Lächeln über ihre Lippen: Mit bemerkenswerten 14,31 Metern gelang der Vize-Europameisterin der beste Hallensaison-Einstieg ihrer Karriere. In einem Weltklasse-Feld reichte das für Platz vier. Den Sieg sicherte sich mit Bestleistung die EM-Dritte Ana Peleteiro (Spanien; 14,55 m), die unter anderen Hallen-Weltmeisterin Yulimar Rojas (Venzuela; 14,45 m) hinter sich ließ. Jenny Elbe (Dresdner SC 1898; 13,47 m) erwischte keinen runden Versuch und wurde Siebte.

Über die Hürden brachte Cindy Roleder (SV Halle) das Kunststück fertig, innerhalb von 24 Stunden vier Rennen unter der Hallen-EM-Norm zu absolvieren. Ganz so schnell wie beim ISTAF Indoor (7,91 sec) wurde es in Karlsruhe nach der langen Anreise zwar nicht. Mit Platz zwei in 7,98 Sekunden hinter Nadine Visser (Niederlande; 7,97 sec) ließ sie jedoch ein weiteres Mal ihre Klasse aufblitzen.

Zwei deutsche 1.500-Meter-Läufer für Glasgow

„Ich wusste, ich habe es drauf, und ich habe es gezeigt!“ stellte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) nach den 1.500 Metern glücklich fest. Wenige Zehntel hatten ihm beim Saison-Einstieg zur Hallen-EM-Norm gefehlt, in Karlsruhe war sie in Bestzeit von 3:40,67 Minuten fällig. Noch schneller war der U23-Europameister vom TV Wattenscheid 01: Marius Probst (3:39,89 min) blieb erstmals in einem Hallenrennen unter 3:40 Minuten und schlug ebenfalls den Weg nach Glasgow ein. Der Sieg ging in 3:38,23 Minuten an Vincent Kibet aus Kenia.

Auch Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) kann nach zwei starken Rennen von Karlsruhe mit Glasgow planen: Mit 7,24 Sekunden im Vorlauf und 7,23 Sekunden im Finale setzte sie sich zudem an die deutsche Spitze. In Karlsruhe bedeutete das Platz drei hinter Dafne Schippers (Niederlande; 7,19 sec) und der Polin Ewa Svoboda (7,10 sec), die im Vorlauf in 7,08 Sekunden sogar lautstark eine Weltjahres-Bestleistung bejubeln durfte.

Naoto Tobe tanzt vor Freude

Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) plagte sich bei seinem Saison-Einstieg mit Beschwerden am Fußgelenk, nach 2,22 Metern war Endstation. "Es war meine erste richtige Einheit hier, weil ich vorher schon Probleme im Training hatte", erklärte er, "jetzt ist es leider passiert, dass ich mich verletzt habe. Ganz ehrlich: Für die restliche Hallensaison sehe ich momentan schwarz."

So musste er aus der Zuschauer-Perspektive mitverfolgen, wie der Japaner Naoto Tobe als Alleinunterhalter ein Tänzchen im Innenraum aufführte, nachdem er über 2,35 Meter gesprungen war. Bestleistung. Landesrekord. Meetingrekord. Und Weltjahresbestleistung! Mit dem Chinesen Wang Yu (2,31 m) konnte ein weiterer Athlet die 2,30-Meter-Marke überbieten.

Thobias Nilsson Montler bezwingt Juan Miguel Echevarria

Im Weitsprung raufte sich der Trainer von Juan Miguel Echevarria die Haare. Das Supertalent aus Kuba deutete zwar gleich mit 8,08 Metern in Runde eins an, was in ihm steckt – das Brett traf er dabei aber nicht, seine weitesten Versuche waren ungültig. So musste sich der Hallen-Weltmeister in einer hauchengen Entscheidung mit Platz zwei zufriedengeben, denn der Schwede Thobias Nilsson Montler kam ebenso weit – und hatte den besseren zweiten Versuch. Für die Saison-Bestleistung von 7,85 Metern gab's für Julian Howard (LG Region Karlsruhe) Platz vier.

Die 400 Meter waren eine klare Angelegenheit für den dreimaligen Hallen-Weltmeister Pavel Máslak (Tschechien; 46,78 sec), der auf den letzten 100 Metern seine ganze Klasse ausspielte. Fast die gleiche Zeit, aber in vollkommen unterschiedlichen Rennen, erzielten der Deutsche Meister Johannes Trefz (TSV Gräfelfing), der sich im zweiten Rennen hinten einsortierte, und Marc Koch (LG Nord Berlin; 47,74 sec), der im ersten Rennen mit breiter Brust die Spitze verteidigte.

Ohne deutsche Beteiligung fanden die 800 Meter der Männer statt. Hier setzte sich der 21 Jahre junge Vize-Europameister aus Schweden Andreas Kramer in neuer Bestzeit von 1:46,52 Minuten unter anderem gegen Erik Sowinski (USA; 1:46,69 min) durch.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Mehr:

<link news:67416>Stimmen zum Indoor Meeting 2019 in Karlsruhe

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