| London 2017

Carolin Schäfer: „Medaille ist der i-Punkt auf einer super Saison“

Mit Silber im Siebenkampf hat Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) am Sonntag in London (Großbritannien) die erste Medaille der WM für den DLV geholt. Die 25-Jährige sammelte 6.696 Punkte. leichtathletik.de hat in der Mixed-Zone die ersten Reaktionen der Vize-Weltmeisterin eingefangen.
Jan-Henner Reitze

Carolin Schäfer, herzlichen Glückwunsch zu Silber. Ihre Medaille haben Sie gerade schon bekommen. Wie war der Moment bei der Siegerehrung?

Carolin Schäfer:

Es war total rührend. Ich habe es mir genauso vorgestellt auf dem Podest. Da ist es auch egal, welche Hymne gespielt wird. Es war ein so emotionaler Moment, dass einfach die Tränen gekommen sind.

Nehmen Sie uns noch einmal mit durch Ihren Wettkampf…

Carolin Schäfer:

Für mich war das wieder ein Siebenkampf wie im Flow. Es war ein grandioser Einstand über die Hürden. Im Hochsprung habe ich meine Bestleistung eingestellt. Im Kugelstoßen gab es kein Zittern, der erste Versuch hat gleich gepasst. Auch über 200 Meter war ich im Vergleich zur Konkurrenz sehr gut. Es war durch den Zeitplan mit großen Pausen auch ein anstrengender Tag. Die Nacht war kurz. Das hat man, denke ich, an den Weitsprung-Leistungen gesehen. Wir sind alle schwer reingekommen. Übers Speerwerfen hat sich der Wettkampf dann auch am zweiten Tag gut entwickelt. Wir drei haben alle einen guten Job gemacht, uns gegenseitig gepusht und standen zu Recht am Ende oben.

Was hat Ihre Steigerung über die gesamte Saison 2017 möglich gemacht?

Carolin Schäfer:

Ich glaube, es war richtig, die Hallensaison komplett weggelassen zu haben. Ich habe nach Rio zweieinhalb Monate gar nichts gemacht und mein Leben neben dem Sport genossen, um den Kopf frei zu kriegen. Es war dann motivierend, wieder in die nächste Saison einzusteigen. Ich hatte auch Zeit, technische Mängel auszubessern. Ohne Hallensaison konnten mein Trainer und ich uns gründlich darum kümmern. Das hat mir sehr gut getan und dann natürlich, dass ich verletzungsfrei durch den Winter gekommen bin und die Basis für diese Saison legen konnte.

Was bedeutet es Ihnen, nach Jahren harter Arbeit endlich diese internationale Medaille gewonnen zu haben?

Carolin Schäfer:

Genau beurteilen kann das nur mein nahes Umfeld, wie hart die vergangenen Jahre für mich waren, um den Anschluss bei den Erwachsenen zu schaffen. Es ist schön, in der Jugend internationale Medaillen zu sammeln. Aber das, was zählt ist der Erwachsenenbereich. Da anzuknüpfen hat ein paar Jahre gedauert. Die EM in Zürich war der erste Durchbruch, aber bis zur Medaille ist es noch ein Stück weiter. Dass ich mir die erarbeitet habe, in diesem stabilen Jahr ist der Punkt auf dem i einer super Saison.

In welchen Bereichen konnten Sie sich über die Jahre immer weiter steigern, um jetzt hier zu stehen?

Carolin Schäfer:

Ein großer Faktor ist meine mentale Stärke, die ich über Jahre aufgebaut habe. Ein Mehrkampf ist von Aufs und Abs geprägt. Auch im normalen Leben gibt es Ereignisse, aus denen man sich zurück kämpfen muss und einen Plan B braucht. Ich habe ein grandioses Gerüst um mich herum, in dem ich mich als Athlet sehr wohl fühle. Ich kann mich fallen lassen. Meine Familie ist immer da, mein Partner ist da und das ist, was am Ende zählt.

Was hat Ihnen Weltmeisterin Nafissatou Thiam noch voraus?

Carolin Schäfer:

Sie ist einen Kopf größer als ich und hat andere Hebel. Sie ist eine sehr ausgeglichene Athletin, hat mehrere herausragende Disziplinen. Sie kann ihre Leistung auf den Punkt bringen. Daran gilt es, anzuknüpfen. Ich habe jetzt drei Siebenkämpfe auf einem 6.700er-Niveau abgerufen. Das war sehr wichtig, darauf kann ich im nächsten Jahr aufbauen.

Welche Ziele nehmen Sie als nächstes in Angriff?

Carolin Schäfer:

Die Heim-EM ist der Gänsehaut-Moment für jeden Sportler. Das heimische Publikum hinter sich zu haben, ist etwas, worauf ich mich sehr freue. Der Heimvorteil. Ich hoffe, es wird gut angenommen.

Ist auch der deutsche Rekord von Sabine Braun von 6.985 Punkten ein Ziel für Sie?

Carolin Schäfer:

Vor Götzis hätte ich nie gedacht, dass ich in diese Richtung vortreten kann. Mein Trainer hat es immer in mir gesehen. Sicherlich hat die Punktzahl von Götzis neue Möglichkeiten eröffnet und ein deutscher Rekord ist nicht unmöglich. Dafür muss natürlich weiter vieles zusammenpassen. Jetzt erhole ich mich erst einmal und will dann im nächsten Jahr erst einmal wieder die 6.800 Punkte angehen.

Wo sehen Sie noch Reserven?

Carolin Schäfer:

Es gibt technische Disziplinen, die noch besser werden müssen. Der Weitsprung war auch in Lodon ein Knackpunkt. Ich bin dennoch eine sehr ausgeglichene Athletin. Wir können in den Umfängen noch mehr hochziehen und mehr Einheiten pro Woche einplanen. Wir wollten erst einmal die Intensitäten hochziehen. Da habe ich noch Reserven. 

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