| U20-EM 2017

Grosseto Tag 3: Die DLV-Athleten in den Finals

Es geht um die Medaillen! Wer kann sich zum neuen U20-Europameister krönen? Wer wächst über sich hinaus? Bei wem versagen die Nerven? Wie sich die DLV-Athleten in den Finals der U20-Europameisterschaften von Grosseto präsentiert haben, lesen Sie hier.
Silke Bernhart

<link btn>U20-EM 2017 Grosseto

MÄNNLICHE JUGEND U20  

400 Meter

Manuel Sanders zufriedener Siebter

„Mein Ziel war das Finale, und das war schon hoch gesteckt“, sagte Manuel Sanders (TSG Dülmen), der über 400 Meter in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Vor den Titelkämpfen in Grosseto hatte er zweimal die 47-Sekunden-Marke unterboten. Bei den U20-Europameisterschaften gelang ihm das wieder zweimal – und das an zwei Tagen hintereinander. Nachdem im Halbfinale 46,83 Sekunden für ihn gestoppt worden waren, wurde der Zwei-Meter-Mann im Finale in 46,82 Sekunden Siebter.

Die Konkurrenz konnte allerdings noch ein Schippe mehr draufpacken. „Es war klar, dass der Brite schnell rankommen wird“, beschrieb Manuel Sanders die Renntaktik, „da sollte ich mich dranhängen und auf den letzten 200 Metern mein Ding machen.“ Im Halbfinale war er mit seinem Schlussspurt noch bis auf Platz drei nach vorne gelaufen. „Aber heute waren die anderen einfach zu schnell.“

Der Sieger wurde vom Heimpublikum zum Sieg getragen: In neuer europäischer U20-Jahresbestleistung von 45,92 Sekunden holte sich der Italiener  Vladimir Aceti den Titel, gefolgt von Tymoteusz Zimny (Polen; 46,04 sec) Jonathan Sacoor (Belgien; 46,23 sec).

5.000 Meter

Platz fünf: Markus Görger fightet bis zum Schluss

Vier Läufer waren vorne nach einer Tempoverschärfung enteilt. „Dafür bin ich einfach nicht schnell genug“, musste Markus Görger (LAC Freiburg) anerkennen. „Aber ich habe alles gegeben für die Mannschaft und gefightet bis zum Schluss!“ Tatsächlich sprintete er nach 4.900 Metern noch die Zielgerade hinunter und rannte in 14:59,80 Minuten auf einen beachtlichen fünften Platz. „Ich war als Fünfter gemeldet, ich bin hier Fünfter geworden, ich glaube, ich habe nicht viel falsch gemacht“, bilanzierte der Freiburger.

Die Titelkämpfe wird der 19-Jährige nicht nur wegen des Ergebnisses in guter Erinnerung behalten. „Es war richtig geil, hier im Stadion zu laufen“, sagte er. „Das Team hat mich in jeder Runde angefeuert, die standen hinten in der Kurve und ich habe sie immer gehört. Das hat noch mal richtig viel positive Energie gegeben.“

Auch an der Spitze wurde gesprintet. Und das letzte Wort hatte der Norweger Jakob Ingebrigtsen, der vermutlich auch mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch am Start war. Schließlich hatte ihm wenige Stunden zuvor ein Sturz 300 Meter vor dem Ziel den Titel über 1.500 Meter zunichte gemacht. Da konnte er den Rückstand auf den Rest des Feldes nicht mehr einholen. Über 5.000 Meter aber war er der Spurtstärkste: Er holte Gold in 14:41,67 Minuten vor Tariku Novales (Spanien; 14:44,66 min) und Dorin Andrei Rusu (Rumänien; 14:46,07 min).

10.000 Bahngehen

Leo Köpp mit Zwangspause Neunter

Was für ein bitteres Erlebnis für Leo Köpp (LG Nord Berlin): Der 19-Jährige war so kontrolliert immer an der Spitze mitgegangen, hatte dann die Tempoverschärfung des unter neutraler Flagge startenden Russen Sergei Shirobokov mitgemacht, war ihm als einziger Athlet sogar gefolgt, als er Schritt um Schritt davon zog – aber dann kam Leo Köpp 1.700 Meter vor dem Ziel auf die Zielgerade und die Gehrichter schickten ihn in die mit roten Hütchen umrahmte Strafbox. Nach drei Verwarnungen wegen unsauberer Technik musste er eine 120-sekündige Zwangspause einlegen.

„Ich habe eine Verwarnung wegen fehlenden Bodenkontakts gesehen“, erklärte er später, „aber auf der Tafel keine Anträge für mich. Als sie dann mit der 120er-Kelle kamen, habe ich mich erst gefragt, für wen die sein könnte – es war ja außer mir niemand da. Ich war total überrascht, als sie mich rausgenommen haben!“ Das Rennen setzte er anschließend trotzdem fort „Ich hatte keine Lust, ganz rauszufliegen. Ich wollte wenigstens beweisen, dass ich trotz Pause nicht Letzter werden.“ In 46:15,79 Minuten wurde er Neunter. Für 44:17,23 Minuten wurde Silber an den Spanier José Manuel Pérez vergeben. Bronze ging an Eduard Zabuzhenko (Ukraine; 44:22,16 min).

Unangefochten an der Spitze war Sergei Shirobokov, der den Wettbewerb in 43:21,29 Minuten dominierte. Der Russe war 2015 bereits U18-Weltmeister geworden. „Ich wusste, dass er ein 20 Kilometer Geher ist“, sagte Leo Köpp. „Ich hätte gedacht, dass er schneller angeht, das hat er nicht gemacht. Das war gut, denn ich bin spurtstark, darauf habe ich gesetzt. Ich wollte gerade meine Technik für den Endspurt umstellen, kürzer, frequenter, sauberer, dann hätte ich ihn bekommen. Aber ich habe zu lange gewartet. Dann war ich raus.“

Speerwurf

Norman Plischke: Zitterpartie mit Happy End

Norman Plischke machte es spannend. Im ersten Versuch trat er über. Im zweiten Versuch landete sein Speer nur bei 65,76 Metern. Erst in Runde drei gelang ein halbwegs ordentlicher Wurf: 68,84 Meter. Mit weniger als 30 Zentimetern Vorsprung auf den Neunten machte er damit knapp die Top Acht und weitere drei Würfe klar. Die Initialzündung war das zunächst nicht. Aber der Magdeburger hatte sich das Beste bis zum Schluss aufgespart: Mit 71,55 Metern feuerte er in Runde sechs seinen besten Wurf des Tages ab – nur 80 Zentimeter unter seiner Bestleistung aus der Qualifikation –  und schob sich noch vor bis auf Platz fünf.

Die Medaillen wurden für Würfe jenseits der 74 Meter vergeben. In einer Klasse für sich und vielumjubelt warf dabei der Pole Cyprian Mrzyglod, der mit 80,52 Metern sogar einen neuen U20-Landesrekord aufstellte. Vier seiner sechs Würfe hätten für Gold gereicht. Zweiter wurde Aliaksei Katkavets (Weißrussland; 76,91 m), der Franzose Lukas Moutarde (74,22 m) schob sich im letzten Versuch noch auf den Bronzerang nach vorn.

„Mit der Platzierung bin ich auf jeden Fall zufrieden“, bilanzierte Norman Plischke und fügte schmunzelnd hinzu: „Die Weite hätte ich natürlich gerne schon im Ersten geworfen.“ In der Qualifikation hatte das so hervorragend geklappt. „Aber heute hat der Anlauf nicht gepasst, ich bin die ganze Zeit hin und her gegangen.“ Trainer Ralf Wollbrück hatte schon fast die Geduld verloren, ihm dann aber für Runde sechs wohl doch das richtige Rezept mit auf den Weg gegeben: „Jetzt gib Gas!“ Der Speer flog – und der Wettkampf war gerettet.

 

WEIBLICHE JUGEND U20 

200 Meter

DLV-Doppelschlag über 200 Meter

Sophia Junk und Katrin Fehm hielten, was sie in glänzenden Vor- und Zwischenläufen versprochen hatten. Mehr noch: In 23,45 und 23,49 Sekunden holten sie am Samstag bei den U20-Europameisterschaften in Grosseto Silber und Bronze über 200 Meter. <link news:58912>Zum ausführlichen Bericht

400 Meter

Corinna Schwab mischt mit Bestzeit vorne mit

Zwei 400-Meter-Läufe hatte Corinna Schwab (TV Amberg) schon in den Beinen. Und trotzdem steckte pünktlich zum Finale noch eine Bestzeit in ihr! In 53,09 Sekunden rannte die 18-Jährige, die sogar noch ein Jahr in der U20 vor sich hatte, vor bis auf Rang vier. Es war auf der ganzen Linie ein starker Wettbewerb von Corinna Schwab, die mit der zehntbesten Zeit Europas angereist war und am Sonntag vermutlich noch die deutsche 4x400 Staffel im Finale im Kampf um eine Medaille verstärken wird.

Das Feld hatte sich im Einzel-Finale bereits vor der Zielgeraden sortiert. So waren die Podiumsplätze für die Bayerin außer Reichweite – die Top Drei rannten vorne weg. Favoritin Anastasiya Bryzhina (Ukraine) dominierte in 52,01 Sekunden. Dahinter kamen die Rumänin Andrea Milkos (52,31 sec; PB) und die Britin Hannah Williams (52,55 sec) auf die weiteren Podiumsplätze. 

800 Meter

Jana Reinert schrammt an Bronze vorbei

Es war so knapp! Und eigentlich hatte Jana Reinert (LG Region Karlsruhe) auf den letzten 200 Metern auch alles richtig gemacht. „Ich wollte spät rausgehen und dann noch mal alles geben. Die andere habe ich erst nach der Ziellinie gesehen.“  Die andere – das war die Slowakin Gabriele Gajanova. Sie kam von hinten auf, schob sich noch um winzige zwei Hundertstel an der Deutschen vorbei und holte in 2:07,15 Minuten die Bronzemedaille. Auch die ersten Zwei waren in einem engen Rennen nicht weit enteilt: Khahisa Mhlanga (2:06,96 min) und Ellie Baker (2:07,01 min) feierten einen Doppelsieg für Großbritannien.

„Schon wieder Vierte“, musste Jana Reinert so enttäuscht in der Mixed Zone feststellen. Im Vorjahr war sie mit der 4x400 Meter Staffel Vierte der U20-WM geworden. „Ich hätte mich so über eine Medaille gefreut! Wenn man einmal die Chance hat, dann will man sie auch ergreifen!“

Vielleicht gingen die nötigen Körner schon eingangs der letzten Runde verloren. Da hatte sich die Konkurrenz mit ein paar schnellen Metern an der Karlsruherin vorbei geschoben, sie war eingekesselt und musste sich wieder außen am Feld vorbei nach vorne arbeiten. „Da war ziemlich viel Gerangel vor mir“, bestätigte sie, „eine Läuferin wäre fast gestürzt. Aber eigentlich dachte ich, dass ich mir bei ungefähr 600 Metern wieder eine ganz gute Ausgangsposition erkämpft hatte…“

3.000 Meter Hindernis

Lisa Oed überrascht mit Gold über die Hindernisse

Lisa Oed hat bei den U20-Europameisterschaften in Grosseto (Italien) den ersten deutschen Titel geholt. Mit einer pfeilschnellen letzten Runde ließ sie noch die Favoritin Tatsiana Shabanova hinter sich und rannte in neuer Bestzeit von 10:00,79 Minuten zu Gold. <link news:58915>Zum ausführlichen Bericht

Stabhochsprung

Tamara Schaßberger holt das Beste raus

"Mehr war nicht drin", stellte Tamara Schaßberger (VfL Sindelfingen) nach dem Stabhochsprung-Finale fest. Mit 4,05 Metern war sie gerade Fünfte geworden, hinter vier herausragenden Athletinnen. U20-Weltrekordlerin Wilma Murto (Finnland) musste mit 4,15 Metern und der Bronzemedaille vorlieb nehmen. Silber holte sich mit Bestleistung die Britin Molly Caudery (4,35 m), an der Spitze thronte die Schwedin Lisa Gunnarson mit 4,40 Metern.

4,15 Meter für Bronze – so groß hört sich der Abstand zu den Medaillenrängen zwar nicht an. Aber kurz nachdem Tamara Schaßberger zum ersten Mal Anlauf auf diese Höhe genommen hatte, stürzte eine Athletin in den Einstichkasten. So war die Verunsicherung groß, die DLV-Athletin musste hier wie viele andere die Segel streichen. Daher war sie mit der Platzierung zufrieden, mit der Höhe nicht so sehr – zu gerne wäre sie die B-Kader-Norm von 4,20 Metern gesprungen. Bei der Jugend-DM in Ulm (4. bis 6. August) wartet dafür die nächste Gelegenheit.

Kugelstoßen

Julia Ritter holt sich im sechsten Versuch die Goldmedaille zurück

Julia Ritter ist U20-Europameisterin im Kugelstoßen! Bei den U20-Europameisterschaften in Grosseto bewies sie am Samstag Nerven wie Drahtseile und wehrte mit dem allerletzten Stoß der Konkurrenz und Bestleistung den Angriff der Niederländerin Jorinde van Klinken ab. <link news:58921>Zum ausführlichen Bericht 

Hammerwurf

Kirsten Vogt schiebt sich auf Platz fünf nach vorne

Angereist war sie mit der zwölftbesten Weite Europas. Die Qualifikation hatte sie mit der neuntbesten Weite absolviert. Und im Finale konnte Kirsten Vogt (SV Preußen) noch einen weiteren Schritt nach vorne machen: Mit 58,57 Metern wurde sie Fünfte der U20-Europameisterschaften. Dabei hatte sich die 18-Jährige ihren besten Versuch bis zum Schluss aufgehoben. Dieser brachte sie vor von Platz sieben bis auf Platz fünf.

Viel mehr war nicht drin – für einen Platz weiter vorn hätte die Berlinerin schon eine neue Bestleistung und den ersten 60-Meter-Wurf gebraucht. Katerina Skypalova holte die Goldmedaille mit 64,78 Metern nach Tschechien, Eva Mustafic wurde mit Bestleistung von 63,09 Metern Zweite, Bronze ging an die Beste der Qualifikation Michaela Walsh aus Irland (61,27 m).

 

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