| Neu im DLV-Trainerteam

Hans-Jörg Thomaskamp: Behutsamer Lotse mit Weitblick

Anfang August hat er Mateusz Przybylko zum Europameister-Titel im Hochsprung geführt, Mitte Dezember kürte ihn eine Fachjury zum NRW-Trainer des Jahres. Nun wartet eine neue Herausforderung auf Hans-Jörg Thomaskamp: Zum 1. Januar hat ihn der DLV als Bundestrainer für den Hochsprung der Männer verpflichtet.
Harald Koken

Das Hochsprung-Gold von Mateusz Przybylko bei den Europameisterschaften in Berlin war ein phänomenaler Triumph. Doch den bislang größten Erfolg bescherte Hans-Jörg Thomaskamp der Niederländer Rens Blom, der 2005 in Helsinki (Finnland) Stabhochsprung-Weltmeister wurde. Bereits 2002 führte der Fluglehrer vom TSV Bayer 04 Leverkusen Bloms Landsfrau und Disziplinkollegin Monique de Wilt bei der EM zu Platz sechs.

Erste Meriten erwarb er als Sprinttrainer. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 1988 in Sudbury (Kanada) brachte Hans-Jörg Thomaskamp Roman Reiter und Wolfgang Montag ins 200-Meter-Halbfinale. Ein Jahr später belegte Wolfgang Montag bei der Junioren-EM in Varaždin (Ungarn) mit der Sprintstaffel Platz fünf und im Weitsprung Platz zehn. 1991 holten von Hans-Jörg Thomaskamp betreute Sprinter bei der Junioren-DM alle drei Podestplätze und den Staffel-Titel.

Erste Top-Springerin, der Hans-Jörg Thomaskamp den Weg geebnet hat, war Birgit Kähler, die 1991 in Tokio (Japan) WM-Fünfte im Hochsprung wurde. Daniela Rath formte er zur Zwei-Meter-Springerin. Damit gewann sie 2003 beim Europa-Cup in Florenz (Italien). „Daniela habe ich im Prinzip wie Mateusz von der Jugend bis an die Weltspitze in der Aktivenklasse geführt. Das ist die Krönung für einen Trainer“, erklärt der 61-Jährige.

Auch Sprint- und Para-Leichtathletik-Coach

Weitere Top-Athleten: WM-Finalist Roman Fricke bewältigte 2,30 Meter, der zweifache Olympia-Teilnehmer Alyn Camara hat eine Weitsprung-Bestleistung von 8,29 Metern. Für die schnellen Zeiten der Leverkusener Sprinter Aleixo Platini Menga und Jennifer Montag, die 2017 über 4x100 Meter am U20-Europameistertitel und am U20-Weltrekord beteiligt war, zeichnet der gebürtige Dinslakener ebenso verantwortlich wie für die Erfolge von Para-Athlet Felix Streng. Selbst war Hans-Jörg Thomaskamp einst Weitspringer. Bestleistung: 7,15 Meter.

Schon während des Abiturs erwarb er seinen ersten Übungsleiterschein und studierte später an der Deutschen Sporthochschule Köln. Dem Sportlehrer-Diplom schloss sich das Diplom-Trainerstudium an der Trainerakademie Köln an. Ein Promotionsstudium gab er indes auf, um eine hauptamtliche Trainerstelle beim TSV Bayer Dormagen antreten zu können. „Da war mir der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach“, sagt der Routinier, der inzwischen auf 39 Trainerjahre zurückblickt. Erfahrungen, die Gold wert sind.

Erster Titel 1985

Hans-Jörg Thomaskamp hat zweifelsfrei eine Vita, die etwas hergibt. Zunächst machte er sich im Nachwuchsbereich verdient. „Besonders gern erinnere ich mich an das Jahr 1985, als wir Deutscher Schüler-Mannschaftsmeister geworden sind. Das war mein erster Titel und einer der schönsten“, erzählt Hans-Jörg Thomaskamp, der mit der Siebenkampf-Olympia-Dritten von 1984 Sabine Everts verheiratet ist und von 1992 bis 1996 schon einmal Hochsprung-Bundestrainer war. Damals betreute er nebenamtlich die Frauen.

1999 erfolgte der Wechsel zum TSV Bayer 04 Leverkusen. Dort wird Hans-Jörg Thomaskamp weiterhin das Amt des Sportlichen Leiters ausführen, das Coaching einiger Athleten aber abgeben. So trainiert der frühere U23-Europameister Douwe Amels fortan bei Pablo Oehl. Der 24-Jährige betreute den niederländischen Hochspringer auch bereits bei der EM in Berlin, wo er den achten Platz belegte.

Akribischer Tüftler

Hans-Jörg Thomaskamp gilt als ebenso unermüdlicher wie akribischer Analytiker. Komplexe Bewegungen unter die Lupe nehmen, Fehler aufspüren, Wege zur Optimierung finden – der Erfolgstrainer ist ein kreativer Tausendsassa und umtriebiger Mentor, der es versteht seine Athleten zu motivieren – oder auch im Tempo zu drosseln. So sagte er nach dem EM-Coup seines Schützlings in Berlin: „Mateusz war extrem motiviert – ich musste ihn vor dem Wettkampf fast bremsen.“

Mit Mateusz Przybylko arbeitet der neue Bundestrainer seit 2009 zusammen. „Mit Hans-Jörg werde ich meine Laufbahn auch beenden“, kündigte der Muster-Schüler an. Ein Karriereende ist bei beiden allerdings nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das Duo hat noch einiges vor. So soll bei der WM in Doha (Katar; 28. September bis 6. Oktober) erneut Höhenluft geschnuppert werden – und wenn möglich ein Trio den DLV im Finale vertreten.

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