Hohe Teilnehmerzahlen, große Attraktivität, großes Medieninteresse: das Leichtathletik-Finale im Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ in Pliezhausen – dort wo immer im Mai auch das Meeting der krummen Strecken gefeiert wird – ist seit 45 Jahren die wohl größte Schulsportveranstaltung ihrer Art bundesweit. Ein Blick hinter die Kulissen.
214 Teams mit 2.400 Teilnehmern aus 79 Schulen – das Pliezhäuser Leichtathletik-Kreisfinale im Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ liefert seit Jahrzehnten beeindruckende Zahlen. „Pliezhausen ist das größte Kreisfinale bundesweit“, sagt Karl Weinmann (Stuttgart), bis vor einem Jahr als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung einer der Drahtzieher von „Jugend trainiert“. Pliezhausen zeige deutlich, dass der Wettbewerb von der Basis getragen wird und im Schönbuchstadion lebt.
„Es ist bewundernswert, welche Aufmerksamkeit und welche Organisation mit der Liebe ins Detail man dort vorfindet“, betont Thomas Poller, Schulsportreferent im Berliner Senat und Organisator des Bundesfinales in der Bundeshauptstadt. Hinter dem bundesweiten Erfolgsmodell Pliezhausen steckt eine lange Geschichte engagierter Lehrer, die über 45 Jahre mit viel Enthusiasmus und Einsatz die Entwicklung des Kreisfinales vorangetrieben und damit einen bemerkenswerten Wert im regionalen schulpolitischen Bereich geschaffen haben
Erfolgsgeschichte seit 1972
Fünf Kreisbeauftragte haben bis heute die Wettkämpfe für mehr als 80.000 Schüler in fast fünf Jahrzehnten organisiert. Die Erfolgsgeschichte beginnt 1972 im neu gebauten Pliezhäuser Schönbuchstadion, nachdem der Bundeswettbewerb 1969 als Talentsichtung vor den Olympischen Spielen 1972 in München ins Leben gerufen wurde. Kurt Deile (Hauptschul-Rektor), Klaus Werz, (Konrektor), Ewald Walker (Gymnasiallehrer und Pliezhäuser Leichathletik-Chef), Rainer Wahl (späterer Realschul-Rektor) und Joachim Gommlich (seit 25 Jahren Organisator) sorgten für Kontinuität.
In Pliezhausen wurde die Kooperation Schule-Verein gelebt. Hier waren sich auch die Talente aus den Vereinen nicht zu schade, das Schultrikot überzuziehen. Am Vorbild lernen, nennt man dies in der Sportpädagogik. Viele Talente sind aus dieser Veranstaltung in den Verein gekommen. So sprang in diesem Jahr Gianni Seeger (Karl von Frisch-Gymnasium Dusslingen) wenige Wochen vor den U20-Weltmeisterschaften in Bydgoscz unter dem Jubel staunender Schüler 7,34 Meter weit. Ein Jahrzehnt lang typische Szenen im Schönbuchstadion: 150 Schüler sitzen hautnah um die Hochsprunganlage und bestaunen Sprünge um die zwei Meter, Spitzenathleten gastieren als Vorbilder bei „Jugend trainiert“. Die Veranstaltung ist schon lange ein Medienereignis. Drei Lokalzeitungen berichten drei Tage lang teilweise ganzseitig über „Jugend trainiert“.
In seiner Vielseitigkeit, seiner Internationalität, seiner Ausrichtung am Teamgeist leistet dieses Kreisfinale auch einen Beitrag zur olympischen Erziehung. Eine Studentin der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg arbeitet derzeit an einer wissenschaftlichen Arbeit zu diesem Thema.
Auch Grundschüler waren mit dabei
1.000 Kinder bevölkern am Tag der Grundschulen das Schönbuchstadion: Da flitzen Achtjährige bei den Pendelstaffeln, dem stimmungsmäßigen Höhepunkt, in einem von Mitschülern umsäumten Viereck um die Wette. „So war`s doch früher bei unseren Bundesjugendspielen auch“, hört man da von Eltern und Verwandten an der Bande. „Ein Blick in die strahlenden Gesichter entschädigen für den hohen Einsatz“, sagt Joachim Gommlich.
Trotz aller beeindruckenden Kennzeichen dieser Vorzeige-Veranstaltung ist es nicht einfach, vor allem ältere Schüler an die Wettkampf-Leichtathletik zu binden. „Die Leichtathletik leidet in der Schule an Attraktivitätsverlust, obwohl sie, wie man am zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel sehen konnte, eine hohe Attraktivität aufweist“, sagt Isabelle Baumann, Vereinstrainerin und Sportlehrerin in Tübingen, die seit vielen Jahren mit Schulteams nach Pliezhausen kommt. „Man muss den Schülern den Wert und die Möglichkeiten dieser Veranstaltung schmackhaft machen, damit sie sich darauf einlassen“, lautet ihr Appell an die Adresse der Sportlehrer-Kollegen.
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