| Interview

Lena Malkus: „Kopf und Körper spielen mit“

Es war die Sensation des vergangenen Leichtathletik-Wochenendes. Im sechsten Versuch der „Kurpfalz-Gala“ in Weinheim landete Weitspringerin Lena Malkus (SC Preußen Münster) erst wieder nach 6,88 Metern. Hausrekord, EM-Norm, Weltjahresbestleistung. Sie teilt sich damit Platz eins der Weltrangliste 2014 mit Darya Klishina (Russland) und Ivana Spanovic (Serbien). Zwischen Training und Uni-Stress fand die 20-Jährige Zeit für ein Interview und spricht über ihren phänomenalen sechsten Versuch, Probleme in der Vorbereitung und „CR7“.
Martin Neumann

Lena Malkus, sagt Ihnen die Abkürzung „CR7“ etwas?

Lena Malkus:

Ganz ehrlich: nein.

Das ist der Markenname von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, der mit der Rückennummer 7 bei Real Madrid und für Portugal spielt. Wird es nicht langsam Zeit für den Markennamen „LM6“, weil Sie schon so oft Wettkämpfe mit dem sechsten Sprung zu Ihren Gunsten gedreht haben? So wie mit Ihrem 6,88-Metern-Sprung vergangenen Samstag in Weinheim auf Platz eins der Weltjahresbestenliste …

Lena Malkus:

… das ist gar keine schlechte Idee (lacht)! Daran habe ich noch nicht gedacht. Allerdings habe ich am Samstag in Weinheim des Öfteren gehört, dass es heißt, der Wettkampf sei erst zu Ende, wenn Lena Malkus ihren letzen Versuch hatte!

Die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ (Statistik unten) hat ermittelt, dass Sie bei Ihren fünf besten Wettkämpfen im sechsten Versuch „zugeschlagen“ haben. War Ihnen das bewusst?

Lena Malkus:

Ich wusste, dass ich mich bei wichtigen Wettkämpfen absolut auf mich und meinen Kopf bzw. Körper verlassen kann. Aber dass das statistisch sogar belegt ist, hätte ich nicht gedacht.

Was ist das Geheimnis des finalen Sprungs? Können Sie sich ganz zum Schluss nochmal besonders gut motivieren, kommen Sie erst spät auf Touren oder gibt es einen ganz anderen Grund für diese Serie?

Lena Malkus:

Meine Trainerin Elke Bartschat sagt, dass ich die Fähigkeit habe, ihre Korrekturen sehr schnell umzusetzen und mich so von Versuch zu Versuch zu verbessern. Für mich kommt noch einmal ein zusätzlicher Adrenalinschub hinzu, der mich motiviert und mir bewusst macht: „hopp oder top“.

Schauen wir auf die kommenden Wochen. Welche Starts stehen für Sie an?

Lena Malkus:

Am Samstag geht's nach Regensburg, danach die Woche steht dann schon die Junioren-DM in Wesel an, wo ich als Titelverteidigerin starte. Die Wochen danach sind noch nicht so genau geplant. Eventuell starte ich noch bei einem internationalen Meeting und dann am 26./27. Juli bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm.

Sie haben einen Wettkampf vergessen: Am 21./22. Juni findet erstmals eine Team-EM in Deutschland statt. Liebäugeln Sie als momentane Nummer eins in der Welt mit einem Start in Braunschweig?

Lena Malkus:

Vor dem Wettkampf in Weinheim hatte ich die Team-EM überhaupt nicht auf dem Schirm. Erst seit dem Wochenende steht ein Start in Braunschweig zur Diskussion. Aber die letztendliche Entscheidung fällt erst in der kommenden Woche. Die Athletin mit der besten Aussicht auf eine Top-Platzierung soll starten. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich das wäre.

Der zweite Höhepunkt des Jahres ist die EM Mitte August in Zürich. Es gibt ein halbes Dutzend deutsche Weitspringerinnen, die sich um die drei Startplätze bewerben. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen?

Lena Malkus:

Die Saison hat gerade erst begonnen, bis zur endgültigen Nominierung Ende Juli kann noch einiges passieren. Weinheim hat gezeigt, dass die Leistungsdichte mit fünf Springerinnen mit 6,66 Metern und mehr so hoch ist wie schon lange nicht mehr. Da meine Saisonvorbereitung nicht ganz planmäßig gelaufen ist, muss ich erst einmal abwarten, wie sich meine Form entwickelt. Nach dem ersten Wettkampf Prognosen zu erstellen, ist richtig schwer. Aber ich schätze, dass es auf den direkten Vergleich bei der DM in Ulm ankommen wird. Da werde ich natürlich versuchen, noch einmal eine gute Weite anzubieten, um mich für die EM zu empfehlen.

Sie sprechen die vergangenen Monate an: Ihre Saison hing nach einer Hüftverletzung am seidenen Faden. Um welche Art von Verletzung hat es sich gehandelt?

Lena Malkus:

Ich habe seit mehreren Jahren immer wieder Hüftschmerzen und habe mich deshalb Anfang des Jahres auf die Suche der genauen Ursache gemacht. Dabei ist herausgekommen, dass ich eine leichte Fehlstellung der Hüfte habe, die über die Zeit zu einer Verletzung am Hüftkopf geführt hat. Deshalb stand auch eine Operation im Raum. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden und versucht, über alternatives Training, Osteopathie sowie Physiotherapie die Verletzung in den Griff zu bekommen. Dies ist mir mit Hilfe von sehr guter ärztlicher Behandlung zum Glück gelungen.

Und als die Verletzung überstanden war, haben Sie gemerkt, dass es im Training sehr gut lief. Das Ergebnis beim ersten Start in Weinheim ist bekannt. Welche Weite ist für Sie in diesem Jahr noch möglich?

Lena Malkus:

Wie ich schon angedeutet habe, ist eine Prognose nach dem ersten Wettkampf sehr schwer. Mein Ziel für die Saison ist allerdings keine konkrete Weite, sondern Weiten zwischen 6,50 und 6,60 Metern zu stabilisieren. Meist ist dabei auch ein „Ausrutscher“ nach oben mit dabei, aber wie weit es dabei geht, kann ich nur schwer einschätzen.

„LM6“: Die Statistik – Die Top-5-Wettkämpfe von Lena Malkus

<link>Quelle: „Leichtathletik“

Weite/Wind Ort Datum Versuch
6,88 m/1,3 m/secWeinheim    31.05.20146
6,80 m/2,7 m/sec Barcelona 13.07.20126
6,76 m/2,0 m/secTampere14.07.20136
6,72 m/0,0 m/secKandel28.07.20126
6,70 m/0,5 m/secBremen25.06.20116

 

 

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