| Bewerber lehnen Doppel-Vergabe ab

Olympia-Vergabe wird zur Belastungsprobe für das IOC

Was nun Herr Bach? Paris und Los Angeles spielen bei der Doppel-Vergabe nicht mit und bereiten dem deutschen IOC-Präsidenten Probleme.
SID/sb

Die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2024 und 2028 wird für den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach immer mehr zur Belastungsprobe. Eigentlich wollte sich der Fecht-Olympiasieger von 1976 mit einem geschickten Manöver aus der Affäre ziehen – und die Spiele der XXXIII. und XXXIV. Olympiade zeitgleich am 13. September in Lima (Peru) vergeben. Doch die verbliebenen Kandidaten Paris (Frankreich) und Los Angeles (USA), die dann jeweils eine der Ausgaben ausrichten würden, spielen bei der Doppelvergabe offensichtlich nicht mit - sie wollen sich auf 2024 konzentrieren.

Bach droht damit neben Doping-Krise, Russland-Frage, WADA-Streit und Korruptionsaffären in den eigenen Reihen ein weiteres Problem. Wenn beide Städte tatsächlich wie angekündigt nur für 2024 antreten, wird es bei der Vergabe am 13. September in Lima (Peru) doch einen Verlierer geben, der sich verärgert von der olympischen Bewegung abwenden könnte. Das wollte das IOC unbedingt vermeiden, da beide Städte in der augenblicklichen Lage eine enorme Bedeutung haben.

Paris gilt in Bewerberkreisen als letzte Bastion Europas, nachdem es zuletzt etliche Rückzieher gegeben hatte. Sollte auch die Seine-Metropole aus dem Bewerberkreis ausscheren, wäre für den Ringe-Orden der Bruch mit der alten Welt womöglich endgültig vollzogen. Und aus den USA kommen laut FAZ sechs Hauptsponsoren, deren Verträge im Jahr 2020 auslaufen und alle vier Jahre rund 600 Millionen US-Dollar in die Kassen des IOC spülen.

Spiele 2028 kommen für Paris und Los Angeles nicht infrage

Die Kandidaten scheinen für die Sorgen des IOC keine Antennen zu haben. Sie wollen nicht bis 2028 planen, und wenn die kategorischen Aussagen aus Frankreich und den USA so unumstößlich sind, wie sie sich anhören, könnte es am Ende des Verfahrens wieder den Verlierer geben, den Bach nicht will.

"Wir treten für 2024 an. Punkt", sagte L.A.-Bürgermeister Eric Garcetti. Paris sieht das ähnlich. "2028 ist für uns keine Option. Jetzt oder nie, wir können 2028 nicht akzeptieren", sagte Tony Estanguet, IOC-Mitglied und Co-Vorsitzender der Pariser Bewerbung.

Das klare Nein aus Los Angeles überraschte ein wenig, weil das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) eine Doppelvergabe bereits als "interessant" eingestuft hatte. Womöglich droht dem US-Sport damit in der Vergabe-Frage ein Machtkampf zwischen Garcetti und USOC. Paris, das die Spiele schon 1900 und 1924 ausrichtete, gilt auch wegen des 100. Jahrestag im Falle einer Doppelvergabe als Favorit für 2024.

Walther Tröger kritisiert Idee der Doppel-Vergabe

Für die Ablehnung einer Doppelvergabe durch die Kandidaten-Städte hat IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger indes viel Verständnis. "Beide Städte akzeptieren das alte Spiel, dass einer der Gewinner ist und einer der Verlierer", sagte der 88-Jährige dem SID. Der frühere Multi-Funktionär glaubt, dass viele IOC-Mitglieder ähnlich denken und eine Doppelvergabe für den 13. September ablehnen.

"Ich habe von Anfang an nichts von der Idee der Doppelvergabe gehalten, und ich bin mir sicher, genauso halten es sehr viele IOC-Mitglieder. Ihnen ist völlig egal, ob ein bestimmter Kontinent bedient wird oder nicht", sagte Tröger: "Vielleicht sehen viele Mitglieder das IOC auch weniger in Gefahr als Thomas Bach."

Wer bewirbt sich für 2028?

Sollte der Verlierer wirklich kein weiteres Mal antreten wollen, müsste Bach neue Bewerber für 2028 finden. Eine schwierige Aufgabe, denn insbesondere in westlichen Demokratien dürfte der IOC-Chef kaum noch fündig werden angesichts der Tatsache, dass sich in Bürgerbefragungen eine wachsende Abneigung gegen den Ringeorden abzeichnet. Auch in Frankreich gärt es, das IOC kann froh sein, wenn Paris nach der Präsidentschaftswahl in einem Monat überhaupt noch als Bewerber zur Verfügung steht.

Tröger sieht das IOC mit seinem Präsidenten in der Pflicht, offensiver auf die Kandidaten zuzugehen. "Wenn Paris verlieren würde, dann müsste sich Thomas Bach halt intensiver um Budapest kümmern, um eine skandinavische Stadt oder um Hamburg", sagte das langjährige IOC-Mitglied (1989 bis 2009) - und brachte damit auch wieder eine deutsche Bewerbung ins Spiel.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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