| Hallen-DM

Top-Sprinter unter der Lupe

Das kürzeste Finale der Deutschen Hallenmeisterschaften am Wochenende in Karlsruhe dürfte das spannendste werden. Am Samstag um 16:50 Uhr fällt der Startschuss zum 60-Meter-Finale der Männer. Die Top-Favoriten heißen Christian Blum, Julian Reus (beide TV Wattenscheid) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin). Alle drei weisen mit 6,56 Sekunden die identische Bestzeit auf. Martin Neumann hat die Chancen des schnellen Trios anhand verschiedener Faktoren überprüft.
Martin Neumann

Drei Athleten, sechseinhalb Sekunden Hochspannung: Das 60-Meter-Finale der Männer am Samstagnachmittag (16:50 Uhr) verspricht, der ganz große Höhepunkt bei den 62. Deutschen Hallenmeisterschaften an diesem Wochenende in Halle 2 der Karlsruher Messe  zu werden. Denn mit den beiden Wattenscheidern Christian Blum und Julian Reus sowie Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) reist ein Sprint-Trio nach Baden, das exakt dieselbe hochkarätige Bestzeit aufweist: 6,56 Sekunden.

Damit rangieren alle drei gemeinsam auf Platz sechs der ewigen deutschen Bestenliste, nur drei Hundertstel fehlen zum 27 Jahre alten deutschen Rekord von Sven Matthes. Nicht ausgeschlossen, dass diese Bestmarke am Samstagnachmittag Geschichte ist. Schließlich ist die Bahn in Karlsruhe schnell, was die Sprintzeiten beim Internationalen Meeting Ende Januar und bei den Süddeutschen Meisterschaften vor zehn Tagen bewiesen haben.

Hinzu kommt die gute Form der drei Sprinter. So stellte Christian Blum zuletzt in Chemnitz seine Bestzeit von 6,56 Sekunden ein, Julian Reus steigerte seine Saisonbestzeit im selben Rennen auf 6,60 Sekunden. Nur zweimal war der deutsche 100-Meter-Rekordler überhaupt schneller. Lucas Jakubczyk lieferte am Samstag in Berlin zweimal starke 6,59 Sekunden ab.

Die schnellsten deutschen Sprinter weisen zwar die identische Bestzeit auf. Ihre Stärken und Schwächen sind hingegen ganz unterschiedlich. Leichtathletik analysiert verschiedene Punkte und sagt, wer bei der Hallen-DM in der Favoritenrolle ist.

Start

Der erste entscheidende Faktor bei 60-Meter-Rennen. Wird zu spät auf den Startschuss reagiert, ist das Rennen vor dem ersten Schritt gelaufen. Die am Start verlorenen Hundertstel lassen sich auf den 60 Metern nicht mehr aufholen. Einen kleinen Vorteil haben sich Christian Blum und Julian Reus in diesem Bereich über die Jahre erarbeitet. Kaum verwunderlich: Schließlich wechselte Lucas Jakubczyk auch erst vor knapp vier Jahren aus dem Lager der Weitspringer zu den Sprintern hinüber.

In Zahlen ausgedrückt: In diesem Winter liegen die Reaktionszeiten von Blum und Reus bei unter 0,14 Sekunden. Jakubczyk braucht meistens runde zwei Hundertstel mehr. Ein ähnliches Bild im vergangenen Sommer. Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm blieb das Wattenscheider Duo sogar unter 0,13 Sekunden. Ein Spitzenwert! Schließlich wird alles unter 0,1 Sekunden als Fehlstart gewertet, da die Wissenschaft ausschließt, dass ein Mensch schneller reagieren kann.

Wiederum war der Berliner knapp zwei Hundertstel dahinter. Neben der bloßen Reaktion geht es darum, die ersten Schritte dynamisch und aktiv zu setzen. Das gelingt Lucas Jakubczyk noch nicht immer, wie er nach dem Rennen Ende Januar in Düsseldorf sagte: „Das war mehr ein Aufstehen als ein aktiver Start.“

Tendenz:

Vorteil Blum, Reus

Beschleunigung

Diese Phase dauert bei den 60 Metern fast bis ins Ziel. Es geht darum, nach dem Start möglichst schnell Tempo aufzunehmen, es auszubauen und lange zu halten. Wie die Phase ab rund 10 bis 15 Metern im Rennen optimal gestaltet wird, zeigte Julian Reus auf dem Weg zu seinen Bestzeiten.

Sowohl im Halbfinale der DM über 100 Meter 2014 in Ulm (10,05 sec) als auch bei seinem DM-Sieg über 60 Meter vor zwei Jahren in Dortmund (6,56 sec) legte er in diesem Teil den Grundstein zum Sieg. Beide Male folgte übrigens Lucas Jakubczyk – allerdings mit Respektsabstand. In den vergangenen Wochen kam Reus allerdings nicht wie gewohnt ins Rollen. Anders Lucas Jakubczyk, wie er mit zweimal 6,59 Sekunden beim ISTAF Indoor bewies.

Die erste Beschleunigungsphase ist auch das Metier von Christian Blum. Der 1,79 Meter große Sprinter hat den Vorteil, nur rund 62 Kilo auf Tempo bringen zu müssen. Bei seinen Konkurrenten sind es einige mehr. Sie haben dafür den Vorteil im „fliegenden Teil“ des Rennens. Dieser ist in der Halle aber deutlich kürzer als im Freien über 100 Meter.

Tendenz:

Vorteil Jakubczyk, Blum

Form

Sechs Rennen in 6,65 Sekunden oder schneller: Christian Blum hat sich in diesem Jahr ein konstant hohes Niveau erarbeitet. Ausreißer nach unten sind beim Wattenscheider nicht zu finden – Ausnahme: der Fehlstart beim ISTAF Indoor. Da kommen seine Konkurrenten nicht ganz mit. Allerdings wird es für den Wattenscheider im Badischen darum gehen, seine Form über drei DM-Runden zu halten. Denn bei 35 gemeldeten 60-Meter-Sprintern sind Vor-, Zwischen- und Endlauf angesagt.

Dass sie drei Rennen binnen kurzer Zeit verkraften, haben Julian Reus und Lucas Jakubczyk bei den Deutschen Meisterschaften 2014 gezeigt. Im Finale sprinteten beide 10,01 Sekunden. Nur der etwas zu starke Rückenwind (2,2 m/sec) verhinderte einen deutschen 100-Meter-Rekord.

Tendenz:

Vorteil Blum, Jakubczyk

Nerven

Volle Konzentration heißt es auf den 60 Metern. Eine Unachtsamkeit kann den Titel kosten. Der ging in den vergangenen vier Jahren übrigens dreimal an Christian Blum, vor zwei Jahren in Dortmund war Julian Reus vorn.

Interessanterweise schafften es der deutsche Rekordler und Lucas Jakubczyk, in ihren besten 60-Meter-Jahren beim Saisonhöhepunkt fit zu sein. Reus steigerte 2013 auf der nicht unbedingt als Rekordanlage bekannten Dortmunder Bahn seinen Hausrekord um drei Hundertstel auf 6,56 Sekunden. Der Berliner verbesserte sich bei der DM in Leipzig gleich um neun Hundertstel auf 6,61 Sekunden und ließ beim ISTAF Indoor sogar 6,56 Sekunden folgen.

Im Zehnerschnitt liegt der Berliner trotzdem noch hinter seinen Konkurrenten. Er kommt – bedingt durch seine späte Spezialisierung – auf 6,62 Sekunden. Julian Reus hat als Durchschnittszeit seiner zehn besten 60-Meter-Rennen 6,61 Sekunden zu bieten, Christian Blum ist sogar noch eine Hundertstel schneller. Allerdings wiesen seine beiden Kontrahenten in den vergangenen Jahren  pünktlich zu den Deutschen Hallenmeisterschaften deutlichen Formanstieg auf.

Tendenz:

Vorteil Jakubczyk, Reus

Direkte Duelle

Mehr als 40 Mal sind die drei Sprinter in den unterschiedlichen Konstellationen in ihrer Karriere bisher aufeinandergetroffen. Und das Ergebnis ist überraschenderweise fast ausgeglichen. Christian Blum weist ein leicht positives Resultat bei Rennen gegen Lucas Jakubczyk oder Julian Reus auf (16:15). Ebenso der Berliner (10:9), während Julian Reus‘ Bilanz leicht negativ ist.

Tendenz:

Vorteil Blum, Jakubczyk

Endergebnis

Diese kleine Analyse macht Lust auf die Sprintrennen am Samstag. Nach sechseinhalb Sekunden ist alles vorbei, der noch so kleinste Fehler kann das Aus im Titelrennen bedeuten. Außerdem werden hinter dem favorisierten Trio einige Sprinter auf ihre Chance lauern, beispielsweise die zuletzt stark verbesserten Patrick Domogala (MTG Mannheim; 6,67 sec) und Bastian Heber (LV 90 Erzgebirge; 6,70 sec). Wer sich durchsetzt? Das erfahren Sie am Samstag um 16:50 Uhr.

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