| Interview

Verena Sailer: „Das Gefühl ist wieder da“

Verena Sailer lief bei der Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik) die drei schnellsten 60-Meter-Zeiten ihrer Karriere. Diesen Auftritt, den DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska als „außergewöhnlich“ einstufte, krönte die Mannheimerin mit der Bronzemedaille. Im Interview lesen Sie die ersten Reaktionen der deutschen Top-Sprinterin, die mit 7,08 Sekunden nun die Nummer fünf in der ewigen deutschen Bestenliste ist.
Christian Fuchs

Verena Sailer, herzlichen Glückwunsch zu den drei schnellsten Rennen Ihrer Karriere. Wussten Sie im Ziel, dass es eine Medaille ist?

Verena Sailer:

Nein. Ich habe gesehen, dass es ganz knapp ist. Und ich habe gewusst, wenn es zu einer Medaille gereicht hat, dann ist es Bronze. Jetzt bin ich total happy. Ich bin in den Lauf reingegangen und wollte eine Medaille machen. Natürlich liebäugelt man immer mit dem Allerbesten, aber darauf hatte ich mich gar nicht so eingeschossen. Ich habe einfach versucht, mein Rennen zu machen. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen, auch wenn es im Finale eine Hundertstel langsamer war als im Halbfinale. Die Zeit war jetzt in dem Fall egal. Wichtig war es eine Medaille zu machen.

Was hat es diesmal ausgemacht, damit Sie es auf den Punkt gebracht haben, nachdem es im letzten Jahr bei der EM in Zürich nicht geklappt hatte?

Verena Sailer:

Das war im letzten Jahr furchtbar. Das war die größte Katastrophe. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Es hatte sich aber ganz übel angefühlt. Ich wollte einfach wieder so ich sein und meine Stärke zeigen. Das ist mir letztes Jahr überhaupt nicht gelungen. Ich habe danach einiges geändert. Das war der richtige Schritt.

Was haben Sie konkret geändert?

Verena Sailer:

Ich habe jetzt weiterstudiert und einen Master angefangen. Ich war mit dem Studium fertig und geistig überhaupt nicht mehr gefordert. Das hat mir echt nicht gut getan. Ich war überhaupt nicht mehr abgelenkt und war nicht gezwungen, mich auf etwas anderes als den Sport zu konzentrieren.

Würden Sie unterstreichen, dass Sie jetzt besonders locker sind?

Verena Sailer:

Mir war es schwer gefallen, den Mittelweg zu finden zwischen zu viel und zu wenig. Ich denke, das ist mir jetzt zum Ende der Saison immer besser gelungen. Das ist jetzt schon sehr gut. Mir hatte ein spezielles Gefühl gefehlt, das ich nicht beschreiben kann, das aber da sein muss. Als es nicht mehr da war, hatte ich angefangen darüber nachzudenken, wie ich es wieder kriege. Das war ein Fehler. Das passiert einfach in so einem Moment. Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften war dieses Gefühl einfach wieder da und seither ist wieder alles gut.

Mit was ist dieses Gefühl vergleichbar?

Verena Sailer:

Es ist so eine Konzentrationssache. Es geht darum, dass man zum Rennen in die richtige Konzentration kommt.

2009 waren Sie schon einmal Dritte bei einer Hallen-EM. Sind Sie inzwischen eine bessere Läuferin geworden?

Verena Sailer:

Ich denke schon. Mit einer Zeit von 7,09 hätte man damals ganz locker gewonnen. Jetzt holt man damit Bronze. Es hat sich schon einiges getan. Ich habe trainiert, die anderen auch. Es ist jetzt ein sehr hohes Niveau. Ich habe echt lange auf dieses Niveau hintrainiert, das kam nicht von heute auf morgen. Das hat schon fünf, sechs, sieben Jahre gedauert.  

Die Schweizer Trainingskollegin Mujinga Kambundji war mit im Finale. Welchen Anteil hat sie an dieser Zeit?

Verena Sailer:

Ich muss mich anstrengen und im Training immer Vollgas geben. Wir haben echt eine starke Gruppe mit ihr, Yasmin Kwadwo, Alexandra Burghardt und Carina Frey. Wir sind dort alle gefordert, das ist auch gut für die Leistung von allen.

Was nehmen Sie sich für den Sommer vor?

Verena Sailer:

Aufgrund meines Alters ist mein erstes Ziel gesund durchzukommen. Ich weiß, dass es das Wichtigste ist. Dann wünsche ich mir, an dieses Niveau anschließen zu können.

 

 

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