| Silvesterläufe

Weltklassezeiten in Bozen, Madrid und Barcelona

Der Corona-Pandemie zum Trotz wurden in Bozen, Madrid und Barcelona zum Jahresausklang die traditionellen Silvesterläufe ausgetragen – mit sportlich hochklassigen Ergebnissen. Der Trierer Silvesterlauf fand dagegen zum ersten Mal in seiner Geschichte virtuell statt und diente dabei einem guten Zweck.
nw/Jörg Wenig/Peter Middel/pm

Weltklassezeiten und einen Überraschungssieger gab es beim traditionellen Silvesterlauf „Boclassic“. Im Südtiroler Bozen (Italien) setzte sich im 10-Kilometer-Rennen der Frauen die Vorjahressiegerin und Vize-Weltmeisterin über 5.000 Meter Margaret Kipkemboi durch. Die Kenianerin lief trotz sehr kalter Temperaturen um den Gefrierpunkt in hochklassigen 30:43 Minuten mit nur einer Sekunde Vorsprung ins Ziel und erzielte damit die fünftschnellste Zeit des Jahres über diese Distanz. Im Männerrennen über fünf Kilometer überraschte Oscar Chelimo die Favoriten. Der 19-jährige Newcomer aus Uganda gewann in 13:17 Minuten und schob sich damit sogar auf Platz zwei in der Jahresweltbestenliste.

Die Veranstaltung fand aufgrund der Coronavirus-Pandemie als reiner Elitelauf ohne breitensportliche Wettbewerbe statt. Hinter der Siegerin Margaret Kipkemboi, die in Bozen erstmals über die 10-Kilometer-Distanz startete, liefen auch Dorcas Tuitoek (30:44 min) und Norah Jeruto (30:47min) hochklassige Zeiten und auf die Ränge sechs und sieben der Jahresweltbestenliste. „Ich war gut vorbereitet für eine schnelle Zeit. Es war nicht einfach bei Schnee und Kälte, aber ich bin froh, dass ich auch bei meinem zweiten Start in Bozen gewonnen habe“, sagte Margaret Kipkemboi.

Oscar Chelimo, der erst vor kurzem 19 Jahre alt wurde und international bisher so gut wie nicht in Erscheinung getreten war, stürmte im ersten 5-Kilometer-Straßenlauf seiner Karriere auf Anhieb zu einem eindrucksvollen Sieg bei den Männern. „Es war sehr kalt, aber ich trainiere früh morgens auch immer bei niedrigen Temperaturen. Das ist ein wunderbarer Sieg für mich“, erklärte der Newcomer. Zweitplatzierter wurde der Belgier Robin Hendrix in 13:19 Minuten vor Abdelaati Iguider (Marokko) in 13:20 Minuten.

Yalemzerf Yehualaw setzt sich gegen Ruth Chepngetich durch

Auch bei den Silvesterläufen in Madrid und Barcelona (beide Spanien) gab es sportlich hochklassige Zeiten zu bestaunen. In Madrid, wo unter normalen Umständen bis zu 40.000 Läufer an den Start gegangen wären, fand das Rennen auf einem abgesperrten und für Zuschauer nicht zugängigen Parkgelände statt. Im 10-Kilometer-Lauf setzte sich mit Daniel Simiyu Ebenyo der große Favorit durch. Der Kenianer, der im September bei einem 10-Kilometer-Eliterennen in Berlin bereits mit einer schnellen Zeit von 27:18 Minuten überzeugt hatte, siegte überlegen in 27:42 Minuten vor dem Italiener Eyob Faniel, der nach 28:08 Minuten im Ziel war. Als Dritter folgte der aus Kenia stammende US-Amerikaner Paul Chelimo in 28:13 Minuten.

Überraschend deutlich entschied bei den Frauen Yalemzerf Yehualaw das Top-Duell mit der Marathon-Weltmeisterin Ruth Chepngetich für sich. Die äthiopische Halbmarathon-WM-Dritte lief nach 31:17 Minuten ins Ziel, während die Kenianerin Chepngetich als Zweite 31:50 Minuten benötigte. Mit einem größeren Abstand folgte auf Platz drei die Französin Alessia Zarbo in 33:00 Minuten.

Hellen Obiri siegt trotz Sturz

Beim Silvesterlauf in Barcelona standen sogar vier Entscheidungen auf dem Programm. Bei den Frauen hatten die Veranstalter eine Weltrekordjagd über fünf Kilometer initiiert. Nach einem hohen Anfangstempo mit einer 2-Kilometer-Zwischenzeit von 5:52 Minuten, die im Bereich von Sifan Hassans (Niederlande) Rekordzeit von 14:44 Minuten lag, wurde das Rennen jedoch langsamer. Am Ende siegte die 1.500-Meter-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) in 15:00 Minuten und erzielte damit eine Jahresweltbestzeit. Bei den Männern siegte der französische Europarekordler Jimmy Gressier in 13:39 Minuten.

Pech hatte im 10-Kilometer-Rennen die 5.000-Meter-Weltmeisterin Hellen Obiri. Zunächst stürzte die Kenianerin, dann fiel ihr Tempomacher verletzt aus. Dennoch siegte sie und erzielte in 30:53 Minuten eine flotte Zeit sowie einen persönlichen Rekord. Den 10-Kilometer-Lauf der Männer gewann der französische 10.000-Meter-Europameister Morhad Amdouni in 27:42 Minuten. Nach seinem 5-Kilometer-Sieg startete Jimmy Gressier auch über 10 Kilometer und lief als Dritter beachtliche 28:13 Minuten.

Trierer Silvesterlauf sammelt Spenden für Amokfahrt-Opfer

In Deutschland fanden die Silvesterläufe dagegen virtuell statt. Dennoch konnte der traditionelle Trierer Silvesterlauf zum Jahresabschluss wieder mit zahlreichen Top-Läufern und -Läuferinnen aufwarten. So nahmen die Sportler unter anderem in Japan, Äthiopien, Ruanda und Deutschland an der Veranstaltung teil. Gleichzeitig diente der Lauf diesmal einem guten Zweck: Unter dem Motto „#TRIERSTEHTZUSAMMEN“ spendete der veranstaltende Verein Silvesterlauf Trier 20 Euro für jeden teilnehmenden Athleten auf das offizielle Hilfskonto für die Opfer der Trierer Amokfahrt vom 1. Dezember. Insgesamt 2.400 Euro konnten dabei gesammelt werden.

Über die traditionellen Trier-Distanzen von acht Kilometern (Männer) und fünf Kilometern (Frauen) konnten die Deutsche Marathon-Meisterin aus Jahr 2017 Katharina Steinruck (LG Eintracht Frankfurt) und die Langstrecken-Olympiahoffnung Yves Nimubona aus Ruanda die schnellsten Zeiten vorweisen. Während Yves Nimubona bei 21 Grad und perfekten äußeren Bedingungen im Nationalstadion von Ruanda die Weltklassezeit von 22:16 Minuten rannte, absolvierte Katharina Steinruck die fünf Kilometer auf dem Laufband in Frankfurt in 15:47 Minuten. Damit war sie sogar 22 Sekunden schneller ab als bei ihrem Vorjahreserfolg in der Trierer Innenstadt.

Auch Gebrselassie, Mikitenko und Co. laufen für den guten Zweck

Bei den Männern erzielte Homiyu Tesfaye in seinem letzten Lauf für die LG Eintracht Frankfurt in 23:02 Minuten die zweitschnellste Zeit; im kommenden Jahr startet er im Trikot des TSV Pfungstadt. Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald), die Gewinnerin des Sparkasse-Trier-Elitelaufs von 2018, lief im winterlichen Schwarzwald die zweitbeste Zeit bei den Frauen in 16:01 Minuten. Die Europameisterin über 3.000 Meter Hindernis Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) benötigte 17:22 Minuten.

Auch einige ehemalige Spitzenathleten, darunter Sabrina Mockenhaupt (18:58 min), die Deutsche Rekordhalterin im Marathon Irina Mikitenko (19:22 min) sowie der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger im Langstreckenbereich Haile Gebrselassie (Äthiopien; 29:10 min) nahmen an der Veranstaltung teil.

Auch der traditionelle Silvesterlauf von Werl nach Soest wurde diesmal virtuell ausgetragen. Insgesamt 5.900 Läuferinnen und Läufer gestalteten den Jahresausklang wie in den Vorjahren sportlich und spulten die 15-Kilometer-Distanz auf einem Parcours ihrer Wahl ab. Bei den Frauen konnte Laura Hottenrott (TV Wattenscheid 01) mit der schnellsten Zeit überzeugen. In 51:12 Minuten setzte sich die 28-Jährige, die im neuen Jahr für den PSV Grün Weiß Kassel startet, souverän vor Stephanie Strate (55:59 min) und Nele Welke (beide SV Brackwede; 57:41 min.) durch. Bei den Männern dominierte Pierre Dankelak (SV Brackwede) in 48:37 Minuten vor Timothy Engel (LT Bonn, 53:27 min.) und dem Karlsruher Stefan Reschwamm (54:33 min).

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