| Juniorengala

Mannheim Tag 2: Hochklassiges Hochsprung-Duell, Koletzko und Müller brillieren im Weitsprung

Auch am zweiten Tag hatte die Mannheimer Juniorengala einige Highlights zu bieten: Der Weltjahresbeste im Weitsprung Oliver Koletzko lieferte eine tolle Show ab. Die U18-Stars Johanna Göring (Hochsprung) und Laura Raquel Müller (Weitsprung) wussten ebenfalls zu überzeugen. Und jeweils zwei Speerwerfer und Weitspringer durften sich über neue Normen und das Ticket zur U20-EM freuen.
Svenja Sapper

Der Wettkampf begann mit einem Freudenschrei: Jubelnd feierte Weitspringer Roman Zöllner (Schweriner SC) nach seinem zweiten Versuch die neue persönliche Bestleistung – 7,60 Meter, gleichbedeutend mit der Norm für die U20-EM in Tallinn (Estland; 15. bis 18. Juli). Kurz darauf freute sich auch der Weltjahresbeste: Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) erzielte nach einem ungültigen ersten Sprung ebenfalls in Durchgang zwei starke 7,88 Meter. Der Dritte der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig verfehlte damit seine Bestweite, mit der er gleichauf mit dem Brasilianer Gabriel Boza die internationale Konkurrenz in dieser Altersklasse anführt, nur um zwei Zentimeter.

Im dritten Durchgang zog ein weiterer Springer mit Norm nach: Kevin Brucha (LC Jena) flog mit 7,58 Metern zu einer neuen Bestleistung. Eingeklatscht vom Publikum und angefeuert von der Konkurrenz, setzte Oliver Koletzko in den weiteren Runden noch 7,63, 7,65 und im letzten Versuch 7,81 Meter in den Sand. Somit dürfen sich alle drei Weitspringer, die sich lautstark unterstützten und nach dem Ende des Wettkampfes freudestrahlend in die Arme fielen, nun auf Tallinn vorbereiten.

„Wir sind wirklich eher miteinander gesprungen als gegeneinander. Jeder hat es dem anderen gewünscht, die Quali abzuhaken. Das hat uns mega gepusht. Es war eine tolle Stimmung unter uns, auch die Zuschauer waren gut dabei – ein mega Wettkampf für uns alle, würde ich sagen!“, lautete das Fazit von Oliver Koletzko. „Das Ziel war heute, konstant zu springen und auch für den Kopf eine gute Weite zu bringen. Wenn ich in Tallinn einen guten Tag erwische und die Bedingungen gut sind, habe ich auch die acht Meter im Hinterkopf, aber das ist nicht das Hauptziel“, blickt er auf die U20-Titelkämpfe in der estnischen Hauptstadt voraus.  

U18-Sprungtalente präsentieren sich stark

Mit 6,47 Metern war Laura Raquel Müller (Unterländer LG) als zweitbeste Weitspringerin der Konkurrenz angereist. Das erst 17 Jahre alte Ausnahmetalent im Sprint und Weitsprung war nicht zu schlagen: Mit 6,41 Metern im fünften Durchgang kratzte sie an ihrer Bestleistung, übertraf die U20-EM-Norm (6,25 m) zum wiederholten Mal deutlich und bewies dabei starke Nerven, denn die ersten Sprünge waren alles andere als gelungen gewesen. „So, wie der Wettkampf verlaufen ist, habe ich nicht mit dem Sieg gerechnet. Wenn man mit einer Bestleistung von 6,47 Metern ankommt und in den ersten Versuchen nicht mal sechs Meter springt, sind die Nerven schon ein bisschen strapaziert. Ich habe meine ganze Aggressivität in den letzten Sprung reingelegt und bin voll aufs Brett draufgelaufen“, zeigte sich die Siegerin erleichtert. In Tallinn möchte sie „auf jeden Fall vorne mitspringen“. 

Für 6,60-Meter-Springerin Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) und DLV-Normerfüllerin Ruth Hildebrand (MTG Mannheim) war bereits nach drei Versuchen Endstation: Mit ungültigen und verunglückten Versuchen, die ihnen Bestwerte von 4,84 Metern (Assani) und 4,77 Metern (Hildebrand) einbrachten, schieden sie als Elfte und Zwölfte der Gesamtkonkurrenz aus. Libby Buder (SC Neubrandenburg; 6,22 m) und Anika Nießen (Hamburger SV; 6,21 m) schnupperten ihrerseits an der U20-EM-Norm – beide hatten bei ihren besten Sprüngen jedoch zu viel Windunterstützung.

Ein Fehlversuch kostet Johanna Göring den Sieg

Starke Leistungen waren im Hochsprung der Frauen vorprogrammiert – denn immerhin führt die erst 16-jährige Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) mit 1,92 Metern nach wie vor die deutsche Jahresbestenliste der Aktiven an. Auch in Mannheim zeigte sie ihre Klasse: Mit im ersten Versuch übersprungenen 1,86 Metern musste sie sich aufgrund eines Fehlversuchs bei 1,82 Metern nur der höhengleichen Marithé Engondo geschlagen geben, die einen U20-Landesrekord für die Schweiz aufstellte. „Dass ich die 1,88 nicht mehr geschafft habe, war schade, aber ich bin froh, dass ich nach Tallinn fahren darf“, sagte Johanna Göring. „Es ist für mich eine Ehre, dass ich an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste stehe.“

Dahinter glänzten weitere Athletinnen: Blessing Enatoh (TSV Spandau 1860) schaffte mit 1,84 Metern eine persönliche Bestleistung und somit nach der Norm für die U20-EM (1,82 m) auch die einen Zentimeter höher angesetzte Norm für die U20-WM in Nairobi (Kenia; 17. bis 22. August). Apropos U20-EM-Norm – auch Helena Börner (SG Adelsberg) überquerte als Viertplatzierte 1,82 Meter und sprang damit ins Tallinn-Team. In einem nur aus drei Athleten bestehenden Hochsprung-Feld der Männer meisterte lediglich Jonas Pomsel (SC Potsdam) die zwei Meter.

Zwei neue Speerwurf-Normen

Drei von vier Wurfdisziplinen der Männer waren in Mannheim bereits am Samstag entschieden worden. Am Sonntag folgte noch der Speerwurf – ein enger Wettkampf mit zwei Punktlandungen auf die Norm (68,50 m), in dem Max Dehning (LG Celle-Land) mit 68,70 Metern knapp die Nase vorn hatte. Wie auch der zweitplatzierte Eric Frank (1. LAV Rostock; 68,60 m) löste der Sieger das Ticket nach Estland. Moritz Morstein (68,33 m) musste sich mit dem dritten Platz begnügen, darf sich aber ebenfalls auf die U20-EM freuen – die geforderte Weite hat der Magdeburger in diesem Jahr bereits abgehakt.

Exakt 50 Meter waren im Diskuswurf der Frauen für eine Teilnahme an der U20-EM verlangt. Dieser Weite kam die Norwegerin Lotta Flatum (49,94 m) am nächsten. Die zweit- und drittplatzierten Joane Schoppa (SC Potsdam; 48,01 m) und Pia Northoff (TV Wattenscheid 01; 47,86 m) haben die Norm jedoch ebenso wie Letizia Marsico (TV Angermund), die als Neunte (38,72 m) Probleme hatte, in dieser Saison bereits erbracht.

Mit einem Rückwärtssalto feierte Ben Bichsel (LG Radolfzell) im Stabhochsprung seinen Fünf-Meter-Sprung – Einstellung seiner persönlichen Bestleistung. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass er sich damit bereits den Sieg gesichert hatte: Denn der Leverkusener Luke Zenker, einziger DLV-Normerfüller (5,10 m), nahm nach übersprungenen 4,90 Metern und einem Fehlversuch über die fünf Meter gleich die nächste Höhe in Angriff – und scheiterte hauchdünn. Sein erst 16-jähriger Vereinskollege Hendrik Müller belegte mit ebenfalls 4,90 Metern Rang drei.

200-Meter-Sprinter verpassen Normen knapp

Ein Raunen ging nach dem zweiten Zeitlauf über 200 Meter durch das Michael-Hoffmann-Stadion: 20,93 Sekunden waren auf der Anzeigentafel für den Berliner James Adebola zu lesen. Das hätte Bestzeit bedeutet – wenn der Wind nicht wäre: Mit 2,2 Metern pro Sekunde lag der Rückenwind über dem zulässigen Limit. Für Adebola ist ein 200-Meter-Start dennoch möglich, da er die geforderte Zeit bereits im Juni unterboten hat. Der Sieger des ersten Laufes, Tobias Morawietz (VfL Wolfsburg), scheiterte in 21,34 Sekunden denkbar knapp – nur vier Hundertstel fehlten – an der 200-Meter-Norm für Tallinn. Beide werden nach den Plätzen eins und drei über 100 Meter am Samstag in jedem Fall nach Tallinn fahren. Lediglich eine Hundertstel fehlte der schnellsten 200-Meter-Sprinterin Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal; 23,91 sec) zum Richtwert. Sie darf sich jedoch mit dem am Samstag gelösten U20-EM-Ticket über die kürzere Sprintstrecke trösten.

Die 400 Meter Hürden entschied in einem spannenden Finish der Osnabrücker Jordan Gordon in exakt 53 Sekunden knapp vor Mateusz Lewandowski (TV Wattenscheid 01; 53,19 sec) für sich. Nach einem Fehlstart der favorisierten Norwegerin Andrea Rooth sprang im Frauenrennen über die Langhürden eine weitere Skandinavierin in die Bresche: Martha Rasmussen aus Dänemark brachte 58,79 Sekunden auf die Bahn und holte sich damit knapp vor der deutschen Jahresbesten Lara Steinbrecher den Sieg. Für die Magdeburgerin blieb die Uhr bei 58,82 Sekunden stehen, sie war damit schneller denn je.

Ebenfalls einen skandinavischen Sieg fuhr Ole Jakob Solbu (Norwegen; 1:49,06 min) im 800-Meter-Rennen ein. Dahinter bestätigten Adrian Engstler (TV Villingen; 1:49,72 min) und Felix Wittmann (SG Eschweiler; 1:49,99 min) ihre bereits erfüllten U20-EM-Normen. Bei den Frauen war Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) in 2:08,46 Minuten schnellste Deutsche.

Zum Abschluss: Staffel-Norm für die Langsprinterinnen

Den zweiten Wettkampftag hatten Staffelläufer begonnen – und sie beschlossen ihn auch: Nachdem über 4x100 Meter der Männer nur eines von drei Teams das Ziel erreicht hatte – der Mannheimer Felix Kunstein, James Adebola, Florian Knerlein (LG Stadtwerke München) und Lennart Hartenberg (TV Wattenscheid) sprinteten 40,11 Sekunden schnell –, blieben gleich zwei Kurzsprint-Staffeln der Frauen unter den für Tallinn benötigten 45,70 Sekunden. Am schnellsten unterwegs waren die Neubrandenburgerin Cheyenne Kuhn, Sina Kammerschmitt (TG Worms), die deutsche Jahresbeste über 100 Meter Antonia Dellert (Sprintteam Wetzlar) und Weitsprung-Siegerin Laura Raquel Müller in 45,11 Sekunden.

Zwei deutsche und eine norwegische Staffel bestritten das Rennen über 4x400 Meter. Das DLV-Quartett aus Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg), Max Tank (LC Rehlingen), Friedrich Rumpf (1. VfL Fortuna Marzahn) und Okai Charles (Königsteiner LV) hatte am Ende in 3:12,61 Minuten die Nase vorn.

Den Wettkampftag rundete schließlich das 4x400-Meter-Rennen der Frauen ab: Die norwegischen Langsprinterinnen durften sich in 3:37,50 Minuten über einen neuen Landesrekord freuen – doch nur knapp dahinter kam die deutsche Auswahl, bestehend aus Lysann Helms (Hamburger SV), Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund), Tessa Srumf (LAV Bayer Uerdingen Dormagen) und Maja Schorr (SV Saar 05 Saarbrücken) ins Ziel. In 3:37,64 Minuten unterboten auch sie die U20-EM-Norm und sorgten damit für die letzte starke Leistung der Wettkämpfe in Mannheim.

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