| Werfertage Halle

David Storl mit alter Technik wieder zu großen Weiten?

Den Saisoneinstand hatte sich David Storl anders vorgestellt, die 20,63 Meter in Halle waren zu wenig für den Leipziger. Doch eine Ernährungsumstellung und die Rückkehr zur alten Technik machen Hoffnung auf große Weiten des zweimaligen Kugelstoß-Weltmeisters.
SID/pr

David Storl schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Er haderte, er fluchte, er ärgerte sich. 20,63 Meter zum Saisoneinstand – zu wenig für den zweimaligen Kugelstoß-Weltmeister. Trotz erfüllter WM-Norm. Viel hatte er sich für seinen ersten Freiluft-Auftritt in diesem Jahr vorgenommen. Zu viel.
"Das Training macht eigentlich Spaß, da geht es auch. Aber im Wettkampf stelle ich mich gerade ein bisschen an wie ein Idiot", sagte der 26-Jährige nach seinem Sieg bei den Werfertagen in Halle. "Jetzt muss ich mich durch die Saison arbeiten, muss viel und hart arbeiten." Und wirkte dabei so, als würde er am liebsten sofort damit anfangen.

"Ich glaube, er wollte zu viel", sagte sein langjähriger Heimtrainer Sven Lang. Zu aggressiv, zu motiviert sei sein Schützling in die Stöße gegangen. Am Samstag war der Tatendrang des ehrgeizigen Leipzigers für das komplizierte Gebilde Kugelstoßtechnik (noch) zu groß.

Starke Trainingswerte

Dabei sind die großen Ambitionen des Europameisters alles andere als unbegründet. Das linke Knie macht seit langer Zeit mal wieder keine Probleme. Auch wegen einer Ernährungsumstellung, die Entzündungsprozesse verhindern soll. Die Trainingswerte sind inzwischen sogar teilweise besser als 2015. In der damaligen Saison stieß David Storl seine persönliche Bestweite von 22,20 Metern.

Die Vorbereitung verlief sogar so gut, dass sich das Erfolgsduo Storl/Lang vor wenigen Tagen zu einer Technikveränderung durchrang. Erstmals seit 2014 kehrte der Vize-Weltmeister von Peking (China) zu seiner alten Umsprungtechnik zurück. Die kann zwar einen Weitenzuwachs von bis zu 40 Zentimeter bringen – belastet aber das Knie deutlich mehr. "Wir haben erst im letzten Trainingslager entschieden, dass er wieder umspringt. In der Saisonvorbereitung macht man vielleicht 6.000 Stöße, jetzt sind wir beim Umspringen vielleicht bei 70 oder 80 – da kann das noch nicht ganz funktionieren", sagte der Bundestrainer. "Da fehlen noch jede Menge Trainingsstöße."

Weite Standstöße deuten Potenzial an

Das Potenzial ist jedenfalls da. Im Vergleich zum Stoßen aus dem Stand habe Storl im Trainingslager teilweise zwei Meter draufgepackt – in Halle wuchtete er die Kugel beim Einstoßen aus dem Stand auf 20 Meter. Dass es danach nur zu 20,63 Meter reichte, war auch für Sven Lang "verwunderlich" und "keinesfalls ein Zeichen von Lockerheit".

Viel Zeit zum Hadern hat David Storl sowieso nicht. Am Dienstag geht es bereits in die USA zum Diamond League-Meeting nach Eugene (27./28. Mai). Dort trifft er auch auf die starken US-Amerikaner. Deren Drehstoßer Joe Kovacs, Olympia-Zweiter von Rio, setzte schon einmal eine erste Duftmarke. 22,57 Meter stieß der 27-Jährige am Freitag in Tucson und liegt damit auf Platz acht der besten Kugelstoßer in der Geschichte – inklusive der Hochanabolika-Zeit der 1970 und 1980er Jahre. Seitdem stießen nur Randy Barnes und Kevin Toth (beide USA) weiter als Kovacs. Beide wurden in ihrer Karriere des Dopings überführt – Weltrekordler Barnes sogar lebenslang gesperrt.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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