| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Marathon Frauen

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Marathon der Frauen.
Alexandra Dersch

Fazit der Bundestrainerin

Katrin Dörre-Heinig, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Katrin Dörre-Heinig:

Die Europameisterschaften im eigenen Land haben alles überstrahlt. Wir hatten realistische Chancen auf eine Medaille in der Mannschaftswertung. Doch dann hat zwei Läuferinnen bereits im Vorfeld der EM das Verletzungspech ereilt. Anja Scherl und Franziska Reng mussten leider schon vor Berlin ihre Teilnahme absagen. So waren wir vor Ort nur mit drei Läuferinnen am Start, wovon alle hätten ins Ziel kommen müssen – das ist bei einem Marathon kein einfaches Unterfangen. Unterm Strich können wir mit dem Gesamtergebnis also leider nicht zufrieden sein, aber Fabienne Amrhein als Elfte und Katharina Heinig als 14. haben sich angesichts der ungewöhnlich heißen Temperaturen gut geschlagen.

Erfreulich fand ich über das ganze Jahr gesehen die Steigerung der beiden Marathon-Neulinge Fabienne Amrhein und Laura Hottenrott, die beide im Frühjahr bei ihrem erst zweiten Marathon Bestzeit gelaufen sind. Sie sind beide noch sehr jung und haben viel Potenzial.

Positiv war auch die Leistung von Anja Scherl in Osaka und Katharina Heinig in Frankfurt. Mit diesen beiden haben wir zwei Athletinnen in diesem Jahr wieder unter der für uns magischen 2:30-Stunden-Marke.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Katrin Dörre-Heinig:

Der emotionale Höhepunkt für mich und die Läuferinnen, die dabei waren, waren die Europameisterschaften. Die Medienpräsenz und die Zuschauerressonanz direkt an der Strecke – das war für die Marathonis einmalig und gibt Motivation für die weiteren Jahre.

Beeindruckt hat mich Alina Reh mit ihrem Halbmarathon-Auftritt in Köln und der deutschen U23-Bestleistung in 69:29 Minuten. Seit langer Zeit ist damit wieder eine deutsche Läuferin unter 70 Minuten geblieben – das war stark.

Als dritten Punkt möchte ich noch die Übertragung des Hessischen Rundfunks vom Frankfurt Marathon nennen, der für die Medienwirksamkeit der deutschen Läufer generell sehr positiv ist. Erfreulich war hier aus sportlicher Sicht die Leistung von Katharina Heinig nach nur siebenwöchiger Vorbereitung.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Katrin Dörre-Heinig:

2019 ist für den deutschen Marathon ein Zwischenjahr. Das heißt: Wir konzentrieren uns schon jetzt drauf, 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio gut abzuschneiden. Wir können allerdings aufgrund des neuen Qualifikationssystems des Weltverbands schon ab Januar Punkte für die Olympischen Spiele sammeln, ab April kann davon auch kein Punkt mehr verloren gehen. Insofern sind die Rennen im kommenden Jahr wichtig für uns. 

Wünschenswert wäre es, wenn eine so talentierte Läuferin wie Alina Reh in nicht allzu ferner Zukunft den Weg zum Marathon findet.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Top-12-Platzierungen
EM –  11. Fabienne Amrhein

Die deutschen Top Ten 2018

ZeitNameJahrgangVerein
2:29:29 hAnja Scherl1986LG Telis Finanz Regensburg
2:29:55 hKatharina Heinig1989LG Eintracht Frankfurt
2:32:34 hFabienne Amrhein1992MTG Mannheim
2:32:58 hLaura Hottenrott1992 TV Wattenscheid 01
2:37:59 hStefanie Doll1988 SV Kirchzarten
2:40:11 hNora Kusterer1989SV Oberkollbach
2:41:39 hIsabel Leibfried1991 TSG 1845 Heilbronn
2:42:39 hJessika Ehlers1996 SG Athletico Büdelsdorf
2:44:31 hVictoria Brandt1989LAC Olympia 88 Berlin
2:45:54 hRegina Högl1993LG Region Landshut

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr≥ 2,29:30 h
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3Schnitt Top 5Schnitt Top 10
200512:29:192:34:572:39:35
200612:30:152:31:472:37:32
200722:24:172:29:082:34:08
200832:24:402:26:422:33:13
200922:27:142:30:152:35:23
201022:28:292:32:532:39:01
201132:26:252:30:542:37:55
201212:28:302:30:232:35:47
201342:27:202:28:182:33:32
201412:31:302:35:292:41:02
201522:29:072:30:232:36:19
201632:27:222:28:502:34:04
201742:28:242:29:472:34:16
201812:30:392:32:272:37:51

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
20052:26:44 (L. Zaituc)2:17:42 (Radcliffe/GBR)9:022:17:42 (Radcliffe/GBR)9:02
20062:28:30 (L. Zaituc)2:20:47 (Bogomolova/RUS)7:432:19:36 (Kastor/USA)8:54
20072:24:51 (I. Mikitenko)2:23:09 (Radcliffe/GBR)1:422:20:38 (Zhou/CHN)4:13
20082:19:19 (I. Mikitenko)2:19:19 (I. Mikitenko)0:002:19:19 (I. Mikitenko)0:00
20092:22:11 (I. Mikitenko)2:22:11 (I. Mikitenko)0:002:22:11 (I. Mikitenko)0:00
20102:26:21 (S. Mockenhaupt)2:23:50 (Konovalova/RUS)2:312:22:04 (Baysa/ETH)

4:17

20112:22:18 (I. Mikitenko)2:22:18 (I. Mikitenko)0:002:22:18 (I. Mikitenko)0:00
20122:24:53 (I. Mikitenko)2:23:29 (Arkhipova/RUS)1:242:18:37 (Keitany/KEN)6:16
20132:24:54 (I. Mikitenko)2:22:46 (Konovalova/RUS)2:082:19:57 (Jeptoo/KEN)4:47
20142:26:44 (A. Hahner)2:21:29 (Duliba/BLR)5:372:18:57 h (Jeptoo/KEN)7:47
20152:28:39 (L. Hahner)2:22:09 (Gamera/UKR)6:302:19:25 (Cherono/KEN)9:14
20162:25:42 (F. Tola)2:23:54 (Mazuronak/BLR)1:482:19:41 (Tsegaye/ETH)6:01
20172:27:48 (F. Tola)2:25:30 (Augusto/POR)

2:182:17:01 (Keitany/KEN)10:47
20182:29:29 (A. Scherl)2:25:25 (Mazuronak/BLR)4:042:18:11 (Cherono/KEN)11:18

Das fällt auf

  • International läuft die Spitze im Frauen-Marathon sicher unter 2:20-Stunden. Zehn Läuferinnen blieben in diesem Jahr unter deser Marke.
  • Auf kontinentaler Ebene hat sich das Niveau aktuell bei 2:25 Stunden eingependelt. Eine Zeit, die auch die deutschen Läuferinnen schon anbieten konnten. Doch aus unterschiedlichen Gründen war das in diesem Jahr nicht zu erreichen.
  • Verletzungssorgen, etwa bei der schnellsten Deutschen der vergangenen beiden Jahre, Fate Tola, oder eben die Konzentration auf den EM-Marathon, bei dem aufgrund der hohen Temperaturen keine Top-Zeiten möglich waren, haben dafür gesorgt, dass die deutsche Jahresbestzeit so hoch ist, wie noch nie seit Beginn unserer Aufzeichnungen.
  • Doch: Junge Athletinnen konnten bei der EM Motivation sammeln. Etwa die Mannheimerin Fabienne Amrhein, die sich nach ihrem Debüt im vergangenen Jahr in diesem Frühjahr weiter steigern konnte und bei der EM mit den Bedingungen am besten zurechtkam – ein elfter Platz ist ein gutes Ergebnis für die 25-Jährige.
  • Der Altersdurchschnitt der besten zehn Marathonläuferinnen liegt in diesem Jahr bei 27,5 Jahren. Die älteste ist auch die schnellste: Anja Scherl mit 32 Jahren. Jüngste Läuferin ist die 22-jährige Jessika Ehlers. Aber auch die beiden EM-Debütantinnen Fabienne Amrhein und Laura Hottenrott gehören mit ihren 25 bis 26 Jahren zu den jüngeren Läuferinnen.

leichtathletik.TV-Clips zum Straßenlauf

<link tv disziplinen video-uebersicht disziplin strasse _blank btn>StRaße

Die Disziplin-Analysen 2018 im Überblick:

<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-maenner _blank>Sprint – Männer
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-sprint-frauen _blank>Sprint – Frauen
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-maenner _blank>Langsprint – Männer
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-400-meter-frauen _blank>Langsprint – Frauen
<link news detail der-grosse-disziplin-check-2018-mittelstrecke-maenner _blank>Mittelstrecke – Männer
<link news:65695>Mittelstrecke – Frauen
<link news:65812>Langstrecke – Männer
<link news:65803>Langstrecke – Frauen
<link news:65776>Gehen – Männer
<link news:65779>Gehen – Frauen
<link news:65827>Hürdensprint – Männer
<link news:65830>Hürdensprint – Frauen
<link news:65974>Langhürden – Männer
<link news:65965>Langhürden – Frauen
<link news:65914>Hindernis – Männer
<link news:65917>Hindernis – Frauen
<link news:66075>Marathon – Männer

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024