| U20-EM

Der Siebenkampf von Grosseto: Zwei über 6.300 Punkte, Janika Baarck 18.

Der Siebenkampf von Grosseto entwickelte sich zu einem Wettbewerb auf Weltklasse-Niveau. Mit Siegerin Alina Shukh und der zweitplatzierten Géraldine Ruckstuhl blieben gleich zwei Athletinnen bei den U20-Europameisterschaften jenseits der 6.300-Punkte-Marke. Janika Baarck beendete den Wettbewerb auf Platz 18.
Silke Bernhart

<link btn>U20-EM 2017 GROSSETO  <link btn>Mehrkampf-Rechner

Tag 2 

800 Meter

Spannendes Finish krönt herausragenden Siebenkampf

Alina Shukh spannte sich vor das Feld, bei 550 Metern folgte die Attacke von Géraldine Ruckstuhl. Die Schweizerin tat alles, um sich vielleicht doch noch vor bis auf den Goldrang zu kämpfen. In 2:12,56 Minuten war sie die Schnellste des Führungs-Trios. Aber es reichte nicht mehr, um Alina Shukh abzufangen, die in 2:13,52 Minuten ebenfalls schnell unterwegs war.

Ihre Punktzahlen: herausragend! Mit 6.381 Punkten holte sich Alina Shukh die Goldmedaille, 6.357 Punkte bescherten Géraldine Ruckstuhl nicht nur Silber, sondern einen neuen Landesrekord für die Schweiz. Zum Vergleich: Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien) war 2013 mit 6.289 Punkten U20-Europameisterin geworden. Carolina Klüft (Schweden) hatten 2001 in Grosseto 6.022 Punkte zum Sieg gereicht, Dafne Schippers (Niederlande) hatte 2011 mit 6.153 Punkten Gold geholt. Und Alina Shukh hat sogar noch ein U20-Jahr vor sich!

Hinter dem Spitzen-Duo verbesserte die ebenfalls dem jüngeren U20-Jahrgang angehörige U20-Weltmeisterin Sarah Lagger (6.083 Pkt) ihren eigenen U20-Rekord für Österreich auf 6.083 Punkte. Als Vierte blieb auch noch die Britin Niamh Emerson (6.031 Pkt) über den 6.000 Punkten, Fünfte mit Landesrekord für Irland: Elizabeth Morland (5.801 Pkt).

In diesem Rekordfestival gab es auch für Janika Baarck ein versöhnliches Ende: Trotz des starken Windes rannte sie im ersten von drei 800-Meter-Läufen von der Spitze weg zum Sieg und einer neuen Saison-Bestmarke von 2:16,76 Minuten. In der Endabrechnung bedeuteten 5.371 Punkte Platz 18 – genau dieselbe Platzierung, die die Neubrandenburgerin in der Meldeliste vor den Titelkämpfen eingenommen hatte.

Speerwurf

Alina Shukh mit dem Goldwurf?

Fast zehn Meter weiter als die Konkurrenz: Alina Shukh (54,51 m) und Géraldine Ruckstuhl (54,32 m) warfen in einer eigenen Liga. Während jedoch die Ukrainerin recht nah an ihre beste Weite aus einem Siebenkampf heran kam, verlor die Schweizerin im Vergleich zu ihrer Bestmarke von Götzis (Österreich) fast 80 Punkte. Alina Shukh hat ihren Vorsprung auf Géraldine Ruckstuhl mit 5.467 Punkten minimal auf 37 Punkte ausgebaut. Da sie die bessere 800-Meter-Läuferin ist, dürfte ihr Gold nur schwer zu nehmen sein.

In diesen Regionen kann Janika Baarck (noch) nicht mitmischen – zumal der Speerwurf nicht zu ihren Lieblingsdisziplinen zählt. So waren 33,43 Meter für die Neubrandenburgerin sogar ein Erfolg, genauer gesagt Bestleistung. Rund 100 Zähler fehlen ihr nach sechs Disziplinen zur Siebenkampf-Bestleistung (5.453 Pkt), da heißt es über 800 Meter – wieder eine Stärke der 17-Jährigen – noch einmal Beine in die Hand nehmen.

Bereits entschieden scheint der Kampf um Bronze. Nach 44,02 Metern mit dem Speer findet sich Sarah Lagger vor der letzten Disziplin mit 5.172 Punkten erstmals auf einem der Medaillenränge wieder. Niamh Emerson (38,23 m) musste trotz Bestleistung Platz drei räumen, mit 5.086 Punkten hat sie vermutlich zu viel an Boden auf die Österreicherin eingebüßt, die eine starke Läuferin ist.

 

Weitsprung

Die Achterbahnfahrt geht weiter

Es bleibt ein durchwachsener Siebenkampf von Janika Baarck (SC Neubrandenburg). In den Tag startete sie mit nur einem gültigen Weitsprung-Versuch – der wurde mit 5,75 Metern gemessen. Bei der Qualifikation in Bernhausen hatte sie 20 Zentimeter mehr erzielt, ihre Bestmarke liegt gar bei 6,07 Metern. So konnte sie in einer ihrer stärkeren Disziplinen nur wenig Boden gut machen. Auf Platz 16 (3.961 Pkt) geht sie in Richtung Speerwurf.

Mit windunterstützten 6,33 Metern setzte Alina Shukh (Ukraine) am Freitag ihren Weg in Richtung Goldmedaille fort. Mit 4.519 Punkten hat sie 33 Punkte Vorsprung auf Géraldine Ruckstuhl (Schweiz), die 5,97 Meter erzielte. Beide sind herausragende Speerwerferinnen mit Bestmarken jenseits der 55 Meter, sodass sie dem Feld in der sechsten Disziplin weiter enteilen werden. Noch haben beide die Chance auf den Titel.

Zunächst mit drei ungültigen Versuchen vermerkt, wurden für die Britin Niamh Emerson nach einem Protest nachträglich doch noch 6,09 Meter in den Ergebnislisten notiert. So liegt sie mit 4.453 Punkten weiterhin auf Rang drei. Dahinter haben sich die Polin Adrianna Sulek (4.451 Pkt), und U20-Weltmeisterin Sarah Lagger (Österreich; 4.427 Pkt) einsortiert.

STIMME ZUM WETTBEWERB:

Janika Baarck (SC Neubrandenburg):
Jetzt nach den 800 Metern und der Ehrenrunde bin ich erstmal froh. Der Rest ist egal, die einzelnen Disziplinen analysieren wir dann später. Bei so einem Siebenkampf dabei zu sein ist auf jeden Fall sehr krass, aber ich kannte es ja schon vom letzten Mal in Tiflis. Da konnte man sich vorher keine Chancen ausrechnen. Zwei werden jetzt wohl auch in London dabei sein. Erstmal denkt man: Wo kriegen die die ganzen Punkte her? Aber wenn man sich die einzelnen Disziplinen anschaut, sieht man's (lacht). Ich selbst kann überall noch dran feilen, das ist alles noch nicht ausgereizt.

 

Tag 1

100 Meter Hürden

Janika Baarck muss Dämpfer verkraften

Im zweiten von vier Hürdenrennen startete Janika Baarck am Donnerstag in ihren ersten internationalen Wettbewerb der U20. Leider vermasselten ihr gleich die ersten Hindernisse einen reibungslosen Auftakt in den Siebenkampf: Die Neubrandenburgerin krachte in die ersten zwei Hürden und fand dann nicht mehr ins Rennen, das auch noch von 1,7 Metern pro Sekunde Gegenwind ausgebremst wurde. So waren nicht mehr drin als 15,19 Sekunden und 817 Punkte – ein Zwischenstand, den sich die Vierte der letztjährigen U18-EM sicher anders ausgemalt hatte: Nach dem Rennen schlug sie die Hände vors Gesicht und verließ kopfschüttelnd den Innenraum.

Schnellste Hürdensprinterin war am Donnerstag die Britin Holly McArthur (13,93 sec), auch Elizabeth Morland (Irland; 13,94 sec), Karin Strametz (Österreich; 13,97 sec) und Favoritin Géraldine Ruckstuhl (Schweiz; 13,98 sec) blieben im ersten Lauf noch unter 14 Sekunden. Der Schweizerin fehlten bei 1,5 Metern pro Sekunde Gegenwind nur drei Hundertstel zur Bestzeit. U20-Weltmeisterin Sarah Lagger (Österreich; 14,31 sec) kam nicht ganz so gut in den Wettbewerb. Die dritte 6.000-Punkte-Mehrkämpferin im Feld Alina Shukh (Ukraine) verbuchte in 14,46 Sekunden sogar eine neue Bestmarke.

Hochsprung

Janika Baarck antwortet mit Hochsprung-Bestleistung

Es war die perfekte Antwort auf den verpatzten Hürdensprint: Janika Baarck (SC Neubrandenburg) durfte in einer ihrer schwächeren Disziplinen über eine neue Bestleistung jubeln und bewies dabei starke Nerven. Schon bei 1,51 Meter eingestiegen, benötigte sie für 1,54 Meter drei Versuche. Ebenfalls erst im dritten Versuch floppte sie über 1,60 Meter. Dann packte die 18-Jährige in der prallen Mittagssonne noch 1,63 im dritten Anlauf oben drauf. Sogar 1,66 Meter waren nicht aussichtslos. Die Latte fiel nur hauchdünn – ebenfalls in Runde drei.

An der Spitze des Feldes bahnt sich schon jetzt ein Dreikampf auf herausragendem Niveau an. Géraldine Ruckstuhl setzte mit neuer Bestleistung von 1,81 Metern ihren Kurs in Richtung Hausrekord fort, Alina Shukh glänzte mit Saison-Bestmarke von 1,87 Metern, auch Sarah Lagger (1,78 m) kam höher hinaus als bei ihrem bis dato besten Siebenkampf. Alle Drei haben in den ersten beiden Disziplinen mehr Punkte gesammelt als auf dem Weg zu ihren Bestleistungen.

Kugelstoßen

Kopfschütteln bei Janika Baarck – Alina Shukh macht Druck

Einmal hat sie die 13-Meter-Marke schon überboten. In Grosseto war diese aber für Janika Baarck in weiter Ferne. Dreimal schlug die Kugel knapp hinter der 12-Meter-Marke ein. Schließlich verbuchte sie 12,28 Meter und damit 28 Zentimeter weniger als bei dem Qualifikations-Siebenkampf in Bernhausen. Die Körpersprache der 18-Jährigen verriet, dass sie damit nicht zufrieden war. In der Gesamtwertung muss sie nach drei Disziplinen mit 2.268 Punkten und Rang 21 vorlieb nehmen.

An der Spitze des Feldes baute Alina Shukh mit 13,87 Metern ihre Führung aus. Sie hat bereits 126 Zähler mehr auf dem Konto als bei ihrem bisher besten Siebenkampf Anfang Juli in Tallinn (Estland), wo sie mit 6.201 Punkten einen neuen U20-Landesrekord für die Ukraine erzielt hatte. Mit 2.766 Punkten führt sie das Feld vor Geraldine Ruckstuhl (2.735 Pkt) an, die auf für sie ordentliche 13,54 Meter kam. Auf Rang drei macht die Britin Niamh Emerson (2.656 Pkt) einen Punkt vor Iryna Rofe-Beketova (Ukraine) einen guten Wettkampf – beide werden aber wohl spätestens im Speerwurf Boden verlieren. Als Fünfte mit Kugelstoß-Bestleistung (13,26 m) pirscht sich Sarah Lagger nach vorn (2.633 Pkt).

200 Meter

Versöhnlicher Tagesabschluss

Nach den 200 Metern konnte Janika Baarck doch wieder lächeln: In 24,65 Sekunden stellte sie eine neue Saison-Bestleistung auf und war fast drei Zehntel schneller als beim Siebenkampf in Bernhausen. Nur drei Athletinnen – alle im selben Lauf – erzielten am Donnerstag bessere Zeiten. Rund 60 Zähler hat sie nun noch Rückstand auf die Halbzeit-Marke ihres besten Mehrkampfs, den sie mit 5.453 Punkten beendet hatte. Mit 3.187 Punkten übernachtet die Neubrandenburgerin auf Rang 18 von 26 Teilnehmerinnen.

An der Spitze hat Géraldine Ruckstuhl (3.646 Pkt) die Führung übernommen. Sie rannte hinter Janika Baarck in 24,74 Sekunden eine neue Bestzeit und war damit deutlich schneller als Alina Shukh (3.566 Pkt), die jedoch in 25,97 Sekunden ebenfalls in Bestform war. Der Kampf um Gold spielt sich vermutlich zwischen diesen beiden Athletinnen ab und bleibt spannend! Die Überraschung von Tag eins aber heißt Niamh Emerson. Die Britin schob sich in der Zwischenwertung mit 3.576 Punkten noch zwischen das Top-Duo, auch für sie gab's über 200 Meter in 24,64 Sekunden eine 200-Meter-Bestzeit.

STIMME ZU TAG 1:

Janika Baarck (SC Neubrandenburg):
Der Siebenkampf fing nicht nach meinen Erwartungen an. Der Hochsprung war dann gut. Klar, der knapp gerissene 1,66er war ärgerlich, aber das war schon ok. Das Kugelstoßen gehört eigentlich zu meinen Paradedisziplinen, da bin ich auch unter meinen Erwartungen geblieben. Die 200 Meter waren wieder gut – es war heute ein Auf und Ab. Von meinen Erfahrungen aus Tiflis konnte ich hier sehr viel einbringen. Damals war ich sehr aufgeregt, diesmal habe ich mich bis zum letzten Tag gar nicht so gefühlt, als hätte ich einen wichtigen Wettkampf vor mir. Ich kannte auch schon viele Athletinnen. Morgen kann wieder alles passieren.

 

<link btn>U20-EM 2017 GROSSETO  <link btn>MEHRKAMPF-RECHNER

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024