| Vorschau Samorin

DLV-Team reist mit Medaillenchancen zur Cross-EM

Das deutsche Team geht am Sonntag mit 30 Läuferinnen und Läufern bei den Cross-Europameisterschaften in Samorin an den Start. Am besten sind die Erfolgsaussichten bei den U23-Athletinnen mit dem schnellen Duo Alina Reh und Konstanze Klosterhalfen. Premiere feiert der Mixed-Staffel-Wettbewerb.
Pamela Ruprecht

"Wir möchten im Team um die Medaillen laufen, wenn’s geht um die goldene", gibt Alina Reh (SSV Ulm 1846) die Richtung für Sonntag (10. Dezember) vor. Allerdings steht hinter ihrer Form noch ein kleines Fragezeichen. Denn nach ihrem Sieg beim Darmstadt-Cross wurde die 20-Jährige von einem Infekt ausgebremst und musste sogar das Bett hüten. „Ich hoffe, dass ich am Sonntag wieder 100 Prozent fit bin. Mit dem Team haben wir echt gute Chancen. Da will ich natürlich die Mannschaft unterstützen.“

Einen deutschen Team-Sieg bei den U23-Läuferinnen – die schnellsten drei Athleten einer Nation kommen in die Wertung – gab’s in der Geschichte der Cross-EM genauso wie Einzel-Gold noch nie. Vergangenes Jahr gewann das DLV-Team in diesem Wettbewerb Silber. Mit Anna Gehring (SC Itzehoe) ist die letztjährige Vize-Cross-Europameisterin der U23 nach einer Verletzung wieder rechtzeitig fit. Alina Reh und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), die in Chia (Italien) noch Mitglied des U20-Teams waren, das Silber holte, verstärken die Altersklasse nun.

Beide haben auch im Einzelrennen auf dem 6.280 Meter langen anspruchsvollen Kurs Aussichten auf eine vordere Platzierung. Starke Konkurrenz ist von der Dänin Anna Emilie Møller (Hindernis-Bestzeit: 9:32,68 min) und den Britinnen um Mittelstrecken-Ass Jessica Judd zu erwarten. "Ich denke, dass Alina und Konstanze die Initiative ergreifen werden und im Team-Work für Tempo sorgen werden", sagt U23-Bundestrainer Sebastian Weiß. Der Ausgang ist dann offen.

Richard Ringer und Elena Burkard mit starken Vor-Ergebnissen

Die deutsche Frauen-Mannschaft (8.230 m) hat erfahrene Crossläuferinnen dabei. Für Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) ist es zum Beispiel bereits der achte Cross-EM-Einsatz. Am stärksten präsentierte sich dieses Jahr im Gelände Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) mit Platz drei beim Cross in Tilburg (Niederlande). Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Hindernisläuferin Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg) wollen ebenfalls für das Team punkten. Ihren Einzel-Titel verteidigen will die aus Kenia stammende Doppel-Europameisterin Yasemin Can (Türkei). Die Britinnen haben Gemma Steel (Cross-Europameisterin 2014) in ihren Reihen.

"Tilburg ist jedes Jahr ein Gradmesser vor der Cross-EM", sagt der Leitende Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker. Deswegen kann Richard Ringer (LC VfB Friedrichshafen) nach seinem zweiten Platz im Nachbarland hinter dem Schweden Napoleon Solomon – auf den er auch am Sonntag treffen wird, genauso wie auf Titelverteidiger Aras Kaya (Türkei) – mit gutem Gefühl und ehrgeizigen Zielen ins Rennen (10.180 m) gehen.

"Ich glaube, dass sich Richard weit vorne einordnen kann. Ob es für eine Medaille reicht, ist auch davon abhängig, ob er gut durch den Lauf kommt", meint Dreißigacker über den einzigen deutschen Starter bei den Männern. Ringers bisher beste Platzierung – Rang sieben aus 2013 – will der EM-Dritte über 5.000 Meter auf jeden Fall toppen. Rückenwind bekommt er von seiner Freundin Nada Ina Pauer, die für Österreich an den Start geht.

Ein Geher im U23-Aufgebot

Interessant besetzt ist das männliche U23-Team: Mit Karl Junghannß konnte sich ein Geher in die Mannschaft laufen. Der Erfurter war in London (Großbritannien) WM-Teilnehmer im 50 Kilometer Gehen. In Samorin wird die Strecke mit 8.230 Metern deutlich kürzer. Mit ambitionierten Zielen startet Amanal Petros (SV Brackwede) in sein letztes internationales U23-Rennen. „Ich möchte gern eine Top-Fünf-Platzierung erreichen“, blickt der 22-Jährige nach Bronze (2015) und Platz vier (2016) in den Vorjahren trotz etwas Trainingsrückstand wegen eines Bundeswehr-Lehrgangs voraus.

Der Leitende Bundestrainer Lauf hält ein U23-Mannschaftsresultat mindestens in Richtung Top Sechs für realistisch. Dazu wollen auch Hindernisläufer Patrick Karl (TV Ochsenfurt) und Cross-Spezialist Kidane Tewolde (LG Olympia Dortmund) ihren Beitrag leisten. Jonathan Dahlke (TV Herkenrath), der in den USA studiert, traut Dreißigacker im Vergleich zu seinem Auftritt in Darmstadt eine Steigerung zu.

Jakob Ingebrigtsen in der U20 klar favorisiert

Im Nachwuchsbereich konnte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) in Darmstadt schon eine hochkarätige internationale Konkurrentin hinter sich lassen: Die U20-Europameisterin über 3.000 Meter aus der Schweiz Delia Sclabas wird auch am Wochenende wieder im Feld sein. Sie zählt wie die Niederländerin Jasmijn Lau, U20-Europameisterin über 5.000 Meter vor Dattke, zum Favoritenkreis.

Für das DLV-U20-Team qualifizieren konnten sich zwei U18-Athletinnen: Linn Lara Kleine (LG Olympia Dortmund) und die U18-WM-Teilnehmerin über die Hindernisse Josina Papenfuß (TSG Westerstede). Die U20-Mannschaft schnitt in den vergangenen Jahren immer sehr stark ab. "Da sind wir etwas verwöhnt", sagt Bundesnachwuchstrainer (männliche Langstrecke) Pierre Ayadi, der gespannt ist, wie sich die neue Wertung – nur noch drei statt vier Läuferinnen zählen für das Team – auswirken wird. "An einem guten Tag gibt es durchaus Medaillenchancen."

In der männlichen U20, der Jahr für Jahr am stärksten besetzte Lauf, ist der Deutsche Crossmeister Markus Görger bester DLV-Läufer. Der Freiburger will den Sprung in die Top 20 schaffen, vielleicht sind sogar die Top Ten in Sicht. Der zweite internationale Einsatz nach Rang vier über 3.000 Meter bei der U18-EM steht für Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) bevor. Das DLV-Team will die Top Sechs erreichen. International im Fokus steht auf dem 6.280 Meter langen Kurs der norwegische Titelverteidiger Jakob Ingebrigtsen, der im Alter von 17 Jahren Doppel-Gold bei der U20-EM in Grosseto (Italien; 5.000 m und 3.000 m Hindernis) holte.

Mixed-Staffel feiert Premiere mit deutscher Beteiligung

Was in der Mixed-Staffel über 4x1.500 Meter für das deutsche Team mit Denise Krebs (noch TV Wattenscheid 01), Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt), dem U23-Europameister auf der Bahn Marius Probst (TV Wattenscheid 01) und dem Düsseldorfer Maximilian Thorwirth rausspringt, ist schwer auszumachen. Denn das Event feiert Premiere.

Favorisiert sind die Quartette aus Großbritannien und Tschechien mit dem Hallen-WM-Zweiten über 1.500 Meter Jakub Holuša. Beide Nationen treten mit ihren besten Mittelstrecklern an, die sich noch dazu ganz auf die Staffel konzentrieren. "Dahinter ist alles offen, das wird spannend. Ich hoffe auf ein Ergebnis zwischen Platz drei und sechs", sagt Dreißigacker über die Staffel. Am Freitag fliegt die DLV-Delegation nach Wien (Österreich), von dort geht die Reise mit dem Bus weiter ins rund 90 Kilometer entfernte slowakische Samorin.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024