| Interview der Woche

Elena Burkard: "Cross-Saison hätte nicht besser laufen können“

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) hat bei ihrer Cross-WM-Premiere am Samstag in Aarhus (Dänemark) ein starkes Rennen gezeigt. Als viertbeste Europäerin belegte die leidenschaftliche Crossläuferin Rang 23. Im Interview der Woche spricht die 27-Jährige über die extrem anspruchsvolle Strecke, Vorteile der Langstreckenläuferinnen und eine neue Hindernis-Bestzeit im WM-Sommer.
Wolfram Marx

Elena Burkard, Sie sind bei Ihrer ersten Cross-WM als 23. insgesamt viertbeste Europäerin geworden. Sind Sie zufrieden?

Elena Burkard:

Ja, ich bin mit dem Ergebnis super happy. Ich hatte mir eine Platzierung in den Top 30 vorgenommen. Schön wäre es gewesen, wenn die Zeitabstände zu den anderen Europäerinnen etwas enger gewesen wären, aber ich bin zufrieden. Im Ziel war ich rund zwei Minuten hinter der Siegerin Hellen Obiri, damit muss ich mich nicht verstecken. Ich wollte die Läuferinnen aus den USA hinter mir lassen, das hat geklappt. Aber die Streckenlänge mit mehr als 10 Kilometern war sehr lang, da hat man gesehen, dass die anderen Europäerinnen von den längeren Strecken kommen, ich bin immer noch eine Mittelstrecklerin. In der letzten Runde war es schon schwer.

Haben Sie sich im Renn-Verlauf denn an den anderen Europäerinnen orientiert?

Elena Burkard:

Ich wollte gleich nach dem Start am ersten Anstieg nach vorne laufen. Dieser Anstieg war schon fast der härteste von allen. Da das Feld sehr groß war, wollte ich nicht weit zurückfallen und dann hinterherlaufen, aber mich ein bisschen im Windschatten verstecken. Die erste Runde war schon sehr schwer, mein Ziel war es, an der Dänin Anna-Emilie Møller dranzubleiben. Und ich habe auch auf die anderen Läuferinnen geschaut. Viele laufen aber längere Strecken, und haben so doch ein paar Plätze gutgemacht.

Wie beurteilen Sie die Strecke insgesamt? Viele Athleten sprechen von der schwersten Cross-Strecke überhaupt...

Elena Burkard:

Es war ein harter Kurs mit vielen Steigungen, vor allem hintenraus wurde es sehr hart. Ich hatte mich darauf eingestellt, konnte mir die Strecke am Abend vorher aber nicht mehr anschauen. Der Anstieg aufs Museumsdach war schwer und das Runterlaufen hat nicht so gut geklappt. Es gab aber auch Stellen, die nicht so schwer waren wie befürchtet. Beispielsweise war der Wassergraben flach, da bin ich als Hindernisläuferin anderes gewohnt.

Die WM war für Sie damit ein guter Abschluss einer tollen Cross-Saison...

Elena Burkard:

Absolut, es hätte kaum besser laufen können. Ich bin mit der Saison zufrieden. Sechste bei der Cross-EM, Siegerin beim Kontinentalvergleich in Stirling und die erfolgreiche Titelverteidgung bei den Deutschen Cross-Meisterschaften.

Wie geht es nach Abschluss der Cross-Saison jetzt weiter?

Elena Burkard:

Über Ostern fahre ich für zwei Wochen mit meinem Verein nach Italien ins Trainingslager. Als Saisoneinstieg ist dann im Mai das Meeting in Pliezhausen geplant, wo ich die 2.000 Meter Hindernis laufen werde. Danach müssen wir sehen, wir planen von Rennen zu Rennen. Ziel ist aber die WM in Doha Ende September mit einem Start über 3.000 Meter Hindernis.

Sie hatten eine erfolgreiche Bahnsaison 2018 mit Platz sechs bei der EM in Berlin. Was ist Ihr Zeit-Ziel über die Hindernisse für 2019?

Elena Burkard:

2018 war eine super Saison, die Zeiten waren top. Ich will dieses Jahr auf jeden Fall eine neue Bestzeit laufen. Wenn ich von einer Bestzeit über 3.000 Meter flach von 8:45 Minuten ausgehe, ist eine Zeit unter 9:30 Minuten über die Hindernisstrecke möglich. Das will ich auch schaffen.

Sie hatten gesagt, dass Sie noch Potenzial bei der Technik der Hindernis-Überquerung haben. Liegt darauf auch der Schwerpunkt im Training?

Elena Burkard:

Bei der Technik habe ich noch Reserven, da ist noch etwas machbar. Und ich arbeite daran. Ich bin öfter bei Jens Boyde in Stuttgart zum Training, dort bauen wir mehr Techniktraining ein. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeiten.

Wie läuft die Absprache mit ihrem Heimtrainer Jörg Müller, Jens Boyde und Isabelle Baumann, bei der Sie ja auch in Tübingen wohnen?

Elena Burkard:

Das klappt wunderbar. Ich bin sehr gerne bei Isabelle und Dieter Baumann, das ist sehr angenehm. Ich bekomme meinen Trainingsplan von meinem Heimtrainer Jörg Müller. Das Bahntraining mache ich meistens mit Isabelle, sie ist da sehr unkompliziert.

Wie können Sie das alles mit Ihrem Studium koordinieren? Chemie ist ein zeitintensives Fach.

Elena Burkard:

In Tübingen gibt es für das Fach Chemie keine Semestervorgaben, daher bin ich zeitlich relativ flexibel. Für mich sind Sport und Uni eine klasse Ergänzung und mein Studium macht mir viel Spaß und ist mir wichtig.

Sie hatten früher öfter Verletzungsprobleme, sind jetzt aber seit Langem verletzungsfrei. Was haben Sie geändert?

Elena Burkard:

Seit der Rückkehr aus den USA 2017 habe ich keine Verletzungen mehr gehabt. Es gibt kaum Änderungen. Ich habe weniger Lauftage, maximal sechs pro Woche, und keine so hohe Zahl an Laufkilometern. Ich setze viel auf Alternativtraining mit Aqua-Jogging, Spinning, Radfahren oder im Winter mit Langlauf. Ein hartes Training fällt mir aber generell leichter, deshalb muss ich mich oft in Geduld üben. Dieses Jahr steht eine lange Saison an, die ich natürlich unverletzt absolvieren will.

Mehr:

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