| Regensburg

Franziska Hofmann hat den Biss wiedergefunden

Die 13 Sekunden sind im Hürdensprint der Frauen eine zentrale Marke. Franziska Hofmann konnte am Sonntag in Regensburg zum ersten Mal nach drei Jahren wieder über eine Zwölf vor dem Komma jubeln. Dazwischen lag ein ordentliches Tief, in dem sie auch mit dem Druck von außen kämpfte.
Christian Fuchs

Das EM-Jahr 2014 war bisher das beste in der Laufbahn von Franziska Hofmann. Damals schaffte sie als 20-Jährige mit einer neuen Bestzeit von 12,87 Sekunden den Sprung zur Europameisterschaft nach Zürich (Schweiz) und stand dort im Semifinale.

Jetzt hat sie wieder dieses Niveau erreicht. Am Sonntag stieg die Chemnitzerin in Regensburg mit ihrer Zeit von 12,98 Sekunden zur fünften DLV-Athletin des Sommers auf, die die WM-Norm anbieten konnte. Eine Leistungsdichte in der Spitze übrigens, die es in Deutschland seit den Achtziger Jahren (damals in der DDR) nicht mehr gab. Stärker sind weltweit momentan nur die Sprintnationen USA und Jamaika aufgestellt.

Ein harter Kampf um das richtige Gefühl

Was für Franziska Hofmann nun vor allem zählte: Diese Zeit unter 13 Sekunden. „Es war ein harter Kampf, endlich unter 13 zu laufen“, stellte sie fest. „Ich hatte in den letzten Wochen gemerkt: Ich brauche Wettkämpfe. Das Hürdengefühl war noch nicht da. Das ist bereits mein fünfter Wettkampf. Man merkt, dass langsam das Gefühl kommt. Der Start ist immer noch ‚Grotte‘, der Zieleinlauf ist auch nicht so, aber dazwischen ist das Gefühl jetzt da.“

Deshalb traut sie sich auch eine weitere Steigerung zu. „Ich bin wirklich fit und habe gut trainiert in der Vorbereitung.“

Sie macht sich aber angesichts der unglaublich starken Konkurrenz im eigenen Land um Europameisterin Cindy Roleder (SV Halle) und der Hallen-EM-Dritten Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) nichts vor, wenn es um die WM-Qualifikation geht: „Es ist krass, wie sich das Niveau entwickelt hat. Das wird schon schwer, auch wenn ich die Hoffnung nicht aufgebe. Ich mache mir aber erst einmal keinen Kopf und versuche mich weiter zu steigern.“

Druck nach dem starken Jahr 2014

Der Kopf ist ein gutes Stichwort bei Franziska Hofmann, denn gerade nach ihrem „Bombenjahr“ 2014 lief es nicht mehr wie gewünscht. „Damals war ich noch ein bisschen jünger und angriffslustiger. Es ging alles von alleine. Danach bin ich der Zeit von damals hinterher gelaufen. Man hatte mich schon an diesen 12,87 gemessen. Das war schon Druck.“

Damit musste sie erst einmal umzugehen lernen. Dazu kamen 2015 Rückenprobleme, die sie einschränkten. Auch 2016 bezeichnet sie als schwieriges Jahr „zwischen Pech und Kopf“, in dem sie die Olympia-Norm knapp verpasste: „Ich war fit und hatte mir eine Zeit unter 13 Sekunden zugetraut.“

Geklappt hat es aber erst jetzt wieder. Sie sei wieder bissig, sagt Franziska Hofmann. Das passt zu ihrer momentanen Ausgangsposition und zu ihrer Rolle der Jägerin der anderen guten deutschen Hürdensprinterinnen. „Das bekommt mir ein bisschen besser, wenn man von hinten kommt und die anderen versucht ein bisschen aufzumischen“, sagt sie.

Mit Lockerheit in die DM in Erfurt

Ihr Motto für dieses Jahr ist denkbar einfach: „Lauf, Franzi, und versuch, dass du das Beste daraus machst.“ Franziska Hofmann schielt so natürlich auf den <link>Showdown bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt im Juli: „Dort muss ich alles geben. Dann wird es sich entscheiden.“

Daneben geht es für sie auch darum, ihr aktuelles Niveau stabil abrufen zu können: „Dann rutscht auch mal eine bessere Zeit raus.“ Mit dieser Strategie setzt sie sich nicht zuletzt die EM-Teilnahme 2018 in Berlin zum Ziel: „Im eigenen Land zu laufen, ist für eine Athletin natürlich ein Traum.“

Fixe Idee: Bestens aufgestellt für eine Hürdenstaffel

Aber auch dann geht es wieder darum, die starke nationale Konkurrenz zumindest teilweise in die Schranken zu weisen: „Wir profitieren natürlich auch voneinander, gerade in den Trainingslagern. Wir können uns gegenseitig pushen, auch auf nationaler Ebene. Aber wenn es um die Großereignisse geht, ist es natürlich weniger gut.“

Einfacher wäre es, wenn man international eine Staffel über 4x100 Meter Hürden installieren könnte. Dann hätte die DLV-Truppe Medaillenniveau. Geunkt wurde im Trainingslager gemeinsam mit Bundestrainer Rüdiger Harksen über diese fixe Idee bereits. Für Franziska Hofmann gibt es keinen Zweifel: „Dafür wären wir gut aufgestellt.“

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