| Staffel-WM

Generalprobe in Nassau: DLV-Staffeln auf EM-Kurs

Der Countdown bis zu den Staffel-Weltmeisterschaften in Nassau (Bahamas; 24./25.Mai) läuft. Noch gut zwei Wochen haben die Sprinter und Läufer der schnellsten Nationen Zeit sich auf das brandneue Event vorzubereiten. Die Pallette an Staffelstrecken ist groß – von 100 bis 1.500 Meter werden Wettbewerbe ausgetragen. Für die deutschen Sprintstaffeln ist es eine wichtige Durchgangsstation auf dem Weg zur Europameisterschaft in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August).
Pamela Ruprecht

Die Staffel-Wettkämpfe in Nassau werden nicht nur von den USA und Jamaika dominiert werden, auf den längeren Strecken mischt sich auch Kenia unter die starken Staffelnationen. Mit ihrem Weltrekord hat sich das kenianische 1.500 Meter-Quartett um 5.000-Meter-Vizeweltmeisterin Mercy Cherono als Favorit für den ersten offiziellen Staffel-WM-Titel herauskristallisiert. Der 4x400-Meter-Hallenweltrekord der US-Staffel der Männer hat am Schlusstag der WM in Sopot (Polen) einmal mehr die Attraktivität der Staffel-Konkurrenz aufgezeigt.

Im neu erbauten "Thomas A. Robinson Stadium", das Platz für 15.000 Zuschauer bietet, werden erstmals längere Staffeldistanzen eine Bühne haben. Insgesamt fünf Disziplinen, 4x100 Meter, 4x200 Meter, 4x400 Meter, 4x800 Meter und 4x1500 Meter stehen auf der Atlantikinsel im Programm. Mehr als 700 Athleten aus 48 Nationen kämpfen um die Medaillen.

Top Acht ins Preisgeld und nach Peking

Die ersten acht Teams der 4x100-Meter- und 4x400-Meter-Staffeln der Frauen und Männer qualifizieren sich automatisch für die Weltmeisterschaften in Peking (China) 2015. Außerdem winkt für die Plätze eins bis acht ein Preisgeld. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) honoriert die Sieger mit 50.000 Dollar. Für einen Weltrekord kassiert das Team nochmals 50.000 Dollar extra.

Unter die besten acht Teams wollen auch die beiden deutschen 4x100 Meter-Staffeln. Bei der WM in Moskau (Russland) sprang für beide Staffeln Platz vier heraus. Die Teilnahme der 4x200-Meter-Staffeln dient in erster Linie der Sammlung internationaler Erfahrung. „Mal sehen, wo wir landen“, sagt Bundestrainer Thomas Kremer über das Quartett der Frauen. Bisher gab es auf der Strecke noch keine Vergleichsmöglichkeit mit der Weltkonkurrenz.

Optimale Trainingslageranbindung

Auf den längeren Distanzen ist Deutschland mit keiner Staffel vertreten. „Aufgrund der Terminierungen der Höhenketten bei den Läufern und dem indifferenten Leistungsbild der Hallensaison im internationalen Vergleich haben wir uns entschlossen, den langen Weg nicht mit diesen Staffeln anzutreten“, erklärt Sportdirektor Thomas Kurschilgen im Interview mit der Zeitschrift Leichtathletik. Bei den Sprintern lassen sich die Trainingslagermaßnahmen hingegen perfekt verbinden.

Der Sprintkader der Männer um Julian Reus (TV Wattenscheid 01) und Lucas Jacubczyk (SCC Berlin) ist derzeit zur Saisonvorbereitung in Clermont (USA) stationiert. Einen ersten erfolgreichen Staffeltest gab es bereits. Die Frauen reisen seit Freitag (2. Mai) nach. Ein Teil der Sprinterinnen absolviert am 10. Mai in Florida einen Testwettkampf. Tatjana Pinto (LG Brillux Münster) hofft, dass sie vor ihrem Staffelauftritt einen Einzelstart zum „Warmlaufen“ erhält.

Staffel spezial

Da sich im Vorfeld ein international hoch bestückter Wettkampf mit kompletten Besetzungen angekündigt hat, reagierte Thomas Kremer und schob ein spezielles Staffeltrainingslager in klimatisch günstigen Bedingungen ein. „Aus den Leistungen vor Ort wird über die endgültige Staffelbesetzung entschieden.“ Der Stellenwert der neuen Veranstaltung liegt vor allem in der Vorbereitung für die Team-EM in Braunschweig (21./22. Juni) und die EM in Zürich.

Erreicht die 4x100-Meter-Staffel der Frauen in Nassau das Finale, hat die aussichtsreiche Staffel früh in der Saison die Gelegenheit zweimal gegen internationale Top-Konkurrenz zu laufen. „Das ist sicherlich ein Vorteil gegenüber Wettkämpfen im eigenen Land“, stellt Thomas Kremer im Hinblick auf die EM in Zürich fest. „Wir streben ein erhöhtes Wechselrisiko auf den Bahamas an.“ Ziel sei es, die gute Wechselfähigkeit im internationalen Vergleich weiter zu verbessern.

Neuland Nassau

Neben den Vorteilen birgt das neue Event auch Ungewissheit. Aus dem Trainingslager heraus, zu einem frühen Zeitpunkt der Saison, bei einem Wettkampf zu starten sind die Staffeln nicht gewohnt. „Es ist auch ein Stück Neuland, das wir betreten.“ Nach der Bereicherung in Nassau strebt die deutsche 4x100-Meter-Staffel bei der Team EM und der EM in Zürich eine Medaille an.

Verena Sailer (MTG Mannheim), die vor der Staffel-WM in Doha (Katar; 9. Mai) in die Saison startet, hat bei ihrer Konzentration auf die Einzelrennen die Staffel fest im Blick. „Je besser ich auf den 100 Meter bin, desto besser kann ich mich in die Staffel einbringen.“ Die neue Veranstaltung im Wettkampf-Kalender könne sie noch nicht einschätzen, freue sich aber auf jeden Fall darauf. „Es ist gut, wenn man vor der EM schon ein paar Wettkämpfe zusammen gemacht hat.“

EM im Visier

Die 4x100-Meter-Staffel der Männer will in Zürich auch das Podest erreichen. „Wir sind 2010 EM-Dritter, 2012 EM-Zweiter geworden. Warum sollten wir 2014 nicht das Ziel haben, uns noch um den einen Platz zu verbessern“, sagt Bundestrainer Ronald Stein. Die beste europäische Staffel der WM in Moskau (Russland) habe aber auch die Entwicklung der Briten verfolgt. „Sie werden uns das Leben schwer machen, um ganz oben auf dem Treppchen stehen zu können.“

Die Möglichkeit, sich auf den Bahamas mit den Besten der Welt zu messen, bringe das Sprint-Team für die nächsten Rennen auf Kurs. „Ein Großteil der Staffel von Moskau wird laufen.“ Bei einer Veranstaltung wie in Nassau bietet sich die Gelegenheit, zu experimentieren. „Wir probieren aus, an welchen Stellen wir noch mehr riskieren können, um die Wechsel auszureizen.“ Beim Saisonhöhepunkt in Zürich will die Staffel sicher ins Ziel kommen.

Hohe Geschwindigkeiten

Mit den zahlreichen EM-Normen hat der Bundestrainer zu diesem frühen Zeitpunkt nicht gerechnet. „Aber die Jungs sind gut drauf, gesund und haben gut trainiert.“ Es herrscht zudem ein hoher Konkurrenzkampf im Team, aus dem im Saisonverlauf ein noch höheres Leistungsniveau zu erwarten ist. „Das ist erst der Anfang gewesen“, ist Stein optimistisch. Die Zeiten machen Mut für den Sommer und das Extra-Event auf den Bahamas.

Schnelle Einzelzeiten in der Addition und riskante Wechsel machen eine schnelle Staffel aus. Das Risiko bei der Stabübergabe läuft bei hoher Geschwindigkeit mit. Die Sprinter Jamaikas peilen mit der 200-Meter-Staffel in Nassau den Weltrekord an. Aufgrund der jungen und selten gelaufenen Staffeldisziplinen könnten weitere Rekorde fallen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024