| U18-WM

Goldstunde und außergewöhnliche Stimmung in Cali

Das 40-köpfige junge DLV-Team ist mit drei Medaillen und einem unvergesslichen Erlebnis als zweitbeste europäische Nation im Medaillenspiegel von den U18-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) zurückgekehrt. Bei Veranstaltungen in den Vorjahren gab es mehr Podiumsplätze, dafür hatten es die Leistungen in sich – U18-Weltbestleistung von Niklas Kaul im Zehnkampf, der auch noch Silber mit dem Speer nachlegte und deutsche U18-Bestleistung von Lisa Maihöfer im Siebenkampf.
Pamela Ruprecht

Die Konkurrenz bei Weltmeisterschaften ist wesentlich stärker als bei Europameisterschaften, wo deutsche U23- und U20-Athleten zuletzt in Tallinn (Estland) und Eskilstuna (Schweden) mit zahlreichen Medaillen und Platz eins und zwei in der Nationenwertung geglänzt haben. Bei der U18-WM in Cali rangierten in dieser Wertung im Vergleich der europäischen Nationen nur Großbritannien und Frankreich vor Deutschland (Platz neun). Im Medaillenspiegel war das DLV-Team zweitbeste europäische Nation nur knapp hinter Schweden, insgesamt Siebter.

In den Finals standen besonders häufig Athleten aus den USA, die mit 19 Medaillen das mit Abstand stärkste Team stellten. Als zweitbeste Nation präsentierte sich im Medaillenspiegel und in der Nationenwertung Kenia.

Aber auch die DLV-Athleten hinterließen in einigen Finals einen bleibenden Eindruck. So war Pascal Kleyer (LG Region Karlsruhe) der einzige Europäer, der es ins 800-Meter-Finale schaffte und dort zum ersten Mal die kenianische Tempohärte erleben durfte. Lea Ahrens (LAV 07 Bad Harzburg) setzte sich mit ihrer Zeit von 58,21 Sekunden im Endlauf über 400 Meter Hürden auf Rang eins der deutschen U20-Bestenliste, noch vor den beiden U20-EM-Finalistinnen.

Zweimal Gold innerhalb weniger Minuten

„Hut ab, was die 16- und 17-Jährigen hier auf die Bahn zaubern“, berichtete U18-Bundestrainer Jörg Peter über die vielen Weltbestleistungen von Cali. Zwei Athleten im „Team Germany“ gelang es trotzdem, sich überlegen durchzusetzen. Julia Ritter (SuS Oberaden) gewann mit einem halben Meter Vorsprung das Kugelstoßen (18,53 m), Niklas Kaul (USC Mainz; 8.002 Pkt) mit 300 Punkten Vorsprung und U18-Weltbestleistung im Zehnkampf. Das war die Goldstunde für die deutsche Mannschaft am zweiten Wettkampftag.

Bei Niklas Kaul war nach dem Mehrkampf, bei dem er als erster Nachwuchsathlet die 8.000-Punkte-Marke durchbrach, aber noch nicht Schluss. Obwohl „noch platt vom Zehnkampf“, wie er beschrieb, holte er am letzten Tag auch Silber mit dem Speer. Mit der zweiten Medaille machte sich der Mainzer zu einem der erfolgreichsten Athleten in Cali. Noch besser lief es unter anderen für die US-Amerikanerin Candace Hill, die nach Gold über 100 Meter (11,08 sec; CR), auch über 200 Meter in U18-Weltbestzeit (22,43 sec) siegte. 

Zwei DLV-Sprinter im Finale

Zwei DLV-Athleten erreichten die heiß umkämpften Sprint-Finals über 100 Meter und trugen aus deutscher Sicht zu einem weiteren großen Erfolg bei. Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) und Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) zogen mit Bestzeiten von 11,59 Sekunden und 10,59 Sekunden in die Top Acht der Welt, was jeweils nur drei Europäern gelang. Sie sind beide auch im nächsten Jahr noch bei der ersten U18-EM startberechtigt.

Dicht dran an einer weiteren deutschen Medaille war Lisa Maihöfer (LG Staufen) als Vierte im Siebenkampf. Sie sammelte mit einer großen Steigerung 5.804 Punkte, mehr als Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthause; 5.747 Pkt) vor zwei Jahren bei ihrem Sieg bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine), und stellte damit eine neue deutsche U18-Bestleistung auf. Geschlagen geben musste sie sich nur drei herausragenden Talenten, der Siegerin Geraldine Ruckstuhl (Schweiz; 6.037 Pkt) sowie Sarah Lagger (Österreich) und Alina Shukh (Ukraine), die sich vorher gegenseitig als Inhaberin der U18-Weltbestleistung abgelöst hatten.

Beeindruckende Bedingungen

Das vorgegebene Ziel waren aber nicht allein Medaillen, sondern das Sammeln von internationaler Erfahrung und vor allem das Abrufen der Bestleistung in dem Moment, in dem es darauf ankommt – in einer Situation, die für viele komplett neu war. Vom einen Kilometer entfernten Aufwärmplatz ging es nicht direkt in den Callroom, sondern es stand zuvor eine Busfahrt ins Stadion an. Aus dem ruhigen Callroom ging es raus ins mit bis zu 15.000 Zuschauern besetzte Stadion.

Einige Athleten hat das motiviert, andere waren von der Stimmung der sportbegeisterten Kolumbianer so überwältigt, dass die Konzentration auf den Wettkampf unter den vielen Eindrücken litt. „Wie immer bei Nachwuchsmeisterschaften kommen die einen besser mit den Bedingungen zurecht, die anderen nicht ganz so gut“, erzählte Jörg Peter. „Unterm Strich sind wir zufrieden mit den Leistungen.“

So gab es für manche Athleten auch Enttäuschungen zu verarbeiten: Die Hochspringerinnen Mona Gottschämmer (TV Neu-Isenburg) und Selina Schulenburg (TSV Altenholz) wären sicher gerne ins Finale eingezogen, genauso wie Stabhochspringer Philip Kass (SV Werder Bremen). Pech hatten Jana Reinert (SV Langensteinbach), die im 800-Meter-Halbfinale behindert wurde und stürzte, und Diskuswerfer Henrik Janssen (SC Magdeburg), dessen 60-Meter-Wurf im Finale aus für ihn unerklärlichen Gründen ungültig gegeben wurde.

Begeistert vom Start im Nationaltrikot

Dies alles sind Erfahrungen für die Zukunft. Denn eines ist sicher: Spätestens seit dem Vorbereitungscamp in Florida (USA) und dem dort einstudierten Team-Schrei (<link https: www.facebook.com dominic.ullrich.dlv videos vb.100001669151124 _blank>Facebook-Video), der auch in Cali regelmäßig zelebriert wurde, sind die Jugendlichen für einen Start im Deutschland-Trikot Feuer und Flamme. Unvergesslich die Atmosphäre im Pascual Guerrero Stadion, in dem das Publikum mit Laola-Wellen für fantastische Stimmung sorgte - schon fast vergleichbar mit Wettkämpfen bei den Erwachsenen.

„Das werden die Athleten so im Nachwuchsbereich nicht mehr erleben“, sagte der Nachwuchs-Bundestrainer und ist sich sicher, dass sie sich noch lange daran zurückerinnern werden. Weltpremiere hatte zum Abschluss die 4x400-Meter-Mixed-Staffel. Ein spannender Wettkampf, in dem auch Taktik gefragt ist, und bei dem das deutsche Quartett - als beste europäische Staffel - Rang vier belegte. Die für eine U18-WM ungewöhnliche Stimmung im Stadion zeigte einmal mehr, dass Leichtathletik begeistern kann.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024