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Hallen-DM 2017 Leipzig: Die große Vorschau der Männer

Die Arena Leipzig zählt zu den stimmungsvollsten Leichtathletik-Hallen Deutschlands und bietet am kommenden Wochenende (18./19. Februar) einen perfekten Rahmen für die Deutschen Hallenmeisterschaften. Den wollen die deutschen Asse nutzen: im Kampf um Titel und Medaillen und im Kampf um die Startplätze für die Hallen-Europameisterschaften zwei Wochen später in Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März). In unserer großen Vorschau präsentieren wir Titelanwärter, Newcomer und Geheimkandidaten in den Wettbewerben der Männer.
Silke Bernhart
60 Meter – Wer wird Nachfolger von Julian Reus?

Der Deutsche Hallenrekordler Julian Reus aus Wattenscheid (6,52 sec) konzentriert sich nach einem 300-Meter-Auftritt auf die Sommersaison. Verletzt verzichten müssen zudem der Hallen-Vize-Europameister Christian Blum (TV Wattenscheid 01) und Hallen-EM-Finalist Lucas Jakubczyk (SCC Berlin). So wird das 60-Meter-Finale von Leipzig wohl weniger hochklassig – aber umso spannender! Drei Athleten teilen sich derzeit mit 6,69 Sekunden den Platz an der deutschen Spitze. Nicht nur im Kampf um den Titel müssen sie eine Schippe draufpacken, auch zur Hallen-EM-Norm fehlen noch drei Hundertstel. Spielen die Erfahrenen um Peter Emelieze (ASV Köln) und Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) ihre Stärke aus? Oder überraschen Außenseiter wie der Wattenscheider Kevin Ugo und Thanusanth Balasubramaniam (LAZ Saar 05)? Die Antwort gibt’s am Samstag um 18:05 Uhr.

Vorjahressieger: Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 6,52 sec)
Jahresschnellste: Peter Emelieze (ASV Köln), Robin Erewa, Kevin Ugo (beide TV Wattenscheid 01; 6,69 sec)
Hallen-EM-Norm: 6,66 sec
 

200 Meter – Duell auf Augenhöhe

Der Leverkusener Aleixo-Platini Menga war bei den Olympischen Spielen in Rio über 200 Meter am Start. Der Wattenscheider Robin Erewa hat in der Halle und im Freien auf dieser Strecke schon fünf deutsche Meistertitel gesammelt. In Abwesenheit von Julian Reus werden sie in Leipzig wohl den Sieg unter sich ausmachen. Erewa hält in 20,73 Sekunden die Jahresbestzeit. Menga (20,86 sec) hatte bei einem letzten Test am Samstag auf der Leipziger DM-Bahn im Fernduell um eine Hundertstel knapp die Nase vorn. Auch hier deutet sich eine spannende Entscheidung an.

Vorjahressieger: Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 20,55 sec)
Jahresschnellster: Robin Erewa (TV Wattenscheid 01; 20,73 sec)
Hallen-EM-Norm: kein HEM-Wettbewerb 

400 Meter – Chance für Newcomer

Der 19-jährige Marvin Schlegel fordert die Männer heraus! Der Chemnitzer hat bereits mehrere deutsche Jugendtitel auf dem Konto. Im Vorjahr war er Deutschlands Nummer elf. Gelingt in Leipzig der Sprung aufs Treppchen? Mit einer Zeit von 47,72 Sekunden geht er als Verfolger des Jahresbesten Marc Koch (LG Nord Berlin; 47,25 sec) an den Start. Medaillenchancen haben auch Fabian Dammermann (LG Osnabrück; 48,03 sec) und Florian Weeke (LT DSHS Köln; 48,10 sec). Keiner der Genannten ist älter als 22 Jahre. Der Vorjahressieger Eric Krüger (SC Magdeburg) und die EM-Teilnehmer Alexander Gladitz (Hannover 96) und Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) sind nicht dabei. Vorhang auf für die Newcomer!

Vorjahressieger: Eric Krüger (SC Magdeburg; 47,11 sec)
Jahresschnellster: Marc Koch (LG Nord Berlin; 47,25 sec)
Hallen-EM-Norm: 46,90 sec 

800 Meter – Wer ärgert das Trio mit Hallen-EM-Norm? 

Mit Lokalmadator Robert Farken, Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) und Marius Probst (TV Wattenscheid 01) haben schon drei DLV-Athleten die Hallen-EM-Norm unterboten. Umso mehr ist ein taktisches Rennen im Kampf um den Titel zu erwarten. Die deutsche Jahresbestzeit und das Heimpublikum könnten dem 19-jährigen Robert Farken Flügel verleihen – in der Leipziger Halle hat er am vergangenen Samstag über 1.500 Meter sein Stehvermögen mit schnellen letzten 500 Metern getestet. Doch auch Titelverteidiger Jan Riedel aus Dresden und der Deutsche Freiluft-Meister Benedikt Huber aus Regensburg haben in taktischen Rennen bereits ihr starkes Finish unter Beweis gestellt. Wer hat den entscheidenden Kick?

Vorjahressieger: Jan Riedel (Dresdner SC 1898; 1:49,86 min)
Jahresschnellster: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 1:47,65 min)
Hallen-EM-Norm: 1:48,00 min
 

1.500 Meter – Saison-Premiere für Florian Orth

Es wird ein Rennen mit vielen Fragezeichen. Das erste: Welche Form bringt Titelverteidiger Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) bei seinem ersten Rennen der Saison aus dem Höhentrainingslager in Südafrika mit? Die zweite: Was ist 800-Meter-Spezialist Robin Schembera aus Leverkusen über 1.500 Meter zuzutrauen? Die dritte: Werden der Wattenscheider Marius Probst und der Friedrichshafener Martin Sperlich einen weiteren Angriff auf die Hallen-EM-Norm wagen? Bereits abgehakt hat den Richtwert der Deutsche Freiluft-Meister Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald), der aber nur für die 3.000 Meter gemeldet hat.

Vorjahressieger: Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 3:51,20 min)
Jahresschnellster: Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald; 3:40,27 min)
Hallen-EM-Norm: 3:41,50 min

3.000 Meter – Timo Benitz fordert Richard Ringer

Timo Benitz überraschte am vergangenen Samstag im belgischen Gent mit Bestzeit von 7:58,03 Minuten. Nur Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), EM-Dritter über 5.000 Meter, war in diesem Jahr schon schneller und hat auch den Richtwert für Belgrad in der Tasche. Er sollte es jedoch nicht auf einen Spurt ankommen lassen, denn Timo Benitz hat Rennen schon oft auf den letzten 100 Metern für sich entschieden. Mit Marcel Fehr (SG Schorndorf 1846), Fabian Clarkson (SCC Berlin) und Amanal Petros (SV Brackwede) sind weitere Medaillenkandidaten genannt. Ob sie das Rennen in der Hoffnung auf die Hallen-EM-Norm schnell machen?

Vorjahressieger: Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 8:09,39 min)
Jahresschnellster: Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen; 7:53,56 min)
Hallen-EM-Norm: 7:55,00 min 

60 Meter Hürden – Sechster Titel für Erik Balnuweit?

Auch wenn er 2017 das Wattenscheider Trikot trägt: Der Auftritt in Leipzig ist ein Heimspiel für Erik Balnuweit, der dort nur zu gerne den sechsten deutschen Hallentitel und das fünfte Hallen-DM-Gold in Folge holen würde. So dominant wie in den vergangenen Jahren ist er nach einer Fuß-Operation allerdings nicht, auch die Hallen-EM-Norm fehlt noch. Vielleicht spornt ihn das Duell mit seinem ehemaligen Vereinskollegen Maximilian Bayer (TV 1881 Ingolstadt) an – beiden sind der Titel und der Sprung nach Belgrad zuzutrauen. In Lauerstellung: der Chemnitzer Martin Vogel, der sich 2016 als DM-Dritter auf 7,67 Sekunden gesteigert hatte.

Vorjahressieger: Erik Balnuweit (damals SC DHfK Leipzig; 7,61 sec)
Jahresschnellster: Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 7,71 sec)
Hallen-EM-Norm: 7,70 sec 

4x200 Meter – Wer fordert den TV Wattenscheid heraus?

Die Siegesserie des TV Wattenscheid 01 ist beeindruckend: 13 der letzten 15 Titel gingen an die Sprint-Hochburg in Westfalen. Die Gegner hatten nur die Nase vorn, wenn die Wattenscheider patzten. Ob es in diesem Jahr ähnlich wird? Selbst ohne Julian Reus können die Wattenscheider rund um Robin Erewa ein schlagkräftiges Quartett an den Start schicken. Gefährlich werden können ihnen wohl nur die Titelverteidiger aus Leverkusen um Aleixo-Platini Menga oder die Jahresschnellsten aus dem Saarland mit Newcomer Thanusanth Balasubramaniam.

Vorjahressieger: TSV Bayer 04 Leverkusen (1:24,72 min)
Jahresschnellste: LAZ Saar 05 Saarbrücken (1:27,02 min)
Hallen-EM-Norm: kein HEM-Wettbewerb 

Hochsprung – Mateusz Przybylko greift nach dem Hattrick

Zwei Titel in Folge hat er schon. Schafft der Leverkusener Mateusz Przybylko den Hattrick? Die Zeichen stehen auf Grün: Mit 2,28 Metern ist er zurzeit die deutsche Nummer eins, auch die Hallen-EM-Norm ist in der Tasche. Und ihm liegt die Halle in Leipzig, wo er im Vorjahr mit 2,29 Metern seine Hallen-Bestleistung einstellte. Herausfordern kann ihn wohl nur der EM-Dritte Eike Onnen (Hannover 96), der immer für hohe Sprünge gut ist, aber noch mit seinem Anlauf hadert und bisher noch nicht über 2,23 Meter hinausgekommen ist. Mit eben dieser Höhe überraschente in der laufenden Saison der junge Lucas Mihota (SG DJK Rosenheim). Kann der U18-Europameister in den Kampf um die Medaillen eingreifen?

Vorjahressieger: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,29 m)
Jahresbester: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,28 m)
Hallen-EM-Norm: 2,26 m
 

Stabhochsprung – Raphael Holzdeppe will das erste Hallen-Gold

Noch nie war Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) Deutscher Hallenmeister – die Zeit ist reif! Rückenschmerzen nach einem Sturz auf die Latte sorgten Anfang Februar kurz für Besorgnis. Doch beim ISTAF Indoor eine Woche darauf zeigte der Vize-Weltmeister mit 5,70 Metern, dass die Form stimmt. Zuzutrauen sind ähnliche Höhen auch Florian Gaul (VfL Sindelfingen) oder Malte Mohr (TV Wattenscheid 01). Doch Holzdeppe orientiert sich an Höherem – zum Beispiel der Hallen-EM-Norm, die bei 5,78 Metern liegt. Mit dem Vize-Europameister der U18 aus Leverkusen Bo Kanda Lita Baehre könnte ein ganz junger Athlet die Arrivierten ärgern. Verletzt passen muss sein Vereinskamerad Karsten Dilla (bisher 5,63 m). Er hat sich beim Meeting in Paris einen Muskelfaserriss im Oberschenkelbeuger zugezogen.

Vorjahressieger: Carlo Paech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,60 m)
Jahresbester: Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,73 m)
Hallen-EM-Norm: 5,78 m
 

Weitsprung – Duell der Acht-Meter-Springer

Titelverteidiger Alyn Camara (ASV Köln) feilt nach einem Trainerwechsel an der Technik und ist in der Hallensaison noch nicht an die acht Meter herangesprungen. Anders als Julian Howard (LG Region Karlsruhe), der bei seinem Saison-Einstieg mit 7,97 Metern direkt die Hallen-EM-Norm abhaken konnte. Kommt es zu einem Duell der beiden Athleten, die die letzten drei Hallentitel unter sich ausgemacht haben? Oder kann ein Außenseiter überraschen? Philipp Menn (LG Kindelsberg/Kreuztal) hat sich jüngst auf 7,71 Meter verbessert. Marcel Kirstges (LAZ Saar 05) springt stabil Weiten um 7,60 Meter. Es wird eng und spannend!

Vorjahressieger: Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,82 m)
Jahresbester: Julian Howard (LG Region Karlsruhe; 7,97 m)
Hallen-EM-Norm: 7,90 m
 

Dreisprung – Max Heß, wer sonst?

Er war einer der Stars der letztjährigen Titelkämpfe in Leipzig: In der Arena setzte der junge Chemnitzer Max Heß mit einer Punktlandung seinen <link video:13792>ersten 17-Meter-Satz in die Grube. Genau ein Jahr später geht er als Hallen-Vize-Weltmeister, Europameister und als Poster-Boy der Meisterschaften an den Start. Wer sollte ihm gefährlich werden? Mit mehr als einem Meter Vorsprung führt er die deutsche Hallen-Bestenliste an. Die Hallen-EM-Norm hat er mit 16,68 Metern auch schon überboten. So kann er das Unternehmen Titelverteidigung selbstbewusst und entspannt angehen. Wer weiß, vielleicht sehen wir am Sonntag die nächste Flugshow des Überfliegers.

Vorjahressieger: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 17,00 m)
Jahresbester: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,68 m)
Hallen-EM-Norm: 16,50 m
 

Kugelstoßen – David Storl mit Rückenwind

Welche Kräfte ein positives Erlebnis freisetzen kann, bewies David Storl am 5. Februar in seiner Heimatstadt Rochlitz: Nur wenige Stunden nach der Geburt seines Sohnes Jaro wuchtete er die Kugel auf 21,37 Meter – Weltjahresbestleistung. Der Auftritt in Leipzig dürfte bei dem zweimaligen Weltmeister ebenfalls für gute Laune sorgen. Er hat in der Arena ein Heimspiel, und er hat hier vor sechs Jahren als 20-Jähriger seinen ersten von nunmehr vier deutschen Hallentiteln geholt. Für die Konkurrenz um Bodo Göder (SR Yburg Steinbach), Dennis Lewke (SC Magdeburg) oder Christian Jagusch (1. LAV Rostock) geht es dahinter nur um Silber und Bronze – und um Stöße weiter an die Hallen-EM-Norm von 19,80 Metern heran.

Vorjahressieger: Tobias Dahm (VfL Sindelfingen; 20,00 m)
Jahresbester: David Storl (SC DHfK Leipzig; 21,37 m)
Hallen-EM-Norm: 19,80 m

<link btn>Hallen-DM 2017 live

Mehr:

<link>Alles rund um die Hallen-DM 2017 finden Sie auf unserer Microsite

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