Wenn am 25. und 26. Juli die besten DLV-Athleten bei den Deutschen Meisterschaften in das Nürnberger Grundig-Stadion einmarschieren, sind sie auf den Spuren ganz großer Namen unterwegs. Für viele Stadionrekorde müssen Leistungen von Legenden überboten werden.
Neben den Olympiastadien in Berlin und München, der WM-Arena in Stuttgart und dem Müngersdorfer Stadion in Köln mit dem früheren ASV-Sportfest dürfte die Freiluftarena in Franken die prominentesten Leichtathleten auf deutschem Boden gesehen haben.
Das liegt vor allem daran, dass von 1994 bis 2001 an der Noris das Live-Sportfest stattfand. Diese Veranstaltung entwickelte sich zu einem Meeting, bei dem sich die Weltspitze die Klinke in die Hand gab. Zu Gast waren zahlreiche Olympiasieger, Weltmeister und Europameister.
„Das waren schon Namen“, erinnert sich Live-Macher Ludwig Franz noch heute, „wir wollten immer ein Sportfest für die deutschen Athleten machen, garniert mit absoluter Weltklasse. Damit sind wir gut gefahren. Die Meetings hatten immer einen hohen sportlichen Stellenwert. Im Nürnberger Stadion herrschen beste Verhältnisse. Das hat sich auch in den Leistungen niedergeschlagen.“
Top-Stars halten die Stadionrekorde
Abzulesen ist die Qualität der Live-Sportfeste noch heute an der Liste der Stadionrekorde. Dort haben sich klangvolle Namen verewigt. Über 100 Meter warteten der zweimalige Vize-Weltmeister Bruny Surin (Kanada; 9,92 sec) und die jamaikanische Sprint-Diva Merlene Ottey (11,02 sec) mit den besten Leistungen auf.
Auch die Hürdenzeiten der zweimaligen Weltmeister Colin Jackson (Großbritannien; 13,07 sec) und Michelle Perry (USA; 12,59 sec) sowie der Atlanta-Olympiasiegerin über 400 Meter Hürden, Deon Hemmings (Jamaika; 54,10 sec), sind bemerkenswert.
Doppel-Olympiasieger Hicham El Guerrouj (Marokko) absolvierte die 1.500 Meter in 3:32,40 Minuten. Lauflegende Haile Gebrselassie (Äthiopien) steht über 5.000 Meter mit 12:54,60 Minuten zu Buche. Der Brite Jonathan Edwards, immer noch Weltrekordhalter im Dreisprung, wartete mit 17,43 Metern auf und der zweimalige Olympiasieger Virgilijus Alekna (Litauen) schleuderte seinen Diskus an die 70 Meter heran (69,41 m).
Deutsche Athleten sorgten in Nürnberg für Herausragendes
Doch auch deutsche Athleten zeigten in Nürnberg Weltklasse-Leistungen. So wird der Stadionrekord im Stabhochsprung mit 5,92 Metern vom früheren Kölner Tim Lobinger gehalten, im Speerwurf glänzten der Magdeburger Raymond Hecht (87,69 m) und die Leverkusener Ex-Weltmeisterin Steffi Nerius (68,40 m). Herausragend sind auch die 20,53 Meter der Atlanta-Olympiasiegerin Astrid Kumbernuss (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen.
Nach dem Aus der Live-Sportfeste fanden mit der DLV-Gala 2006 und den Deutschen Meisterschaften 2008 zwei weitere hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen in der Grundig-Arena statt, bei denen ebenfalls der ein oder andere aktuelle Stadionrekord erzielt wurde.
Mehrere Stadionrekorde werden wackeln
So kommt es, dass im Juli Hindernis-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus; 9:50,05 min) ebenso als Stadionrekordhalterin antreten dürfte wie der Leverkusener Hammerwerfer Markus Esser (76,75 m), die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt (5.000 m; 15:38,33 min) und unter Umständen Hochspringerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt; 2,00 m) nach ihrer Babypause.
So mancher Nürnberger Rekord wird unter diesen Vorzeichen in jedem Fall wackeln. Den Leipziger Kugelstoß-Weltmeister David Storl sollten die 20,60 Meter des Ex-Europameisters Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) nicht in Verlegenheit bringen. Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) hat sogar die Möglichkeit, den Rekord ihrer eigenen Schwester Nastja aus dem Jahr 1996 (4,63 m) zu überbieten. Auch die 200 Meter-Zeit von Daniel Schnelting (LAZ Rhede; 20,54 sec) dürfte ins Visier genommen werden.
Weitsprung auf dem Hauptmarkt
Die Frankfurter Hammerwerferinnen Betty Heidler und Kathrin Klaas können Jagd auf die Marke der Rumänin Mihaela Melinte (74,77 m) machen. Selbst die 66,51 Meter der dreimaligen Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) sind an einem guten Tag der deutschen Diskus-Elite um Titelverteidigerin Shanice Craft (MTG Mannheim) nicht undenkbar.
Im Weitsprung bleiben dagegen die Stadionrekorde von Heike Drechsler (6,99 m) und Sebastian Bayer (8,15 m) unangetastet. Diese Titel werden nämlich schon am 24. Juli nicht im Stadion, sondern auf dem Hauptmarkt vergeben. Der Hamburger Sebastian Bayer wird dann aber wieder mit dabei sein, um den Titel kämpfen und wie schon vor sieben Jahren zu einem ganz weiten Sprung ausholen wollen.
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