| Mehrkampf-Meeting Ulm

Jennifer Oeser überrascht – Anna Maiwald glänzt

Nach dem ersten Tag des Mehrkampf-Meetings in Ulm bahnt sich ein Zweikampf zwischen den Leverkusenerinnen Anna Maiwald (3.691 Punkte) und Jennifer Oeser (3.653 Punkte) an. Maiwald liegt auf Bestleistungskurs, Oeser überraschte sich selbst mit stabilen Leistungen, die Hoffnung machen auf mehr. Im Zehnkampf übernachtet der Deutsche Meister René Stauß (4.142 Punkte) als Führender.
Silke Morrissey

Jennifer Oeser hatte am ersten Tag ihres Siebenkampf-Comebacks sichtlich Spaß und gleich mehrfach Grund zum Jubeln. Erst im Hochsprung, als die Latte sowohl bei 1,75 als auch bei 1,78 Meter im dritten Versuch liegen blieb („Vielen Dank, hier mache ich Schluss“, teilte sie dem Publikum anschließend strahlend mit.) und dann, als die Kugel bis auf 13,88 Meter flog – und damit sogar weiter als bei ihrem besten Siebenkampf 2010 in Barcelona (Spanien).

Nach langwierigen Verletzungen und der Geburt ihres Sohnes im Oktober 2014 fehlten in Summe nach vier Disziplinen zwar doch rund 200 Zähler zu den Resultaten, die sie einige Jahre zuvor in Serie angeboten hatte. Aber es war ein großer Schritt in die richtige Richtung.

„Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, hier in Ulm im kleinen Rahmen zu starten“, sagte sie. „Nach drei Jahren Siebenkampf-Pause – und die Geburt ist ja auch noch nicht so lange her – stand über allem ein ganz großes Fragezeichen. Jetzt habe ich mich heute in vielen Disziplinen selbst überrascht.“ Zum Beispiel im Hochsprung, wo sie sich noch wenige Wochen zuvor in Neuwied die Ferse geprellt hatte, oder im Kugelstoßen, wo sie nach der Geburt kurz daran gezweifelt hatte, ob die 13 je wieder vor dem Komma stehen würde.

Anna Maiwald glänzend aufgelegt

Gefordert wird Jennifer Oeser in Ulm wie schon im gemeinsamen Training („Da haben wir uns häufig gebattelt!“) von Anna Maiwald, die sich am ersten Tag in starker Form präsentierte und als Führende in die Halbzeit-Pause ging. Mit 13,63 Sekunden über die Hürden und 14,13 Metern im Kugelstoßen konnte sie zwei Einzel-Bestmarken verbuchen und war auch im Hochsprung (1,72 m) sowie über 200 Meter (24,03 sec) gut aufgelegt.

„Ich bin voll und ganz zufrieden“, bilanzierte Anna Maiwald und fügte hinzu: „Ich war zuletzt ein bisschen kränklich und wusste noch gar nicht, ob ich hier starten kann.“ Seit dem vergangenen Jahr steht ihre Siebenkampf-Bestleistung bei 5.894 Punkten. Diese sollte am zweiten Tag fällig sein – und vielleicht sogar erstmals die 6.000-Punkte-Marke. „Wenn alles passt, sollte das klappen“, bestätigte sie. Sonst droht eine Strafe: „Wenn ich keine 6.000 Punkte schaffe, muss ich 400 Meter Hürden laufen“, verriet sie lachend.

Fortschritte macht nach schwerer Knieverletzung auch Kira Biesenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen). Die U23-Vize-Europameisterin floppte im Hochsprung aus kurzem Anlauf über 1,72 Meter und damit sieben Zentimeter höher als beim Saisoneinstieg.

René Stauß bester Fünfkämpfer

Im Zehnkampf spielte der Deutsche Meister wieder einmal in der vierten Disziplin seine Stärke aus: René Stauß (LAV Stadtwerke Tübingen) sammelte im Hochsprung mit 2,13 Metern 925 Punkte und übernahm damit die Führung, die er mit Bestzeit über 400 Meter (50,27 sec) auch nicht mehr hergab.

„Das zwar mein zweitbester erster Tag“, konnte er anschließend verkünden. Noch nie war der ehemalige Hochspringer so früh in die Zehnkampf-Saison gestartet. „Daher wusste ich gar nicht, wo ich stehe, und bin sehr zufrieden.“ Auf Rang zwei übernachtet sein Vereinskollege Nils Merten (4.052 Pkt), der aber schon lachend ankündigte: „Nach den Hürden bin ich morgen wieder vorn!“

Dahinter rangiert nach Tag eins überraschend Nico Beckers (Aachener TG; 4.032 Pkt), der nach vier Einzel-Bestleistungen rund 200 Zähler mehr auf dem Konto hat als bei seinem bisher besten Zehnkampf. „Das ist heute perfekt gelaufen“, strahlte er, räumte aber sogleich ein: „Der erste Tag ist mein guter Tag.“ Bis zum Stabhochsprung wird er am Donnerstag mithalten können, der Stabhochsprung und der Speerwurf seien seine Schwächen.

Tim Nowak auf Kurs

Lokalmatador Tim Nowak (SSV Ulm 1846; 4.003 Pkt) ist auf Position vier in Lauerstellung. Mit seinem starken zweiten Tag kann er sich in den weiteren Disziplinen noch nach vorne arbeiten, wichtig aber vor allem: Er liegt auf Kurs jenseits der 7.800 Punkte und damit deutlich über der Norm für die U23-Europameisterschaften in Tallinn (Estland; 9. bis 12. Juli), für die 7.600 Punkte gefordert sind.

„Hat Spaß gemacht!“ konnte Raúl Spank (LG Nord Berlin) am Ende eines für ihn langen Arbeitstages verkünden. Der Hochspringer versuchte sich an den ersten vier Disziplinen, und das ganz passabel: Über 100 Meter (11,50 sec) lief er zwar noch hinterher („Nach 70 Metern dachte ich: Was ist denn jetzt los?“), im Weitsprung (7,03 m) konnte er, wenn auch nicht zufrieden mit sich, gut mithalten, und im Kugelstoßen kratzte er sogar an der 12-Meter-Marke. Mit 2,16 Metern im Hochsprung reihte er sich nach vier Disziplinen auf Rang fünf ein. Die 400 Meter schenkte er sich aber, um Kraft für weitere Hochsprung-Wettkämpfe zu sparen.

Arthur Abele geehrt

Unter den Zuschauern im Donaustadion war auch ein Top-Mehrkämpfer, der in diesem Jahr eine Zwangspause einlegen muss: Der Vize-Europameister in der Halle im Siebenkampf Arthur Abele (SSV Ulm 1846). Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen Mathias Brugger und Manuel Eitel wurde er vom Präsidenten des SSV Ulm Willy Götz für die Leistungen des vergangenen Jahres geehrt.

Fünf Wochen nach seinem Achillessehnen-Riss konnte Arthur Abele schon ohne Krücken das Ehrungspodest erklimmen und hatte auch sonst gute Neuigkeiten zu verkünden: Der Heilungsprozess nach der Operation verlaufe sehr gut, die Fortschritte beim Zusammenwachsen der Sehne sowie bei der Verheilung der Narbe seien sehr zufriedenstellend. Auch das alternative Training im Kreis seiner Trainingsgruppe hat längst begonnen, mit Radfahren und Kräftigungsübungen im Mittelpunkt.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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